Der unsichtbare Schaden durch Wissensdiebstahl

Interner Ideenklau schadet Unternehmen

Idee

In vielen Büros ist es ein vertrautes, wenn auch kaum thematisiertes Problem: Mitarbeitende übernehmen die Ideen oder Ergebnisse ihrer Kolleginnen und Kollegen und präsentieren sie später als ihre eigenen.

Dabei geht es nicht nur um verletztes Vertrauen oder persönliche Kränkungen – der Schaden reicht weit über das einzelne Opfer hinaus. Der Organisationspsychologe David Zweig von der University of Toronto hat das Phänomen wissenschaftlich untersucht und kommt zu dem Schluss: Wissensdiebstahl gefährdet das gesamte Unternehmen.

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Ein Thema mit wenig Forschung – trotz großer Relevanz

Trotz seiner Allgegenwärtigkeit wurde Wissensdiebstahl bislang kaum erforscht. „Obwohl der Begriff des Wissensdiebstahls in der Populärpresse weitverbreitet ist, gibt es nur sehr wenige Forschungsarbeiten zu diesem Thema. Das weckte mein Interesse an den Auswirkungen, die es hat, Opfer von Wissensdiebstahl zu werden“, erklärt Zweig. Für seine Untersuchungen führte er gemeinsam mit seinem Team mehrere Studien mit insgesamt mehr als 1.500 Berufstätigen aus den USA, dem Vereinigten Königreich und Kanada durch.

Ziel war es, das Ausmaß von Wissensdiebstahl messbar zu machen und seine Konsequenzen auf das Verhalten der Betroffenen im Berufsalltag zu erfassen. Das Ergebnis ist alarmierend: „In einer Studie gaben 91 Prozent der Teilnehmer an, entweder Opfer von Wissensdiebstahl zu sein, selbst ein Täter oder Zeuge eines solchen Vorgangs zu sein“, berichtet Zweig (via Pressetext).

Die Folgen für das Miteinander im Team

Wer einmal bestohlen wurde, zieht sich häufig zurück. Die Opfer gaben an, in der Folge ihr Wissen bewusst zurückzuhalten und Anfragen von Kolleginnen und Kollegen nicht mehr offen zu beantworten. Manche gingen noch einen Schritt weiter und entwickelten Rachegefühle gegenüber den Tätern. Der Vertrauensverlust zeigt sich nicht nur kurzfristig, sondern wirkt oft über einen langen Zeitraum nach – selbst wenn die Betroffenen den Arbeitsplatz wechseln.

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„Wissensdiebstahl schafft ein wirklich toxisches Umfeld“, warnt Zweig. Das Verhalten der Betroffenen verändert sich nachhaltig, sie nehmen eine Art Schutzhaltung ein, die auch zukünftige Arbeitsbeziehungen belastet. Dadurch entsteht ein Teufelskreis, in dem offener Wissensaustausch – eigentlich eine wichtige Ressource für Unternehmen – immer seltener wird.

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Verantwortung der Führungsebene

Unternehmen, die auf Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung setzen, sollten Wissensdiebstahl nicht als nebensächliches Problem abtun. Zweig betont: „Wenn Sie etwas sehen, sagen Sie etwas. Sie müssen Wissensdiebstahl anprangern. Vor allem Führungskräfte müssen das tun. Es darf nicht normalisiert werden.“

Gerade Führungspersonen sind gefragt, eine Unternehmenskultur zu etablieren, in der geistige Leistungen anerkannt und geschützt werden. Nur so lässt sich ein produktives und vertrauensvolles Miteinander fördern – und das Risiko reduzieren, dass Mitarbeitende ihr Wissen künftig lieber für sich behalten.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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