Finanzdaten zählen zu den bestgepflegten Daten – mindestens ein Jahresabschluss ist in Unternehmen Standard, die meisten verfügen sogar über ein ausgeprägtes Finanzreporting. Dennoch vergeben viele Unternehmen eine wichtige Chance: Denn operative Kennzahlen, wie sie Monitoringsysteme erheben, werden nicht für das Reporting herangezogen.
Die Finanzdaten allein liefern aber ein unvollständiges und trügerisches Bild, oftmals werden deshalb falsche Schlüsse gezogen. Die Lösung: Ein unternehmensweites integriertes Reporting.
Jahresabschluss, Finanz- und ESG-Reporting sind in den meisten Unternehmen gang und gäbe, wenn nicht sogar Pflicht. Viele setzen dafür Systeme wie das SAP Business Warehouse (BW), die SAP Datasphere (vormals Data Warehouse Cloud), die SAP Analytics Cloud (SAC) oder die Microsoft Power Platform ein. Trotz guter Tools und aller Mühen bleiben die Finanzdaten häufig unvollständig, weil sie nicht mit den operativen Kennzahlen in Verbindung gebracht werden – obschon auch diese durch Manufacturing Execution Systeme (MES) erfasst werden. Die Datenmenge in Unternehmen ist schier riesig, wird aber nicht genutzt. Gerade im produzierenden Gewerbe ist das fatal, weil oftmals die wahren Gründe für beispielsweise Umsatzeinbußen nicht erkannt und deshalb falsche Maßnahmen eingeleitet werden. Es gilt daher, die operativen Daten in das Finanzreporting zu integrieren. Dadurch erhöhen Unternehmen die Transparenz, weil die wahren Zusammenhänge zutage treten. Schnelle Analysen sind möglich, an deren Ende die richtigen Entscheidungen getroffen werden können.
Aus betriebswirtschaftlicher KPI operative Maßnahmen ableiten
Der Vorteil des integrierten Reportings zeigt sich am Beispiel der betriebswirtschaftlichen Kennzahl EBIT (Gewinn vor Steuern). Diese KPI gilt als Leitkriterium, um Unternehmen zu bewerten, liefert aber allein betrachtet nur ein Stück der Wahrheit. Sinkt der EBIT beispielsweise ab, wird nur aus den Finanzdaten der Grund dafür nicht unbedingt deutlich, weil auch andere Kennzahlen den EBIT beeinflussen: Der Umsatz (Sales) ist womöglich gleichgeblieben, auch die Ausschusskosten (COPQ). Werden aber die operativen KPIs in das Reporting integriert, lässt sich tiefer nach dem Grund schürfen und zum Beispiel die Anlagenverfügbarkeit (OEE) mit in Betracht ziehen. Sinkt diese ab, lässt sich mit Blick auf tiefere Ebenen auch dafür der Grund ermitteln. Möglicherweise geht eine Anlage häufig kaputt, weshalb die Kennzahl OEE absinkt und deshalb auch der EBIT. Die richtige Maßnahme ist dann, etwas gegen den erhöhten Verschleiß der Anlage zu unternehmen. Aus der Finanzkennzahl EBIT lassen sich unter Berücksichtigung der operativen KPIs also konkrete Maßnahmen ableiten.
Ein weiteres Beispiel für den Nutzen eines integrierten Berichtswesens ist die Kapazitätsplanung. Stützen sich Unternehmen allein auf die Plandaten im ERP, planen sie häufig an der Realität vorbei. Mit einem integrierten Berichtswesen lassen sich die Kapazitäten auf Basis der „proven Capacity“ planen. Dadurch können alle Ineffizienzen, die es im Unternehmen gibt, in die Planung miteinbezogen werden. So kann fundiert entschieden werden, ob ein neuer Kundenauftrag angenommen werden kann oder zunächst an der Effizienz gearbeitet werden muss. Werden mehrere Standorte betrachtet, lassen sich die Kapazitäten so aufteilen, dass die Fertigung möglichst effizient läuft (Load Balancing). Als Nebeneffekt erreichen Unternehmen so eine optimale Verteilung der Produktionsrisiken.
