Open Source oder Standardsoftware

guenther_ohland.jpgGünther Ohland über die Diskussion von e-Commerce-Lösungen.

Häufig wird die Diskussion aus Entwicklersicht um Bit, Bytes und Features geführt, so als währe der kommerzielle Sinn der Software zweitrangig. Doch entscheidend ist der Nutzen für eine ganz spezifische vertriebliche Situation heute und in der planbaren Zukunft eines Unternehmens, sowie die Cost of Ownership.

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Wikipedia beschreibt (http://de.wikipedia.org/wiki/Open_Source), was Open Source eigentlich ist. Folgende Anforderungen muss demnach eine „wirklich freie Software" erfüllen:

  • Erlaubnis der unbeschränkten Weitergabe
  • Verfügbarkeit des Quellcodes
  • Erlaubnis, die Software zu ändern und abgeleitete Werke zu erstellen.
  • keine Diskriminierung von Personen oder Personengruppen
  • keine Beschränkung des Einsatzbereichs (zum Beispiel kommerzielle Nutzung)
  • keine Einschränkung bezogen auf andere Programme
  • die Rechte der Lizenz gelten für alle (insbesondere unabhängig davon, ob die Software als Teil weitergegeben wird oder nicht)


Leider werden nicht immer alle Punkte von Open Source-Produkten tatsächlich erfüllt. Open Source ist im realen Leben nicht gleichbedeutend mit kostenlos in der Anschaffung und schon gar nicht im Betrieb. Open Source ist keine karikative Einrichtung, sondern ein Geschäftsmodell. Die bekannte e-Commerce Lösung Magento-Enterprice beispielsweise  startet bei knapp unter $9.000. Quelloffene und gut dokumentierte Software schafft das Gefühl der Sicherheit. Falls der Softwarehersteller die Software einmal nicht mehr pflegen möchte oder  kann, wäre man prinzipiell selbst in der Lage allein oder mit anderen, notwendige Anpassungen und Korrekturen zu leisten. Oft wird das Argument ins Feld geführt, bei quelloffener Software könnte man den Code inspizieren und Sicherheitslücken offenlegen. Dies ist grundsätzlich richtig, solange es eine ausreichend motivierte und aktive Community gibt, die sich der Sache annimmt. Linux ist ein gutes Beispiel dafür.

Doch funktioniert dieses Verfahren eben nicht für jede Software und schon gar nicht für Branchenlösungen mit einer geringen Verbreitung.  Als Folge, muss sich ein Unternehmen, das Open Source-Software in einem geschäftskritischen Prozess einsetzen will, sicherstellen, dass ausreichend Know how und Manpower verfügbar gemacht werden kann, um den Geschäftsbetrieb nicht zu gefährden. Versäumt die Geschäftsleitung dies, liegt unter Umständen ein Organisationsverschulden mit weitreichenden Konsequenzen, beispielsweise in einer Insolvenzsituation vor. Eine e-Commerce Lösung ist eben keine Bürosoftware wie MS-Office auf der einen und OpenOffice auf der anderen Seite. 

Probleme von Open Source-Software 

Neben den Problem einer Wartungsgarantie des installierten Standes – wer sollte diese geben und wo ist sie einklagbar – ist die Garantie einer Weiterentwicklung an die Erfordernisse des Marktes entscheidend. Europa und noch mehr Deutschland sind für seine häufigen Änderungen der gesetzlichen Grundlagen für den Online-Handel, die Nutzung des Internets und des Verbraucherschutzes bekannt. Das bedeutet, dass eine e-Commerce Lösung ständig an sich ändernde Gesetze und Bestimmungen angepasst werden muss, will man nicht mit Abmahnern oder dem Staatsanwalt in Konflikt geraten. Wie kann eine Software, die aus einem anderen Kulturkreis und Geschäftsverständnis kommt, dem rechtzeitig und vollständig Rechnung tragen? Wer haftet, wenn die Software gesetzlich relevante Mängel aufweist? Im Falle von Standardsoftware eines im eigenen Rechtsraum ansässigen Unternehmens wie beispielsweise Intershop kann der Kunde die Lage entspannt angehen. Basiert das e-Business allerdings auf einer aus dem Internet herunter geladene US-amerikanische Shoplösung mit deutscher Lokalisierung („Germany-Ready") durch ein Kleinstunternehmen, ist bei den Unternehmenslenkern schon eine Portion Mut gefragt. Dabei sind Open Source-Shoplösungen grundsätzlich nicht schlecht. Sie sind mit Liebe zum Detail gemacht, reichen bei den Features oft an die kommerziellen Pakete heran und erfreuen sich in Technikerkreisen einer großen Beliebtheit.

Gerade in Zeiten knapper Anschaffungsbudgets, werden Entscheidungen mit kurzer Perspektive gefällt. Geringe Anschaffungskosten entlasten heute, ein Feature-Vergleich sieht auch gar nicht so schlecht aus und den Rest macht sicherlich irgendwann die Community.  Spezifische Anpassungen an die Prozesse im eigenen Unternehmen, Sonderentwicklungen, Skalierungen auf sich verändernde Geschäftsvolumina sind bei der "freien Software" nicht kostenlos. Die Cost of Ownership wiegt schwerer als der günstige Anschaffungspreis. So macht das Geschäftsmodell Open-Source seinen Profit.

Daneben sollte sich jeder der mit der Beschaffung einer e-Commerce Lösung betraut ist die Frage stellen, kann mich mein künftiger Lieferant auch fachlich beraten? Versteht er die Themen Prozessoptimierung, Logistik, Zahlungssysteme? Gibt es ergänzende, passende  Software und Beratung für die Suchmaschinen-Optimierung und Online-Marketing?

Abwägen

Der Vorteil von Open-Source ist zweifellos der geringere Anschaffungspreis. Laufende Kosten für Wartung und Weiterentwicklung unterscheiden sich letztlich nicht. Die Haftung bei rechtlichen Problemen spricht bei geschäftskritischen Anwendungen wie e-commerce Lösungen gegen Open-Source und für kommerzielle Standardsoftware. Eine umfassende kompetente Beratung und ein Full-Service-Angebot leisten zur Zeit nur kommerzielle Standardsoftware-Unternehmen.

Günther Ohland

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