Die aktuelle Allianz Risk Barometer Umfrage unter 3.778 Risikoexperten aus 106 Ländern zeigt: Cybervorfälle wie der CrowdStrike-Ausfall 2024 führen die Liste der größten Geschäftsrisiken mit 38% an. Erstmals warnen die Experten vor einer gefährlichen Verkettung verschiedener Risiken.
Globale Top-Risiken im Detail
Cyber bleibt die größte Bedrohung Mit 38% der Nennungen bleiben Cybervorfälle wie Datenschutzverletzungen, Ransomware-Attacken und IT-Ausfälle, wie der Crowdstrike-Vorfall im Sommer 2024 das Hauptrisiko für Unternehmen weltweit. Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung macht Firmen verwundbarer für Cyberangriffe. Besonders besorgniserregend: Die Professionalisierung der Cyberkriminellen und der Einsatz von KI für Angriffe.
Betriebsunterbrechungen gefährden Lieferketten
31% der Befragten sehen Betriebsunterbrechungen und Lieferkettenprobleme als kritisches Risiko. Die globale Vernetzung der Wirtschaft macht Unternehmen anfällig für Störungen. Politische Krisen, Naturereignisse oder Cyberattacken können schnell zu weltweiten Lieferengpässen führen.
Naturkatastrophen nehmen dramatisch zu
Extreme Wetterereignisse wie Stürme, Überschwemmungen und Waldbrände rücken mit 29% der Stimmen auf den dritten Platz der größten Geschäftsrisiken vor. Die Häufigkeit und Intensität von Naturkatastrophen nimmt durch den Klimawandel weiter zu.
Regulatorische Anforderungen steigen
Neue Gesetze und Vorschriften, besonders im ESG-Bereich, werden von 25% der Experten als wachsende Herausforderung gesehen. Die Komplexität der Regularien und unterschiedliche internationale Standards erschweren die Compliance.
Klimawandel als Risikoverstärker
Der Klimawandel und seine physischen und operativen Auswirkungen klettern mit 19% der Nennungen auf Platz 5 der Risikoliste. Er verstärkt andere Risiken wie Naturkatastrophen und regulatorische Änderungen.
Regionale Unterschiede und Besonderheiten
Europa kämpft mit Cyber-Bedrohungen
- Cyber-Risiken (42%) dominieren in Europa noch stärker als im globalen Durchschnitt
- Naturkatastrophen (33%) und Betriebsunterbrechungen (33%) folgen auf den Plätzen
- Regulatorische Änderungen (25%) gewinnen durch EU-Vorgaben an Bedeutung
- Klimawandel (19%) wird als strategische Herausforderung wahrgenommen
In Deutschland liegen Cyber-Attacken und Betriebsunterbrechungen weiterhin auf den Plätzen 1 und 2
Unter den deutschen Teilnehmenden der Studie belegen Cyber-Attacken und Betriebsunterbrechungen ebenfalls die Plätze 1 (2024: 1) und 2 (2024: 2). Aufgrund zahlreicher Naturkatastrophen, wie der Flut in Süddeutschland und starken Stürmen, landen Naturkatastrophen unter deutschen Unternehmen auf Platz 3 (2024: 5) und gleichen sich hier der globalen Risikobewertung an. Im Gegensatz zum Vorjahr wird der Fachkräftemangel nicht mehr als viertgrößtes Risiko wahrgenommen und rutscht auf Platz 8 (2024: 4): Die schwache wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands sowie der Stellenabbau zahlreicher Unternehmen könnten hier eine Rolle spielen.
Amerika setzt andere Schwerpunkte
- Cyberrisiken bleiben Top-Risiko (38%)
- Naturkatastrophen rücken stärker in den Fokus (34%)
- Business Interruption (33%) stark im Fokus
- Klimawandel weniger prominent als in Europa
Asien-Pazifik mit eigener Risikoagenda
- Betriebsunterbrechungen dominieren (35%)
- Cyberrisiken auf Platz 2 (34%)
- Naturkatastrophen besonders relevant (27%)
- Regulatorische Änderungen gewinnen an Bedeutung (27%)
Unterschiede nach Unternehmensgröße
Großunternehmen
- Fokus auf Cyber-Risiken (43%)
- Komplexe Lieferketten als Herausforderung
- Hohe Relevanz von ESG-Themen
Mittelstand
- Ausgewogenere Risikoverteilung
- Stärkerer Fokus auf operative Risiken
- Ressourcenknappheit als zusätzliche Herausforderung
Gefährliche Verkettung verschiedener Risiken
Vanessa Maxwell, Chief Underwriting Officer von Allianz Commercial, kommentiert die Ergebnisse: „2024 war ein außergewöhnliches Jahr für das Risikomanagement. Die Ergebnisse unseres jährlichen Allianz Risk Barometer spiegeln die Unsicherheit wider, mit der viele Unternehmen weltweit konfrontiert sind. Die Vernetzung der Top-Risiken ist in diesem Jahr besonders auffällig, denn Klimawandel, neue Technologien, Regulierung und geopolitische Risiken sind zunehmend miteinander verflochten. Dies führt zu komplexen Zusammenhängen von Ursache und Wirkung. Unternehmen müssen Resilienz ganz oben auf ihre Agenda setzen, und sich konsequent um die Verbesserung ihres Risikomanagements und ihrer Widerstandsfähigkeit bemühen.“
Betriebsunterbrechungen sind eng mit anderen Risiken verknüpft. Sie landen seit zehn Jahren in jedem Allianz Risk Barometer entweder auf Platz 1 oder 2. Mit 31 Prozent der Antworten bleiben sie auch 2025 auf Platz 2 – sowohl weltweit als auch in Deutschland. Betriebsunterbrechungen sind in der Regel eine Folge von Ereignissen wie Naturkatastrophen oder Cyberattacken, die den Betriebsablauf eines Unternehmens stören oder unterbrechen. Mehrere Beispiele aus dem Jahr 2024 zeigen, warum Unternehmen sie immer noch als große Bedrohung für ihr Geschäftsmodell ansehen. So führten Huthi-Angriffe im Roten Meer zu Unterbrechungen der Lieferkette, da Containerschiffe umgeleitet werden mussten, während Vorfälle wie der Einsturz der Francis Scott Key Bridge in Baltimore ebenfalls direkte Auswirkungen auf globale und lokale Lieferketten hatten.
Fazit und Ausblick
Die Risikolandschaft wird zunehmend komplexer und die Verflechtung verschiedener Risiken nimmt zu. Unternehmen müssen ihre Resilienz in allen Bereichen stärken und ganzheitliche Risikomanagementsysteme entwickeln. Besonders wichtig werden dabei:
- Cybersicherheit und digitale Resilienz
- Nachhaltiges Lieferkettenmanagement
- Klimaanpassungsstrategien
- Compliance-Management
- Krisenmanagement und Business Continuity