Unternehmen stehen vor einer herausfordernden zweiten Jahreshälfte. Im günstigsten Fall ist eine gewisse Erholung der lokalen und globalen Wirtschaft zu erwarten, aber es wird weder zügig noch einfach ablaufen. Die IT bildet in dieser Hinsicht keine Ausnahme.
Das Forschungs- und Beratungsunternehmen Gartner hat vor Kurzem seine globale Prognose für die zweite Jahreshälfte deutlich gesenkt, da die Covid-19-Epidemie weiterhin neue Regionen der Welt heimsucht. Im Januar hatte das Unternehmen vorhergesagt, dass die weltweiten IT-Ausgaben von 3,8 Billionen Dollar im Jahr 2019 auf 3,9 Billionen Dollar im Jahr 2020 ansteigen werden. Nun geht es davon aus, dass frühere Wachstumsindikatoren – einschließlich des Verkaufs von Hardware und Cloud-Technologie – einen Rückgang der Gesamtausgaben um 8% im Vergleich zu 2019 nicht aufhalten werden.
Ein Schritt vorwärts, zwei zurück
Die Wirtschaft befindet sich in einem Zustand der Unsicherheit. Deutschland und viele Länder Europas spüren allmählich die Erleichterung der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Aber viele Branchen leiden noch immer darunter, weil sie zu den reglementierten Wirtschaftszweigen gehören oder ihr Kundenstamm durch die Krise an Kaufkraft verloren hat.
Gegenwärtig ist ein gewisser Anstieg der IT-Verkäufe zu verzeichnen, die hauptsächlich auf Infrastruktur und Ausstattung für das Homeoffice entfallen. Es handelt sich um eine vorübergehende Blase, auf die man sich nicht stützen sollte. Tatsächlich werden die CFOs wahrscheinlich die IT-Budgets einfrieren und nur wesentliche Anschaffungen erlauben. Projekte können nur dann auf Genehmigung rechnen, wenn sie unmittelbare und erhebliche finanzielle Einsparungen bieten, beispielsweise Projekte zur Konsolidierung der Infrastruktur.
Im Bereich der Infrastruktur ist damit zu rechnen, dass viele Organisationen einen abgestuften Ansatz umsetzen werden. Kritische und wichtige Anwendungen werden eine teure Speicherinfrastruktur erhalten, die höchste Verfügbarkeit und Leistung ermöglicht, während sich weniger wichtige Anwendungen mit einer kostengünstigeren Infrastruktur begnügen müssen. Zweifellos verspüren viele CFOs das Bedürfnis, Prioritäten zu setzen, Geld in erster Linie für lebenswichtige Ressourcen auszugeben, wo möglich Kompromisse einzugehen und insgesamt zu versuchen, so viel wie möglich zu sparen.
Gefährliche IT-Entscheidungen
Wirtschaftliche Ungewissheit gepaart mit dem Wunsch, Kosten zu sparen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, können in der Infrastrukturbeschaffung langfristig zu einer problematischen und sogar finanziell riskanten Taktik führen. Denn in einer Zeit der Ungewissheit entscheiden sich viele Unternehmen für den Ad-hoc-Kauf von Infrastruktur, anstatt für die kommenden Jahre zu planen. Der abgestufte Ansatz, den ich erwähnte, kann ein Unternehmen um Jahrzehnte zurückwerfen und zu einem Zustand technologischer „Inseln“ mit einer Vielzahl von Systemen und Management-Tools führen. Das wiederum führt im Laufe der Zeit zu einer Verschwendung von Zeit, Arbeitskräften und Ressourcen und einer längeren Bearbeitungszeit jeden Projekts. Unternehmen, die an der Infrastruktur sparen, werden langsamer agieren und laufen Gefahr, ihren Wettbewerbsvorteil zu verlieren.
Darüber hinaus ist nicht auszuschließen, dass es Ende des Jahres eine zweite Welle der Covid-19-Epidemie geben wird. Unternehmen sind sich bewusst, dass die Infrastruktur auf die zweite Welle vorbereitet werden sollte. Allerdings werden dies die tatsächlichen Budgets wahrscheinlich nicht zulassen, was Unternehmen erneut in Gefahr bringen könnte.
Die Lösung: Flexibilität der IT-Infrastruktur – nicht immer in der Cloud
Um in der zweiten Hälfte des Jahres erfolgreich zu sein und sich gleichzeitig auf die zweite mögliche Welle der Epidemie vorzubereiten, muss zunächst der Beschaffungsansatz für die Speicherinfrastruktur geändert werden und dafür ist eine Verlegung der gesamten Infrastruktur in die Cloud nicht die passende Lösung.
Während die Cloud unmittelbaren Zugang zu Infrastruktur ermöglicht, ohne Wartezeiten und Hürden im Beschaffungsprozess, bedeutet ihre Nutzung signifikant höhere Betriebsausgaben (OpEx). Die meisten Organisationen ziehen Investitionsausgaben (CapEx) vor, weil sie die Activa des Unternehmens verbessern. Die Ausgaben für die Cloud im Vergleich zu den Ausgaben in einem lokalen Rechenzentrum können zwei- bis sechsmal höher ausfallen (je nachdem, was verglichen wird). Dies spiegelt sich auch in der erwähnten Gartner-Prognose wider.
Unternehmen sind in dieser komplexen Zeit mit einem Dilemma konfrontiert: Sie wollen die Vorteile der Cloud nutzen, ihre IT-Ressourcen nur bei entsprechender Nachfrage ausbauen, und die Ressourcen wieder verringern, wenn die Nachfrage sinkt. Andererseits ziehen sie Investitionsausgaben Betriebsausgaben vor.
Die Lösung liegt daher in einer Kombination beider Modelle der Infrastrukturbeschaffung. Tatsächlich betreiben viele Unternehmen hybride Systeme aus Private und Public Cloud. Die Private Cloud ist für eine Organisation billiger und lässt sich, je nach Präferenz, in ein CapEx oder ein OpEx- Modell integrieren. Das bietet eine große Chance für Einsparungen und Effizienzsteigerungen, wenn (und nur wenn) es der Organisation gelingt, die Flexibilität der Public Cloud zu erreichen. In naher Zukunft werden solche flexible Speichersysteme hoch auf der Wunschliste der Unternehmen stehen, die Cloud-Fähigkeiten (sofortiges Wachstum, Pay-per-Use) mit den Vorteilen der Private Cloud kombinieren (Wahl zwischen CapEx / OpEx / Kombination zwischen beiden, geringere Kosten).
Lieferanten müssen ihren Kunden in den kommenden Monaten neben geschäftlicher auch operative Flexibilität bieten, weil diese zunehmend die Möglichkeit benötigen, Infrastruktur kurzfristig zu kaufen und das Nutzungsmodell zu jedem Zeitpunkt zu ändern und nicht nur alle paar Jahre, wenn riesige Speicherinfrastrukturen für Millionen gekauft werden. In einem Zustand der Unsicherheit müssen wir flexibel sein. Die Speicherinfrastruktur bildet den Engpass und Unternehmen, die es versäumen, ihre Speichersysteme zu flexibilisieren, werden einen hohen Preis zahlen, wenn sie aus Mangel an Alternativen in die Cloud wechseln müssen.