Kennzahlen harmonisieren, Datenquellen anbinden
Um ein integriertes Reporting durchführen zu können, gilt es zunächst, die Kennzahlen zusammenzuführen und zu harmonisieren. Beispielsweise müssen überall die gleichen Stillstands-Zeiten in die OEE einfließen, damit diese unternehmensweit und in allen Datenquellen vergleichbar sind. Der erste Schritt ist daher die Definition eines unternehmensweiten einheitlichen Kennzahlensystems, das möglichst detailliert, aber hierarchisch geordnet sein sollte. Dadurch liefert die oberste Ebene bereits eine gute Übersicht.
Anschließend muss sichergestellt werden, dass eine gute Datenbasis vorhanden ist und auf diese zugegriffen werden kann. Die meisten Unternehmen nutzen in der Produktion zumindest Exceltabellen, in die die operativen Kennzahlen eingepflegt werden. Vor allem größere Betriebe erfassen und verarbeiten Betriebs- und Qualitätsdaten mit einem MES. Die – häufig heterogenen – Datenquellen müssen dann an ein zentrales System angebunden und bezogen auf die Datenformate vereinheitlicht werden. SAP bietet hier zum Beispiel im BW4/Hana und in der HANA Datenbank selbst die Möglichkeit, viele verschiedenartige Systeme anzubinden. Viele Unternehmen nutzen bereits die HANA Datenbank, um große Datenmengen in Echtzeit verarbeiten zu können und auch BW/4HANA als Data Warehouse, um Daten zu konsolidieren. Die Chance für ein integriertes Reporting lassen sie aber fatalerweise noch oftmals außen vor.
Sind die Datenquellen angebunden, kann im zentralen System ein Datenmodell aufgebaut werden. Dieses Datenmodell stellt den „Digitalen Zwilling“ des Unternehmens dar. Das darauf aufbauende Berichtswesen ermöglich zuverlässige Aussagen über den Zustand des Unternehmens. Bei der Anfertigung des Datenmodells muss ein guter Detailgrad gefunden werden: Das Modell darf nicht zu grob sein, muss also alle relevanten Kennzahlen beinhalten, aber auch nicht zu detailliert, um sich nicht in Kleinigkeiten zu verlieren.
Technologische Herausforderungen lohnen sich
Die Einführung eines integrierten Berichtswesens auf Unternehmensebene ist eine Herausforderung, die sich mit Unterstützung aber meistern lässt. Vor allem in technologischer Hinsicht gibt es gewisse Hürden zu nehmen, weil eine große Variation an Systemen in Unternehmen vorliegt und alle Systeme an das zentrale Berichtswesen angebunden werden müssen. Die Aufwände werden durch die Vorteile eines solchen Systems aber deutlich überstiegen: Unternehmen erhalten ein nützliches Werkzeug zur Visualisierung und Steuerung; Entscheidungen werden durch schnelle Analysen und übersichtliche Dashboards beschleunigt. Darüber hinaus lassen sich mit einem einheitlichen Reporting Risiken über das gesamte Unternehmen hinweg einschätzen, verteilen und minimieren.
SAP bietet einige Möglichkeiten ein integriertes Konzernreporting umzusetzen: Das Spektrum reicht von On-Premises Lösungen wie SAP BW/4 bis hin zu den Cloud Lösungen der SAP Business Technology Platform mit der SAP Datasphere als Backend und dem klassischen Analysis for Office oder der SAP Analytics Cloud als Frontend. Auch eine Integration in andere Plattformen – wie zum Beispiel die Microsoft Power Platform – ist möglich. Außerdem hält SAP mit dem Sustainability Control Tower inzwischen auch eine dedizierte Lösung für ESG-Reporting parat, womit Nachhaltigkeitskennzahlen einfach integriert werden können.
Fazit
Mit einem integrierten Reporting machen Unternehmen die unglaubliche Datenmenge, über die sie verfügen, nutzbar, erhalten fundierte Aussagen zu ihrem Zustand und erkennen Zusammenhänge zwischen einzelnen Kennzahlen und Bereichen. Dank eines solches Systems lassen sich konkrete Maßnahmen zur Verbesserung ableiten und fundierte Entscheidungen treffen. Die Einführung eines integrierten Reporting geht zwar mit einem gewissen technologischen Aufwand einher, die Vorteile überwiegen diesen jedoch.