Nie wieder zurück zum Ex? Was im Privatleben für einige als eiserne Regel gilt, ist im Berufsleben längst überholt. Wie IT-Unternehmen und Mitarbeitende von einer solchen Rückkehrkultur profitieren können und welche Faktoren für deren Gelingen entscheidend sind.
Der Fachkräftemangel macht aktuell vielen Unternehmen zu schaffen. Eine mögliche Lösung dafür: eine Rückkehrkultur für ehemalige Mitarbeitende. Das ist die Einschätzung von zwei Dritteln der Befragten der aktuellen Studie SALT AND PEPPER Survey des Engineering- und IT-Dienstleisters SALT AND PEPPER. Rund ein Viertel der befragten ITler:innen würde nach einer Kündigung auf jeden Fall wieder zum alten Arbeitgeber zurückkehren, weitere 42 Prozent stehen dem offen gegenüber – und treffen damit auf große Zustimmung bei den Arbeitgebern: Knapp zwei Drittel der Unternehmen im IT-Sektor wären bereit, ehemalige Arbeitnehmende erneut einzustellen.
Comeback als Win-Win-Situation
Die Offenheit für eine Rückkehrkultur beruht darauf, dass beide Seiten davon profitieren können. Unternehmen und ehemalige Mitarbeitende sind „alte Bekannte“. Sie kennen sich und wissen um ihre Stärken und Schwächen. Dies reduziert nicht nur die Einarbeitungszeit, sondern verhindert auch böse Überraschungen in der Probezeit. Diese Vorteile sprechen klar für eine Rückkehrkultur– auch wenn Unternehmen ihre Top-Talente natürlich zunächst einmal nur ungern ziehen lassen. Aber Mitarbeitenden steht es selbstverständlich frei, auch außerhalb des Unternehmens Erfahrungen zu sammeln und sich weiterzuentwickeln. Gleichzeitig können sie darauf vertrauen, dass sie bei ihrer Rückkehr zum alten Arbeitgeber willkommen sind. Dort sind ihre Leistungen und Fähigkeiten bekannt und werden geschätzt. Zudem profitieren Unternehmen von dem frisch erworbenen Wissen ihrer neuen alten Mitarbeitenden und positionieren sich als offener und attraktiver Arbeitgeber, der Mitarbeitende gerne wieder aufnimmt. Ein weiterer Pluspunkt: Die Kosten für Recruiting und Onboarding bleiben niedrig, da offene Stellen schneller mit vertrauten Gesichtern besetzt werden.
Sicherheit und Flexibilität – die Mischung macht‘s
Damit Arbeitnehmende gern zum alten Arbeitgeber zurückkehren, ist laut SALT AND PEPPER SURVEY eine ausgewogene Mischung aus Sicherheit und Flexibilität entscheidend: Eine angemessene Bezahlung (65 Prozent), flexible Arbeitszeiten und -orte (55 Prozent), ein positiver Teamgeist (47 Prozent) sowie eine vertrauensvolle Unternehmenskultur und konstruktives Feedback (40 Prozent) stehen bei den Befragten ganz oben auf der Liste der Auswahlkriterien für einen attraktiven Arbeitgeber. Eine gute Bezahlung und ein unbefristetes Arbeitsverhältnis werden mit zunehmendem Alter für die Befragten immer entscheidender. Flexible Arbeitszeiten sind hingegen über alle Altersgruppen relevant – besonders stark bei den 45- bis 54-Jährigen (64 Prozent). Für die befragten ITler:innen ist die faire Bezahlung mit 55 Prozent Zustimmung der wichtigste Aspekt, darauf folgt Flexibilität bei Arbeitszeit und -ort (53 Prozent). Diese Faktoren sind damit auch entscheidend dafür, dass ehemalige Mitarbeitende wieder zurückkehren – und Unternehmen sollten sie in ihrer Personalstrategie dringend berücksichtigen.
(Bildquelle: SALT AND PEPPER Consulting)
Künstliche Intelligenz als Gamechanger
Besonders in Zeiten von New Work wird ein weiterer Faktor immer entscheidender für die Arbeitgeberattraktivität – und damit für eine gelungene Rückkehrkultur: der Einsatz moderner Technologien wie KI. Besonders für Young Professionals ist eine Work-Life-Balance zunehmend wichtig. Gleichzeitig sollen die jungen Fachkräfte aufgrund von Wettbewerbsdruck und einem Mangel an Arbeitskräften immer flexibler agieren und möglichst effizient arbeiten. Mit dieser steigenden Be- und Überlastung sinkt aber die Produktivität um 68 Prozent, so Thrivemyway. Nicht selten sind ein höherer Krankenstand sowie eine höhere Fluktuation die Folgen. Damit wirkt eine dauerhafte Überlastung einer erfolgreichen Rückkehrkultur entgegen. Die richtigen Tools sind daher entscheidend, um Mitarbeitende zu entlasten und sie gemäß ihrer Rolle zu neuen Aufgaben zu befähigen. Ein entscheidender Aspekt, um Jobs attraktiv zu halten und damit langfristig im Wettbewerb um neue und wiederkehrende Talente bestehen zu können.
Die Rückkehr schon beim Offboarding vorbereiten
Eine erfolgreiche Rückkehrkultur erfordert bereits beim Offboarding geeignete Maßnahmen. Gegenseitiges Feedback und ein respektvoller Umgang erleichtern den Abschied und schaffen die Basis für ein mögliches Comeback. Alumni-Netzwerke können dabei helfen, den Kontakt zu ehemaligen Mitarbeitenden aufrechtzuerhalten und potenzielle Rückkehrwillige zu identifizieren. In diesen Netzwerken kann HR geeigneten Talenten auch direkt passende Stellen empfehlen, bleibt mit allen im lockeren Austausch und hält die Tür für ein neues Kapitel im Unternehmen stets offen.
Ein Blick in die Praxis
Wie eine erfolgreiche Rückkehrkultur aussehen kann, wenn die genannten Faktoren stimmen, weiß Mirko Pellmann, Innovation Consultant bei SALT AND PEPPER. Pellmann ist nämlich selbst überzeugter „Wiederholungstäter“. Für die Attraktivität eines Arbeitgebers in seinen Augen besonders entscheidend: der Fokus auf den Menschen gepaart mit Sicherheit, aber auch flexiblen Aspekten. Dazu gehören für Pellmann ein persönlicher und empathischer Kontakt schon beim Recruiting, ein Karriereplan, Mitspracherecht im Team sowie Weiterbildungen und andere Incentives. Sein Tipp für eine gute Vorbereitung der Rückkehr: „Sich mit alten Bekannten aus dem Unternehmen in Verbindung setzen, um zu erfahren, was sich geändert hat. Aber natürlich auch einfach, um Kontakt zu vertrauten Gesichtern zu suchen. Das erleichtert den Wiedereinstieg.“
Entscheidend für eine gelingende Rückkehr? Dass Unternehmen sich ihre Werte bewahren und diese auch beim potenziellen Wiedereintritt immer noch leben. „Die Rückkehr war für mich eine natürliche Entscheidung“, so Pellmann. „Das Gespräch vor meiner Rückkehr war menschlich, auf Augenhöhe und wertschätzend. Das hat meine Entscheidung nur bestärkt.“