Alle großen sozialen Online-Netzwerke versagen bei der Bekämpfung antisemitischer Inhalte, wie eine Analyse des Center for Countering Digital Hatred (CCDH) zeigt.
Demnach bleiben auf Facebook, Instagram, TikTok, Twitter und YouTube 84 Prozent antijüdischer Hass-Postings völlig unbehelligt online. Und das, obwohl sie eigentlich klar gegen Verhaltensregeln verstoßen, die sich die Anbieter selbst in ihrem Policy-Regelwerk auferlegt haben.
Als „bösartige Inhalte“ gemeldet
Laut CCDH sind die betreffenden Beiträge ja eigentlich von Nutzern der Portale über ihre eigenen Tools als „bösartige Inhalte“ gemeldet worden. „Wir sehen also, dass die Portalbetreiber nicht in der Lage sind, ihre eigenen Community-Regeln in Bezug auf antisemitischen Content durchzusetzen“, betonen die Experten.
Durch dieses Fehlverhalten würden die Tech-Unternehmen der Befeuerung und Verbreitung von antijüdischem Hass im Netz quasi einen Freifahrtschein spendieren, kritisiert die NPO mit Sitz in London und Washington. „Dadurch steigt die Bedrohung für die jüdische Gemeinschaft. Social-Media-Firmen müssen das besser hinbekommen. Die Plattformen müssen eigene Moderatoren anheuern und trainieren, um diesem Hass Einhalt zu gebieten. Wenn sie das nicht hinbekommen, muss man sie zur Verantwortung ziehen“, so die Einschätzung.
714 Meldungen im Mai und Juni
Eigenen Angaben nach hat das CCDH im Mai und Juni dieses Jahres 714 Postings auf Facebook, Instagram, TikTok, Twitter und YouTube identifiziert, die klar als antisemitisch zu klassifizieren sind und gegen die Community-Regeln der Plattformen verstoßen. Diese Meldungen, in denen unter anderem auch der Holocaust geleugnet oder abstruse Verschwörungstheorien zur geheimen jüdischen Weltherrschaft gestreut werden, wurden von Nutzern 7,3 Mio. Mal angesehen.
„Wir haben herausgefunden, dass die Plattformen im Schnitt nur in weniger als einem von sechs der gemeldeten Fälle von Antisemitismus wirklich auch tätig geworden sind“, so die CCDH-Experten. Am schlechtesten schneidet Facebook ab, das mit 14 von 129 gemeldeten Inhalten nur 10,9 Prozent der Hass-Postings tatsächlich auch entfernt hat. Knapp an zweiter Stelle landet Twitter mit 15 gelöschten Beiträgen aus 137 (elf Prozent), dahinter folgen TikTok (18,5 Prozent), Instagram (18,8 Prozent) und YouTube (21,2 Prozent).
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