Was zunächst wie eine technologische Spielwiese anmutete, hat sich inzwischen zu einem Leuchtturm-Projekt entwickelt: CAMP3, die virtuelle Plattform von TÜV Rheinland, ist ein Projekt, das man angesichts seines innovativen Charakters eher in Startups vermutet als bei einem etablierten TIC-Dienstleister.
TÜV Rheinland erklärt, welche Ziele es mit dem Transformationsvorhaben verbindet und welche Einsatzbereiche sich mit dem Corporate Metaverse bereits abdecken lassen.
Rückblickend ist CAMP3 eine konsequente Orientierung an einer dynamischen technologischen Entwicklung, die auch TÜV Rheinland als Unternehmen seit Jahrzehnten durchläuft. Nach der Ära von Web 1.0 (statische Webseiten mit eindimensionaler Kunden-Kommunikation) und der Phase des Web 2.0 mit Benutzerzentrierung, Interaktivität, sozialer Vernetzung und kollaborativem Arbeiten, markiert Camp3 die Ankunft von TÜV Rheinland im Web 3.0, das eine immersive und virtuelle Umgebung für eine völlig neue Lern- und Kundenerfahrung bietet.
TÜV Rheinland unterstreicht damit seinen Anspruch, das Thema Weiterbildung deutlich in die Zukunft zu denken und seine Vision, dass sich die Beziehungen zu KundInnen, BewerberInnen und PartnerInnen tiefgreifend verändern. Konzeptionell befasst sich das Unternehmen mit der Möglichkeit der Interaktion über Avatare in virtuellen Welten schon länger.
Bereits vor Corona experimentierte das Unternehmen mit neuen Lernformaten. Seit dem Start seiner Digitalisierungsoffensive unternimmt TÃœV Rheinland erhebliche Entwicklungsanstrengungen, um für Mitarbeitende und KundInnen eine reichhaltigere Benutzererfahrung durch die Integration von Multimedia-Inhalten wie Videos, Bildern und interaktiven Anwendungen rund um die Weiterbildung der Zukunft zu ermöglichen. Dazu zählen Formate wie die VR Safety Training Box für betriebliche Sicherheitsunterweisungen ebenso wie das Event „Empower People“, welches TÃœV Rheinland 2023 gelauncht hat. Entstanden ist auf Basis von Camp3 eine branchenweit viel beachtete „begehbare, digitale Plattform“ in 3D-Format rund um die Themen lebenslanges Lernen, Personalentwicklung und Gesundheit am Arbeitsplatz, die vielfältig skalier- und erweiterbar ist und die schon mehr als 10.000 User aufgesucht haben.Â
Leichter Zugang für „digitale Teilhabe“
Auf digitale Vorbilder für CAMP3 konnte TÜV Rheinland nicht zurückgreifen, zumindest nicht aus dem Business-Kontext. Als die Idee im Rahmen eines Marketing-Meetings 2021 geboren wurde, drängten sich den meisten Anwesenden zunächst einmal Bilder aus dem Gaming-Sektor auf. Der notwendige Transfer der Gaming-Charakteristik in die Corporate-Welt war dann auch eine der größten Herausforderungen im Projekt. Eine weitere war die Vorgabe, dass keine Gadgets bzw. Equipment erforderlich sein dürften, um das Corporate Metaverse von TÜV Rheinland zu betreten. Ziel sollte es sein, möglichst vielen Menschen die „digitale Teilhabe“ zu ermöglichen.
Den heutigen Reifegrad von CAMP3 haben mehrere Faktoren entscheidend beeinflusst:
- die Interdisziplinaritätdes Projektteams
- eine transparente regelmäßige Projektkommunikation
- eine sorgfältige Evaluierungsphase: Was wollen wir mit CAMP3? Was sollte eine solche Plattform können? Was muss sie nicht können?
- die Modularität
- eine transparente interne Kommunikation
- die Einbindung von Führungskräften und Mitarbeitenden in die Testphasen
- die „Mitnahme“ von BewerberInnen und KundInnen in die virtuelle Welt
1. Interdisziplinarität des Projektteams
Dem Projektteam gehörten alle wesentlichen Disziplinen aus dem Geschäftsbereich an: neben RepräsentantInnen aus dem Marketing, Vertretende aus dem Bereich Business Development und Digital Learning; operative ExpertInnen, die die Bedürfnisse der KundInnen kennen und fachliche Inhalte einsteuern konnten, ebenso wie Vertretende aus dem Bereich Vertrieb. Mehrere Workshops mit den Fachbereichen sowie den einzelnen Geschäftsfeldern stellten sicher, dass das Projekt die Business-Relevanz behielt.
2. Transparente Projektkommunikation
Bei fünf bis 20 Projektbeteiligten ist es wichtig, dass alle immer auf dem gleichen Stand sind. Transparente und engmaschige Projektkommunikation war ein absolutes Muss, um das Projekt zuverlässig zu steuern.
