Mit der heutigen Einigung zur eIDAS 2.0 Verordnung macht Brüssel den Weg frei für den elektronischen Handy-Ausweis. Dazu soll eine so genannte „EU Digital Identity Wallet“ eingeführt werden – also eine digitale Brieftasche, in der ein elektronischer Personalausweis und weitere digitale Identitäten gespeichert werden können. Bürgerinnen und Bürger in der EU sollen sich so künftig digital ausweisen können. Eine Mehrheit der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger (58 Prozent) würde Personalausweis oder Führerschein, aber auch andere Dokumente wie die Gesundheitskarte oder Zeugnisse, gerne auf dem Smartphone speichern.
27 Prozent wollen eine solche Funktion auf jeden Fall nutzen, 31 Prozent würden sie eher nutzen. Demgegenüber würden 16 Prozent ein solches Angebot eher nicht nutzen wollen, 23 Prozent auf keinen Fall. Zwei Drittel der Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer (65 Prozent) würden dabei eine Lösung bevorzugen, wo alle Dokumente in einer Wallet abgelegt werden können, 13 Prozent sprechen sich für mehrere Apps für die verschiedenen Ausweise aus. 18 Prozent haben keine Präferenz. Das ist das Ergebnis einer Befragung von 1.002 Personen ab 16 Jahren in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
„Sichere digitale Identitäten sind der Schlüssel für eine wirklich breite Nutzung öffentlicher Angebote in der digitalen Welt. Wer wichtige Dokumente wie etwa seine Kreditkarte längst auf dem Smartphone mit sich führen kann, möchte diesen Komfort gerne auch für seine amtlichen Ausweise haben“, sagt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung. „Die EU hat den Weg für breit angelegte Pilotversuche frei gemacht, jetzt kommt es darauf an, dass diese rasch umgesetzt und für die Bürgerinnen und Bürger verfügbar werden.“
Der Erfolg der EU Digital Identity Wallet hängt aus Bitkom-Sicht davon ab, wie nutzerfreundlich die Umsetzung wird. Dass in der Verordnung pauschal für alle Anwendungen ein hohes Schutzniveau mit entsprechend komplexen Sicherheitsvorgaben festgelegt wurde, könnte sich dabei als Hemmnis erweisen. „Der bessere Weg wäre eine flexible Anpassung des notwendigen Sicherheitsniveaus an die jeweiligen Anwendungsfälle. Bereits existierende eID-Systeme in Europa funktionieren bereits erfolgreich auf einem niedrigerem, aber ebenfalls sicheren Niveau. Daran haben sich viele Bürgerinnen und Bürger bereits gewöhnt.“, so Dehmel. „Deutschland hat bei der Digitalisierung und gerade bei digitalen Verwaltungsleistungen so viel aufzuholen, dass wir uns keine Sonderwege mehr leisten können.“ Deutschland darf jetzt nicht den Fehler machen, einen eigenen technologischen Weg abseits der europäischen Standards zu verfolgen. Dehmel: „Ein Ökosystem Digitale Identitäten, das auf der neuen eIDAS-Verordnung basiert, bietet die einmalige Chance, viele Lücken in der deutschen eID-Entwicklung zu schließen, die in der vergangenen Dekade entstanden sind. Dazu gehört, dass auch in Deutschland privatwirtschaftliche Akteure zertifizierte EU Digital Identity Wallets ausstellen können.“ So entsteht Wettbewerb um nutzerfreundliche, sichere Angebote, verschiedene Nutzergruppen werden erreicht und viele unterschiedliche Anwendungsszenarien entwickelt.
Als wichtigste Vorteile einer digitalen Speicherung von Ausweisen auf dem Smartphone sehen die Deutschen, dass durch den Verzicht auf die Produktion von Karten und Dokumenten die Umwelt geschont wird (55 Prozent) und dass Dokumente von den Behörden schneller ausgestellt werden können (50 Prozent). 44 Prozent halten es für bequemer, 41 Prozent hoffen, dass die Dokumente so zur Identifikation bei Online-Diensten verwendet werden können, 36 Prozent erwarten Kosteneinsparungen und 30 Prozent gehen davon aus, dass sie mit den digitalen Dokumenten Online-Verwaltungsleistungen in Anspruch nehmen können. Rund ein Drittel (32 Prozent) sieht keine Vorteile.
Die größten Sorgen im Zusammenhang mit einer digitalen Speicherung von Ausweisen auf dem Smartphone gelten ein Missbrauch durch Kriminelle (78 Prozent), die Angst vor Verlust (68 Prozent) sowie der Missbrauch durch ausländische Staaten (57 Prozent). Ebenfalls eine knappe Mehrheit befürchtet Probleme sich auszuweisen, falls das Smartphone einmal defekt oder der Akku leer sein sollte (56 Prozent), 46 Prozent haben Angst vor technischen Störungen. 31 Prozent machen sich Sorgen vor einem Missbrauch der Technik durch den deutschen Staat, 27 Prozent vor einer Zwangsweisen digitalen Registrierung ihrer Identität und ebenfalls 27 Prozent vor einer zu komplizierten Bedienung. 25 Prozent sehen die Gefahr eines Missbrauchs durch Unternehmen, 23 Prozent haben Angst vor einem Smartphone-Zwang. 18 Prozent haben keine Sorgen bei der Speicherung von Ausweisdokumenten auf dem Smartphone.
Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1.002 Personen ab 16 Jahren in Deutschland befragt, darunter 758 Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer. Die Gesamtumfrage ist repräsentativ. Die Fragestellungen lauteten: „Künftig sollen offizielle Ausweisdokumente wie Personalausweis oder Führerschein, aber auch Gesundheitskarte oder Schul- und Studienzeugnisse digital auf dem Smartphone oder der Smartwatch hinterlegt werden können. Würden Sie Sie eine solche Funktion gerne nutzen?“, „Würden Sie die Speicherung jeweils auf verschiedenen Apps oder in einer einzigen App, einer sogenannten Wallet, bevorzugen?“, „Welche Vorteile sehen Sie bei einer digitalen Speicherung von Ausweisdokumenten auf dem Smartphone oder der Smartwatch?“ und „Welche Sorgen hätten Sie im Zusammenhang mit einer digitalen Speicherung von Ausweisdokumenten auf dem Smartphone oder der Smartwatch?“
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