Unternehmen stehen vor einer harten Realität: Cyberangriffe sind zur Normalität geworden. Anstatt den Fokus nur ausschließlich auf bestmöglichen Schutz zu legen, sollten Unternehmen vor allem Strategien finden, wie es im Ernstfall weiter geht.
Jede deutsche Firma sollte heute damit rechnen, Opfer eines Cyberangriffs zu werden. 81 Prozent haben in den letzten zwölf Monaten bereits diese Erfahrung gemacht, stellt die aktuelle Bitkom-Studie zu den Angriffen auf die heimische Wirtschaft fest. Die Schäden summieren sich auf rund 267 Milliarden Euro jährlich. Besonders alarmierend ist, dass sich 65 Prozent der befragten Unternehmen in ihrer Existenz bedroht sehen. Zahlen, die bestätigen, dass Unternehmen sich nicht mehr fragen, ob oder wann, sondern wie oft sie mit einer Attacke rechnen müssen. Deshalb sollten sich Verantwortliche mit dem „Assumed Breach“-Mindset vertraut machen.
Dieser Ansatz geht davon aus, dass Angriffe unvermeidbar sind, und legt den Fokus auf eine robuste Vorbereitungsstrategie. Anstatt jede Bedrohung bloß verhindern zu wollen, gilt es Maßnahmen zu setzen, die sicherstellen, dass im Ernstfall die Systeme und Daten am Laufen bleiben oder rasch wiederhergestellt werden können. Besonders kritische Daten werden durch gezielte Sicherheits- und Zugriffskontrollen gesichert, Backups regelmäßig getestet. So lässt sich möglicher Schaden besser eingrenzen und die Security-Teams können schneller auf Bedrohungen reagieren.
Backups als Schlüsselelement
Ein robustes Backup-System ist die Grundlage der Cyber-Resilienz-Strategie. Es muss manipulationssicher und schnell zugänglich sein, damit sich im Ernstfall die IT-Infrastruktur rasch wiederherstellen lässt. Hacker wissen, welche Bedeutung Backups haben und versuchen daher häufig, sie gezielt anzugreifen. Besonders effektiv sind dabei Air-Gapped-Backups, die physisch vom Netzwerk getrennt sind und so zusätzlich vor Manipulationen schützen. Diese Isolierung macht es Angreifern nahezu unmöglich, die Backup-Infrastruktur zu kompromittieren und gibt Unternehmen die Möglichkeit, den Betrieb schnell wiederherzustellen. Ein unveränderliches Backup-System schützt Unternehmen vor Erpressung. Hier gilt es jedoch, Backup-Systeme kontinuierlich zu testen. Nur so können die Teams sicherstellen, dass sie im Ernstfall tatsächlich einsatzbereit sind.
Praktische Schritte, um cyber-resilient zu werden
Eine effektive Cyber-Resilienz-Strategie betrifft mehrere Bereiche und verlangt, dass IT- und Sicherheitsteams eng zusammenarbeiten. Besonders in hybriden IT-Umgebungen, die Cloud-, SaaS- und On-Premise-Lösungen umfassen, wird eine flexible Resilienz-Strategie entscheidend. Diese Flexibilität ist notwendig, um die vielfältigen Risiken in einer vernetzten Infrastruktur gezielt zu überwachen und zu kontrollieren. Zu den zentralen Maßnahmen gehören vor allem:
- Risiken erkennen und kontinuierlich überwachen: Nur wer potenzielle Schwachstellen systematisch aufdeckt und seine Systeme ununterbrochen im Blick behält, kann gezielt vorsorgen und Bedrohungen abwenden, bevor sie Schaden anrichten.
- Mitarbeiter sensibilisieren: Die meisten Angriffe setzen auf menschliches Fehlverhalten, etwa durch Phishing oder Social Engineering. Eine klare, praxisorientierte Schulung zu Cyberrisiken macht die Mitarbeiter zur starken ersten Verteidigungslinie gegen Angriffe.
- Incident-Response-Teams aufstellen: Ein eingespieltes, fachübergreifendes Notfallteam sorgt im Ernstfall für schnelles und koordiniertes Handeln. Regelmäßige Simulationen und Trainings bereiten das Team darauf vor, schnell zu reagieren und Schäden zu begrenzen.
- Notfall- und Wiederherstellungspläne etablieren: Ein Notfallplan ist nur so gut, wie seine Umsetzung im Ernstfall. Durch wiederholtes Testen und Optimieren der Prozesse bleibt der Plan einsatzbereit und zuverlässig.
Künstliche Intelligenz kann weiter unterstützen
Moderne, KI-gestützte Sicherheitslösungen sind in der Lage, Anomalien im Netzwerk frühzeitig zu erkennen und eigenständig auf potenzielle Bedrohungen zu reagieren. Laut dem Rubrik Zero Labs Report von 2023 haben Angreifer in 96 Prozent der Fälle versucht, Backup- und Wiederherstellungssysteme zu kompromittieren. Unternehmen können diese mithilfe von KI besser im Blick behalten und die Attacken frühzeitig abwehren. Besonders bei der Auswertung großer Datenmengen – etwa von Netzwerkprotokollen und Logins – liefert sie wertvolle Einsichten. Wer in der IT-Sicherheit KI und Automatisierung einsetzt, kann, so der IBM-Databreach-Report 2024, durchschnittlich 2,22 Millionen USD an Kosten einsparen im Vergleich zu Firmen, die diese Technologien nicht nutzen.
Fazit: Cyber-Resilienz ist die Antwort auf die neue Bedrohungslandschaft
Da Cyberangriffe längst zur täglichen Bedrohung gehören, kann der Fokus nicht mehr allein auf der Prävention liegen – entscheidend ist die Fähigkeit, nach einem Angriff schnell wieder einsatzfähig zu sein. Eine effektive Widerstandsstrategie verlangt ein Umdenken und gezielte Investitionen: in robuste Backup-Lösungen, Mitarbeiterschulungen und Incident-Response-Teams. Unternehmen, die sich auf die neue Bedrohungslage einstellen und Cyber-Resilienz als Kern ihrer IT-Strategie etablieren, sind langfristig besser aufgestellt. Sie können in Krisensituationen schnell reagieren und bleiben betriebsfähig.