3. Evaluierung
Die Konzeptphase nahm die meiste Zeit in Anspruch. Da die Technologie des Metaverse eine umfassende Integration von Inhalten ermöglicht, ist die Verlockung groß, auch wirklich alles, was wünschenswert, spannend, markenbildend, obligatorisch oder einfach nur gerade aktuell erscheint, ins Lastenheft zu schreiben. Hier galt es den richtigen Fokus entlang der Business-Ziele zu setzen – und diese waren klar definiert:
- Neue Business Cases: Erwerben von Kenntnissen „Web3“-Technologie (Metaverse-Räume, NFTs, Mixed Realität usw.) und Ermitteln von Geschäftsmöglichkeiten durch die Entwicklung von neuen Projekten.
- Future Evidence: Steigerung von Markenimage & -bewusstsein als vertrauenswürdige Marke für neue und bestehende Kunden. Ein weiteres zentrales Anliegen war die fortlaufende Modernisierung des Markenimages, mit dem klaren Ziel, das Vertrauen in die Innovationskraft von TÜV Rheinland zu festigen und weiter auszubauen.
- Digitale Gemeinschaft: CAMP3 soll zur Austausch- und Kollaborationsplattform, zu einer virtuellen Heimat für Mitarbeitende werden; Ziel ist es, eine standortübergreifende nationale wie internationale „digitale Gemeinschaft“ zu schaffen.
Event-Area: TÜV Rheinland nutzt das Metaverse auch, um Mehrwerte für bestimmte virtuelle
Veranstaltungen zu schaffen mit zusätzlichen Inhalten passend zum Thema. (Bildquelle: TÜV Rheinland)
4. Modularität
Eine weitere Herausforderung bei Projekten wie dem Metaverse ist der Wunsch, alles gleichzeitig fertigstellen zu wollen. Hier gilt: Sorgfalt und eine technische einwandfreie Programmierung gehen vor Schnelligkeit. Für die Umsetzung holte sich TÜV Rheinland deshalb einen erfahrenen Technologiepartner an Bord.
5. Interne Kommunikation
Die Resonanz hinsichtlich der Projektankündigung von CAMP3 innerhalb des Geschäftsbereichs war zunächst gemischt. Begeisterung auf Seiten digital affiner Mitarbeitender, verhaltene Skepsis bis hin zur Ablehnung und der Frage, warum man denn nicht weiterhin auf Flyer setze, bei anderen: Es zeigte sich die gesamte Bandbreite an Reaktionen auf ein Transformationsprojekt, das für viele Mitarbeitende auf allen Ebenen zunächst sehr abstrakt war. Regelmäßige Updates über den Fortgang des Projekts steigerten das Verständnis für CAMP3 zunehmend.
6. Führungskräfte und Mitarbeitende werden zu Testern
Interaktive Sneak Previews sorgten dafür, dass die Vorstellung von CAMP3 unter Führungskräften wie Mitarbeitenden immer mehr Form annahm und die Identifikation deutlich steigerte. Insbesondere eine Challenge, die bis in Social-Media-Sphären wie LinkedIn ausgerollt wurde, steigerte die Interaktionsrate auf bis zu 50 Prozent bei Führungskräften wie Mitarbeitenden. Auch die Vertriebskräfte haben seitdem eine klare Vorstellung davon, wie CAMP3 als Türöffner beim Kunden wirken kann.
7. Mitnehmen von BewerberInnen und KundInnen in die virtuelle Welt
Die Ausweitung der CAMP3-Zielgruppen von Event- und Fachbesuchern auf BewerberInnen und KundInnen ist ein neuer Meilenstein bei TÜV Rheinland. Damit trägt das Unternehmen einem wichtigen Trend der neuen Generationen Rechnung: Die 20- bis 37-Jährigen sind mit Computern aufgewachsen und in einer vernetzten Welt sozialisiert. Ihre Repräsentanten leben ein anderes Kommunikationsverhalten. Sie sind es gewohnt, persönliche Informationen und ihr Wissen auch spielerisch und hierarchiefrei zu teilen und dezentral und virtuell in Netzwerken sowie auf Projekten zu arbeiten. Auch ihr Wertegerüst basiert auf anderen Säulen als die der heutigen Führungskräfte der zweiten und dritten Ebene. Das kollektive Wissen, das sie sich über ihre unternehmensübergreifenden Netzwerke in kürzester Zeit verschaffen, hilft ihnen dabei. Aufbau und Struktur von CAMP3 zahlt genau auf diese Mentalität ein und bietet einen Mehrwert für Mitarbeitende und kann zur Gewinnung neuer Mitarbeitender beitragen.
In einem Zeitalter, in dem unternehmerische Innovationen und wirtschaftliches Wachstum primär auf Wissen, Kreativität sowie Kommunikations- und sozialen Fähigkeiten basieren, ist Innovationsbereitschaft und -fähigkeit gefragt, aber auch verstärkte Eigenverantwortung und die Offenheit für lebenslanges Lernen. Dafür bietet CAMP3 die entsprechende Bühne. TÜV Rheinland demonstriert interaktiv und immersiv, wie Lernen der Zukunft heute schon gelingen kann, wie Unternehmen und Mitarbeitende davon profitieren und wie arbeitsintegrierte Lernszenarien und Arbeitsschutz der Zukunft aussehen können.
www.tuv.com/camp3