Für einen erfolgreichen Ausbau mit ultraschnellen Glasfaseranschlüssen bis ins Gebäude (FTTB) oder bis direkt in die Wohnung (FTTH) kommt es vor allem auf zwölf Erfolgsfaktoren an.
Das hat das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) in einer Studie für den Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) festgestellt. Für die Studie wurden nicht nur wissenschaftliche Zahlen, Daten und Fakten herangezogen, sondern auch Experten-Interviews mit Glasfaser-ausbauenden Unternehmen geführt. So konnten die WIK-Fachleute ihre zunächst theoretisch getroffenen Annahmen durch die Realität des tatsächlich stattfindenden Breitbandausbaus bestätigen lassen.
Denn die Praxis zeigt: Es gibt Erfolgsfaktoren – und damit Erfolgswege –, wie Netzbetreiber effektiv in Glasfasernetze investieren können. Solche Erfolgsmodelle ziehen immer stärker auch das Interesse des Finanzmarkts auf sich: Aktuelle Beispiele sind das der Deutschen Glasfaser – hier investiert der Finanzinvestor KKR rund 450 Millionen Euro – sowie von Inexio (Mehrheitsbeteiligung durch den Investor Warburg Pincus um Ex-Telekom-Chef René Obermann).
Wichtigstes Ergebnis und zugleich konkrete Handlungsempfehlung an die Politik: Oberste Priorität hat die politische Festlegung eines zukunftsfähigen Infrastrukturziels, das sich auf direkte Glasfaseranschlüsse (FTTB / FTTH) als von allen Seiten anerkannte, nachhaltige und zukunftssichere Technologie fokussiert – und das weit über das Jahr 2018 hinaus. Damit knüpft die Empfehlung des renommierten WIK-Instituts durchaus an den Ansatz des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) mit seiner „Digitalen Strategie 2025“, im Rahmen derer flächendeckend Gigabit-Glasfasernetze bis zum Jahr 2025 entstehen sollen, sowie an das von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt erst vor wenigen Tagen vorgestellte „Strategiepapier Digitales Deutschland – Wir bauen Gigabit-Deutschland!“ an.
„Die durchaus begrüßenswerten Ansätze der Bundesregierung müssen nun schnellstens konkretisiert, erweitert und konsequent weiterverfolgt werden“, erläutert BREKO-Präsident Norbert Westfal die folgerichtige Konsequenz aus den Ergebnissen des WIK. „Auf diesem Wege kann eine durch das aktuelle Breitbandziel der Bundesregierung (50 MBit/s für alle Haushalte bis 2018) entstandene, ‚taktische Falle‘ eliminiert werden: nämlich der kurzsichtige Fokus insbesondere auf VDSL-Vectoring.“ Westfal ergänzt: „Die brandaktuelle WIK-Studie stellt klar fest: Die Nachfrage nach ultraschnellen Bandbreiten wird sowohl im Privatkunden- als auch im Geschäftskunden-Umfeld erheblich zunehmen. Wo hohe Bandbreiten zur Verfügung gestellt werden, werden sie auch genutzt.“
Ein funktionierender Wettbewerb ist dabei unbedingte Voraussetzung zur Erreichung dieses Ausbauziels, unterstreichen die Experten des WIK. Denn ohne die Investitionen alternativer Netzbetreiber sei ein flächendeckender Ausbau mit direkten Glasfaseranschlüssen nicht zu stemmen.
Zukunftssichere Glasfaser bis ins Haus oder die Wohnung ermöglicht nicht nur sehr hohe und zugleich im Down- und Upstream symmetrische Bandbreiten bis in den Gigabit-Bereich, sondern – insbesondere für die kommende Gigabit-Gesellschaft mit einer digitalisierten Wirtschaft (Industrie 4.0) – hochqualitative Highspeed-Anschlüsse, die sich durch Qualitätsmerkmale wie extrem geringe Ping-Zeiten (Latenz) oder praktisch nicht existierende Bandbreitenschwankungen auszeichnen.
Auf den ersten Blick überraschend wirkt die Erkenntnis der WIK-Studie, dass höhere Subventionen durch die öffentliche Hand kein zwingendes Kriterium für einen schnelleren Glasfaserausbau darstellen. Vielmehr, so die Autoren, könne die Profitabilität – und damit auch die Geschwindigkeit des Ausbaus – schon mit geringen Anpassungen der Rahmenbedingungen erheblich gesteigert werden.
Beispielhaft zu nennen ist hier die Forderung nach einer verbindlichen Festlegung der Teilnehmer (pro oder contra Ausbau in einem bestimmten Gebiet) bei öffentlichen Ausschreibungen im Rahmen der so genannten Markterkundung, wodurch ein nachträglich doch noch erfolgender, häufig strategisch motivierter (und oft nur punktuell stattfindender) Überbau verhindert werden kann. Auf diese Weise könnte ein Investitionsschutz für das jeweils erfolgreiche Unternehmen im Zuge öffentlicher Ausschreibungen entstehen.
„Beim Glasfaserausbau sind insbesondere regional und lokal operierende Netzbetreiber auf verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen, da sich viele Ausbauprojekte in ländlichen und unterversorgten Regionen erst nach mehrjährigen Zeiträumen rentieren“, erläutert BREKO-Präsident Norbert Westfal. „Hier können ausbauwillige Netzbetreiber unseres Verbands erleben, dass trotz anderslautender Aussagen im Vorfeld gerade dann ein Überbau durch Dritte – und das meist auch noch mit schlechterer Technologie – beschlossen wird, wenn eine Kommune einen FTTB-/FTTH-Ausbau im Rahmen eines Betreibermodells startet.“
Weitere Informationen:
Die WIK-Studie „Erfolgsfaktoren beim FTTB/H-Ausbau“ steht auf der Website des BREKO zum Download zur Verfügung.