Anordnung, Art und Zustand von Gebäuden, Grünflächen, Bürgersteigen und Straßen in Städten haben einen direkten Zusammenhang mit dem Risiko der dort lebenden Menschen, an einem Herzinfarkt zu erkranken.
Dies ist das überraschende Ergebnis einer Untersuchung von Sadeer Al-Kindi von der Herz- und Gefäßklinik der Case Western Reserve University und seines Kollegen Sanjay Rajagopalan. Es sei möglich, die Risiken durch die jeweilige Wohngegend, die die Forscher mit Google Street View begutachteten, mit 63-prozentiger Sicherheit vorherzusagen.
Umweltrisikofaktoren untersucht
Der Herzinfarkt, bei dem eine Ansammlung von Fettstoffen in den Herzkranzgefäßen die Blutzufuhr unterbricht, ist eine der häufigsten Formen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Den Forschern zufolge kann der Einsatz von Google Street View dazu beitragen, einen Überblick über die physischen Umweltrisikofaktoren in der bebauten und natürlichen Umwelt zu gewinnen, was nicht nur zum Verständnis der Risikofaktoren in diesen Umgebungen, sondern letztlich auch zum Bau oder zur Sanierung von Städten beitragen könnte, um sie zu gesünderen Lebensräumen zu machen.
„Wir haben uns schon immer dafür interessiert, wie sowohl die bebaute als auch die natürliche Umwelt die Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflussen“, so Rajagopalan. „Hier in den USA sagt man, dass die Postleitzahl ein besserer Prädiktor für Herzkrankheiten ist als persönliche Gesundheitsdaten. Es ist jedoch nicht leicht herauszufinden, wie die Umwelt die Gesundheit der Menschen beeinflusst. Daher haben wir auf maschinelle Bildauswertung gesetzt, um Zusammenhänge zwischen der bebauten Umwelt und dem Auftreten koronarer Herzkrankheiten in US-Städten zu bewerten.“
Grünflächen gut für Gesundheit
Die Forscher korrelierten eine halbe Million Google-Street-View-Bilder aus sieben US-Städten mit der Häufigkeit der dort auftretenden Herzinfarkte. Dabei zeigte sich, dass Risiken aus bestimmten Merkmalen der Wohnumgebung mit großer Wahrscheinlichkeit abzulesen sind. So brachten sie etwa Grünflächen und wenig frequentierte Straßen mit einem geringeren Erkrankungsrisiko in Verbindung, während Straßen mit Schlaglöchern auf ein höheres hindeuten.
„Angesichts der Herausforderungen durch den Klimawandel und den demografischen Wandel besteht dringender Bedarf, den Einfluss städtischer Umgebungen auf die Gesundheit zu verstehen, und zwar mit Hilfe von Computer-Vision-Ansätzen, die exquisite Details auf einem beispiellosen Niveau liefern können“, resümiert Rajagopalan.
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