Die Zukunft ist weiblich – Frauen erobern Ingenieurberufe

„Das ist Männersache!“, heißt es oft, sobald technische Herausforderungen zu lösen sind. Doch die Zeiten ändern sich. Ingenieurinnen sind auf dem Vor-marsch und nie war der Zeitpunkt besser, um im Zuge des Fachkräfte-mangels zu zeigen, was Frau wirklich kann.

Ingenieurberufe sind Männersache. Noch geben die geringen Frauenquoten in den technischen Berufszweigen dieser Aussage recht. In den vergangenen Jahrzehnten haben nur wenige, selbstbewusste Frauen, Ingenieurs-Studien-gänge gewählt. Dies hängt zu einem großen Teil an der geschlechterspezifi-schen Einteilung vieler Berufsgruppen. Technische Berufe sind von jeher eine Domäne der Männer, die Frauen weitgehend ausschließt. Im Zuge des Kamp-fes um neue Talente und qualifiziertes Personal hat sich diese Entwicklung je-doch grundsätzlich verändert.

Anzeige

Faszination

Der Frauenanteil in Bereichen wie Elektrotechnik liegt zwar im Moment im Schnitt nur bei etwa 10 Prozent. Dennoch ist die Tendenz eindeutig steigend. Das zeigen auch die Arbeitslosenzahlen. Während im Jahr 2005 noch 18,9 Pro-zent der Ingenieurinnen arbeitslos gemeldet waren, sind es im Jahr 2007 nur noch 8,4 Prozent. Immer mehr weibliche Ingenieure werden von Unterneh-men eingestellt und zeigen, dass es in Sachen Kompetenz keinerlei Unterschie-de zwischen den Geschlechtern gibt. Zudem gibt es immer mehr Initiativen, durch die junge Mädchen schon früh mit technischen Berufen in Berührung gebracht werden, wie beispielsweise den „Girls Day“. Dazu werden zahlreiche Veranstaltungen organisiert, bei denen verschiedene Unternehmen Schülerin-nen einladen, um ihnen die Scheu vor der Technik zu nehmen und die beruf-lichen Perspektiven eines Ingenieurstudiums nahe zu bringen. Erstaunlich ist bei solchen Aktionen, wie schnell die jungen Mädchen Neugier und Interesse für technische Zusammenhänge entwickeln und bereit sind selbst Hand anzule-gen. So geschehen beim Unternehmen ifm electronic. Dort besuchten 20 Schü-lerinnen das Unternehmen und programmierten schon nach kurzer Zeit Mikro-controller und führten kleinere Lötarbeiten durch. An den mangelnden Fähig-keiten liegt es also nicht, dass so wenige Frauen Ingenieursberufe ergreifen. Die große Hoffnung ist, dass solche Veranstaltungen die Studienwahl der zu-künftigen Absolventen maßgeblich beeinflusst und auch in Zukunft die Zahl der Nachwuchs-Ingenieurinnen steigt.

Karrierechance

Für bereits ausgebildete Spezialistinnen ist im Moment ebenfalls ein idealer Zeitpunkt für einen Einstieg. Immer mehr Unternehmen suchen nicht nur hän-deringend nach qualifiziertem Personal, sondern ganz gezielt nach weiblichem Nachwuchs und Professionals, sodass sich der aktuelle Fachkräftemangel als ideales Sprungbrett für eine erfolgreiche Karriere als Ingenieurin herausstellen könnte. Grund dafür ist nicht nur der Mangel an technischem Know-how, son-dern auch die wachsende Erkenntnis, dass sich die Prozessentwicklung in ge-mischten Teams oft als effizienter und erfolgreicher herausgestellt hat.

Familienplanung

Auch bei den Karrierechancen innerhalb des Unternehmens ist das Thema Gleichberechtigung nicht immer die erste Priorität. So stellte eine Studie des Vereins Deutscher Ingenieure e.V. (VDI) fest, dass Familienfreundlichkeit noch von vielen Unternehmen als reines Frauenthema behandelt wird.  Frauen wer-den häufig vor die Wahl Beruf oder Familie gestellt. Dabei entscheiden sich weibliche Führungskräfte häufig gegen Kinder, was, laut VDI-Studie, die Entwi-cklung der alternden Gesellschaft zunehmend unterstützt. Männer hin-gegen, die aus der klassischen Rollenverteilung ausbrechen wollen, sehen sich häufig mit Konflikten mit den Vorgesetzten konfrontiert, besonders wenn es um das Thema Elternzeit geht. Gerade in Fällen, in denen beide Elternteile als Inge-nieure berufstätig sind, kann sich dies negativ auf eine mögliche Karriere der Frau auswirken.

Einzelabsprachen

Grundsätzlich gilt aber, dass individuelle Absprachen sowohl für Ingenieurinnen, als auch Ingenieure fast immer möglich sind. Gerade mittel-ständische Unternehmen sind hier für Einzelentscheidungen offen. Handlungs-bedarf liegt nach Meinung der Ingenieure vor allem bei Firmen, die keine adä-quaten Möglichkeiten für eine betriebsinterne Kinderbetreuung haben. Immer-hin würden 80 Prozent der ingenieurwissenschaftlichen Führungskräfte mit Kin-dern eine günstige Kinderbetreuung einer Erhöhung des Kindergeldes vorzieh-en.

Generationswechsel

Die Veränderung muss vor allem in den Köpfen beginnen. Sowohl Unterneh-men, männliche Ingenieure aber auch junge Frauen, die vor der Berufswahl stehen, müssen die Vorurteile und gängigen Klischees ingenieurtechnischer Be-rufe ablegen und noch mehr die zahlreichen Möglichkeiten dieses Ausbildungs-weges bedenken. Initiativen, wie der bereits genannte Girls Day, sind ein guter Weg. Doch noch überzeugender könnten Ingenieurinnen, vor allem in Füh-rungspositionen sein, die ihren Geschlechtsgenossinnen als Vorbild und Leitfi-gur dienen. Die Verantwortung dafür, dass dieser Karriereweg für noch mehr Frauen zu beschreiten ist, kann von Unternehmen maßgeblich gefördert wer-den. Ein Management, dass schon in der Unternehmensphilosophie die Grund-sätze der Gleichheit verankert und es sich zum Ziel macht, dem Mitarbeiter ein Gefühl der Geborgenheit zu geben, kann mit dazu beitragen, die Folgen des Fachkräftemangels einzudämmen und eine nachhaltige Sicherheit für die beruf-liche Zukunft zukünftiger und bereits ausgebildeter Ingenieurinnen bieten.

Dr. Myriam Jahn, ifm electronic

Anzeige

Weitere Artikel

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.