Die Belastungen in der IT-Branche nehmen zu – mit spürbaren Folgen für Körper und Psyche der Beschäftigten.
Eine aktuelle Studie von Golem.de in Zusammenarbeit mit Fittkau & Maaß Consulting zeigt auf alarmierende Weise, wie sich die Arbeitsbedingungen auf das Wohlbefinden von IT-Angestellten in Deutschland auswirken.
Psychische Belastung auf dem Vormarsch
Die Ergebnisse der Befragung von über 3.300 IT-Beschäftigten zeichnen ein klares Bild: Über die Hälfte der Teilnehmenden (42 Prozent) beschreibt ihren psychischen Gesundheitszustand als schlecht – im Vorjahr war es noch ein gutes Drittel. Auch die körperliche Gesundheit leidet zunehmend: 37 Prozent schätzen ihren physischen Zustand als schlecht ein, ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr.
Hinter diesen Entwicklungen steckt eine Kombination mehrerer Stressfaktoren im Arbeitsalltag: 44 Prozent der IT-Fachkräfte klagen über hohen Zeitdruck, 42 Prozent über unklare Anforderungen und 36 Prozent über mangelnde Wertschätzung. Diese Belastungen führen nicht nur zu gesundheitlichen Problemen, sondern erhöhen das Risiko für Burn-out und chronische Erschöpfung.
Krank, aber trotzdem im Einsatz
Ein besorgniserregender Befund der Studie ist der Umgang mit Krankheit: Viele Beschäftigte arbeiten trotz schwerer Erkrankungen oder sogar während einer Krankschreibung weiter. Als Hauptgründe nennen sie die Sorge, das Team zusätzlich zu belasten (49 Prozent) sowie die Möglichkeit, aus dem Homeoffice zu arbeiten, ohne andere anzustecken (64 Prozent). Besonders häufig wird jedoch der Mangel an Vertretung genannt: „71 Prozent der Befragten befürchten, dass niemand ihre Aufgaben übernehmen könnte.“ Nur 11 Prozent geben an, bei Krankheit konsequent auszusetzen – selbst bei leichten Symptomen.
Ein Drittel der befragten IT-Angestellten berichtet von konkreten Burn-out-Fällen im eigenen Team im vergangenen Jahr. Weitere 37 Prozent erwarten, dass Kolleginnen oder Kollegen künftig aus Überlastung ausfallen könnten. Die Branche steht damit vor einem ernsthaften Problem, das längst keine Ausnahmeerscheinung mehr ist.
„Quiet Quitting“ auf dem Vormarsch
Neben den gesundheitlichen Warnsignalen kommt ein weiterer besorgniserregender Trend hinzu: Rund 30 Prozent der IT-Fachkräfte haben sich innerlich bereits von ihrem Beruf verabschiedet und leisten nur noch das Nötigste. Dieses sogenannte „Quiet Quitting“ betrifft zwar viele Branchen, macht sich aber besonders stark in mittelständischen IT-Unternehmen bemerkbar.
Offenheit ja – aber es braucht mehr
Erfreulicherweise zeigt sich ein gewisses Maß an Offenheit im Umgang mit Gesundheitsproblemen: „65 Prozent der befragten IT-Angestellten können mit ihrem Vorgesetzten offen über gesundheitliche Beschwerden sprechen, jeder Zweite kann sich bei psychischen Problemen an seinen Vorgesetzten wenden.“ Doch das allein reicht nicht aus, um die Entwicklung umzukehren.
Was jetzt passieren muss
Die Studienergebnisse verdeutlichen: Es braucht gezielte und nachhaltige Maßnahmen. Neben Programmen zur Burn-out-Prävention gehören auch ein wertschätzendes Betriebsklima, klare Zielvorgaben und eine faire Aufgabenverteilung dazu. Zudem spielen flexible Arbeitsmodelle wie Remote Work eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Work-Life-Balance – und damit auch beim langfristigen Erhalt der Gesundheit der Beschäftigten.