Ärger in der Mobilfunkbranche: Dicke Luft zwischen O2 und 1&1

Mobilfunk

Der vierte deutsche Netzbetreiber, 1&1, stößt mit seiner Forderung nach Zugang zum 5G-Netz der Konkurrenz auf scharfe Kritik. «Das ist unverschämt und aus unserer Sicht völlig unhaltbar», sagte der Chef von Telefónica Deutschland (O2), Markus Haas, am Mittwoch in München.

Zuvor hatte 1&1 bei der Bundesnetzagentur beantragt, dass die Regulierungsbehörde das sogenannte National Roaming anordnet und die Netze untereinander geöffnet werden. Dann würden künftig 1&1-Handykunden auch dort Empfang bekommen, wo die Firma noch keine eigenen Antennen hat.

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1&1 hatte 2019 erstmals Frequenzen ersteigert, um ein eigenes Netz zu bauen. Dabei kommt das Unternehmen aber nur schleppend voran: Anstatt wie vorgeschrieben 1000 5G-Standorte bis Ende 2022 in Betrieb zu nehmen, waren es nur fünf. Inzwischen sind es 20. Bisher wurde noch keine Antenne für die Handynutzung freigeschaltet, die Öffnung des Netzes für mobile Anwendungen ist für September angestrebt. Abseits der zu diesem Zeitpunkt wohl noch wenigen 1&1-Standorte bekommen Kunden dann Verbindungen über das O2-Netz, dies aber nur im langsameren 4G-Funkstandard.

Mit dem «National Roaming» will 1&1 Neukunden künftig trotzdem bundesweit 5G-Verbindungen bieten. Sollte der Neueinsteiger diese Art von «Superroaming» erhalten, bei dem Funkverbindungen zu Antennen der ganzen Konkurrenz hergestellt werden, hätte 1&1 schlagartig bessere Karten im Rennen um die Kundengunst. Telefónica-Deutschlandchef Haas geht aber davon aus, dass die Bundesnetzagentur den 1&1-Antrag ablehnen wird. Verärgert sagte er, dass man beim Netzbau nun mal investieren müsse «und nicht immer jammern und den Regulierer um Hilfe bitten». Zu Verhandlungen über 5G-Roaming, das nicht staatlich angeordnet ist, sei man bereit – und zwar zu «fairen Preisen».

Kritik an 1&1 kam auch von der Deutschen Telekom, ein Firmensprecher nannte den Ruf nach einem Superroaming «absurd». Und ein Vodafone-Sprecher sagte: «Wir haben den Antrag mit großer Verwunderung zur Kenntnis genommen.»

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dpa

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