Digital-Gipfel weist Weg in die Plattform-Ökonomie

Jedes Unternehmen sollte in den nächsten zwölf Monaten eine Strategie für den Einsatz digitaler Plattformen entwickeln. Das hat der Präsident des Digitalverbands Bitkom, Achim Berg, heute auf dem Digital-Gipfel der Bundesregierung in Dortmund gefordert. 

„Wir haben in Deutschland und Europa eine Vielzahl von Unternehmen, die erfolgreich digitale Plattformen aufgebaut haben oder auf ihnen aktiv sind. In der Öffentlichkeit diskutieren wir aber lieber darüber, wo wir vermeintlich abgehängt sind und welche Gefahren Plattformen bergen könnten. Deutschlands Unternehmen müssen sich die Plattform-Welt erobern“, so Berg. „Digitale Plattformen sind viel mehr als ein zusätzlicher Vertriebskanal, sie verändern die Wirtschaft grundlegend und stellen sie auf völlig neue Beine. Wer Verantwortung für ein Unternehmen trägt und heute noch keine Plattform-Strategie entwickelt hat, der sollte jetzt damit anfangen.“

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Aktuell gibt jedes dritte deutsche Unternehmen ab 20 Mitarbeitern (35 Prozent) an, keine Strategie zum Einsatz von digitalen Plattformen zu verfolgen. Jedes Vierte (23 Prozent) hat eine zentrale Strategie, weitere 34 Prozent haben zumindest eine Strategie in einzelnen Unternehmensbereichen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 502 Unternehmen ab 20 Mitarbeitern im Auftrag des Bitkom. Vor allem kleinere Unternehmen bis 100 Mitarbeiter verzichten auf eine Plattform-Strategie (38 Prozent). Bei Unternehmen mit 500 bis 1.999 Mitarbeitern sind es dagegen nur 20 Prozent und von den Unternehmen ab 2.000 Mitarbeitern ist nur noch jedes zehnte (10 Prozent) ohne Plattform-Strategie.

Plattformbasierte Geschäftsmodelle stärken, nicht erschweren

Zugleich forderte Berg eine Politik, die die Chancen der Plattform-Ökonomie in den Mittelpunkt rückt „Wir brauchen einen Rechtsrahmen, der neue, plattformbasierte Geschäftsmodelle fördert und sie nicht erschwert“, sagte der Bitkom-Präsident. Dazu gehöre, Regulierung nur dort vorzunehmen, wo bestehende Gesetze und Regeln nicht greifen. Außerdem dürfe man die oft sehr unterschiedlichen Plattformen nicht über einen Kamm scheren. Mit Blick auf die Vorschläge der Datenethikkommission zur Algorithmenregulierung warnte Berg zudem vor Regulierungswut: „Algorithmen sind Werkzeuge. Es kommt auf die Anwendungen an, in denen sie eingesetzt werden.“

GAIA-X kann digitale Souveränität stärken

Das auf dem Digital-Gipfel vorgestellte Projekt GAIA-X für eine europäische Cloud- und Dateninfrastruktur kann nach Ansicht des Bitkom „ein wichtiger Beitrag zur Stärkung der digitalen Souveränität und der Datensouveränität“ werden. Die Frage nach der Sicherheit zentraler Infrastruktur sowie der einseitigen Abhängigkeit in der digitalen Welt habe sich zuletzt etwa durch Handelskonflikte noch einmal völlig neu gestellt. „Ob man will oder nicht, wir müssen uns jetzt fragen: Wo müssen wir digitale Souveränität zurückerlangen?“, so Berg. GAIA-X solle von Anfang an europäisch gedacht werden. Zudem müssten Funktionalität, Nutzerfreundlichkeit und Kosten im Wettbewerb bestehen können. „Wenn GAIA-X zum Erfolg werden soll, muss die öffentliche Hand eine Vorreiterrolle einnehmen“, sagte Berg. 

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