Was bis 2020 undenkbar war, wurde in der Corona-Krise plötzlich real: Neun von zehn Schüler*innen und Studierenden absolvierten Unterricht während der Pandemie digital. Wenn es nach den Jugendlichen geht, soll das allerdings nicht der Dauerzustand bleiben.
Für die Zeit nach der Pandemie wünscht sich die Mehrheit der Befragten (51 Prozent), dass wieder ausschließlich in Präsenz unterrichtet wird. Immerhin 35 Prozent sprechen sich für einen Wechsel zwischen digitalem und analogem Unterricht aus. Überwiegender Fernunterricht fällt mit nur 14 Prozent bei den Lernenden durch. Das geht aus der repräsentativen Jugend-Digitalstudie 2021 der Postbank hervor, für die 1.000 Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren befragt wurden.
Bei der technischen Ausstattung besteht Nachholbedarf
Die Befragung zeigt auch: Auf den Heimunterricht waren viele Bildungseinrichtungen technisch nicht optimal vorbereitet. Während die Befragten ihre eigene Ausstattung mit Arbeitsgeräten im Schnitt mit der Note 2,1 bewerten, schneiden die Schulen und Hochschulen mit 3,1 eine ganze Schulnote schlechter ab. Defizite sehen die Lernenden zudem bei den technischen Fähigkeiten der Dozent*innen und Lehrkräfte sowie beim Gesamtkonzept der Schule oder Hochschule für den digitalen Unterricht beziehungsweise für digitale Vorlesungen. In beiden Kategorien vergeben die Befragten die Schulnote 3,0. „Wie unsere Digitalstudien zeigen, ist die technische Ausstattung mit Tablets und Co. in den deutschen Haushalten inzwischen wirklich gut. In den Bildungseinrichtungen stand diese Entwicklung noch am Anfang, als die Corona-Krise sie notwendig machte“, sagt Thomas Brosch, Leiter Digital Vertrieb der Postbank. „Nicht selten kam es dazu, dass die Lehrer von ihren Digital-Native-Schülern lernen konnten – eine Erfahrung, die für beide Seiten neu und oft sogar bereichernd war,“ In Bezug auf digitalen Unterricht schneiden die didaktischen Fähigkeiten der Lehrkräfte nur befriedigend ab: Mit einer Schulnote von 3,3 erhalten sie von den Gymnasiasten die schlechteste Bewertung und auch über alle Schulformen hinweg nur eine 3,1.
Digitaler Heimunterricht: Flexibler, häufig aber auch abgelenkter
Während es bei der Technik hapert, schätzen Schüler*innen und Studierende besonders die neu gewonnene Flexibilität: Der Hauptvorteil des Heimunterrichts war in den Augen der Befragten die Zeitersparnis. 55 Prozent gefiel, dass sie sich das Pendeln zur Schule und Hochschule sparen konnten. Auch den Umstand, dass sich Aufgaben flexibler und zu selbstbestimmten Zeiten bearbeiten lassen, sehen die Lernenden als Pluspunkt (52 Prozent). „Zeitersparnis ist die größte Errungenschaft der Digitalisierung. Sie ist nicht nur bei Homeschooling oder Homeoffice, sondern auch bei Banking-Dienstleistungen ein entscheidender Faktor für die Wahl des Kanals. Doch wie im schulischen Umfeld ist ein persönlicher Kontakt gerade bei erklärungsbedürftigen Themen noch immer die erste Wahl“, so Brosch. 43 Prozent der Jugendlichen sagen, in einigen Fächern sei digitaler Unterricht nicht möglich oder zu wenig anschaulich. 38 Prozent finden den Austausch zu fachlichen Fragen zu kompliziert.
Probleme bereitet den Befragten vor allem die Ablenkung in den eigenen vier Wänden. 51 Prozent geben an, dass sie sich daheim leichter stören lassen – zum Beispiel durch Computerspiele, den Messenger oder Haushaltsmitglieder. Einen weiteren Nachteil sehen die Schüler*innen und Studierenden im fehlenden persönlichen Kontakt zu Mitschüler*innen beziehungsweise Kommiliton*innen. Den vermissen 45 Prozent der jungen Menschen. Außerdem bemängeln die Befragten, dass sie durch Fernunterricht zu viel Zeit am Bildschirm verbringen (44 Prozent).
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