Tech-Trends 2023+ in der Telekommunikationsindustrie

Telekommunikation

Von einer Krise in die nächste: Pandemie, Ukraine-Krieg, explodierende Energiepreise, Inflation, unterbrochene Lieferketten und die ständige Bedrohung durch den Klimawandel. Noch präsentiert sich die Telekommunikationsindustrie als robust, blickt jedoch mit Verunsicherung über den weiteren Verlauf der Konjunktur auf das Jahr 2023.

Was kommt als nächstes? Wie kann ich als Telekommunikationsanbieter meine Resilienz gegenüber künftigen Herausforderungen verbessern? In diesem Artikel haben wir wichtige technologische Trends, die auch in turbulenten Zeiten Stabilität und Wachstum für Telcos versprechen, zusammengefasst. 

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1. Dauertrend Glasfaser 

In einer durch die Pandemie nachhaltig geprägten Geschäftswelt wächst der Bedarf im globalen Markt für Glasfaser überdurchschnittlich, zudem verspricht er attraktive Gewinnmargen. Glasfaser steht für ein schnelles, zuverlässiges Internet, das als Basis für viele Geschäftsprozesse in Unternehmen sowie die damit einhergehende Vernetzung, wie beispielsweise Home-Office-Tätigkeiten, gilt. Hinzu kommt der immer weiter zunehmende Betrieb von Rechenzentren. Auch erfordern Zukunfts-technologien, wie beispielsweise das Metaverse oder hochauflösende Filme, immer höhere Breitbandgeschwindigkeiten. 

Um die Komplexität eines FTTH-Projekts für Telekommunikationsanbieter zu mindern, empfiehlt es sich, auf die die einwandfreie technische Funktionalität und die Kompatibilität der verwendeten Produkte untereinander zu achten. Bei der Vermarktung kann ein skalierbares Online-Portal, welches den kompletten Lebenszyklus des Glasfaserausbaus einer Ausbauregion bis zur Regelvermarktung abdeckt, unterstützen. Bisher manuelle Prozesse werden automatisiert und Kunden sowie Mitarbeitern Informationen wie Ausbaustatus, Bestellstatus oder Preise in Echtzeit bereitgestellt. Allerdings bringt der Ausbau speziell in Deutschland einige Herausforderungen mit sich, da eine ganz neue Infrastruktur entstehen muss, weil nicht auf einen vorhandenen Ausbaustatus aufgesetzt werden kann. In der Folge wird eine flächendeckende Bereitstellung mit 100-prozentiger Abdeckung realistisch leider noch Jahre dauern.

2. Net Zero Cloud 

Das Bewusstsein für den Klimawandel und die aktuelle Energiekrise sind im Winter 2022 fast schon zum Mainstream geworden. B2B- wie auch B2C-Kunden entscheiden sich für einen Telekommunikationsanbieter auf der Grundlage ökologischer und energieeffizienter Kriterien, die natürlich gleichzeitig auch noch den Geldbeutel schonen sollen. Der Druck auf die Telekommunikationsbranche, ihre Produkte, Produktionsmethoden und Unternehmenskulturen anzupassen, wächst so stetig.

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Einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil für Telcos kann die Verwendung von Software und IT-Infrastruktur direkt in der Cloud liefern. In hocheffizienten Rechenzentren mit moderner IT und fortschrittlichen Kühlsystemen wird deutlich weniger Energie verbraucht. Der Bezug von Strom aus erneuerbaren Energien sorgt darüber hinaus dafür, dass keine klimaschädlichen Emissionen mehr entstehen. Das Marktforschungsinstitut Gartner schätzt, dass die weltweiten Endnutzerausgaben für Public-Cloud-Dienste bis 2023 um 20,7 Prozent auf 591,8 Milliarden US-Dollar steigen, gegenüber 490,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022. Bisher unberücksichtigt bleibt, ob die in der Cloud befindlichen Anwendungen auch „Net Zero“ sind. Metriken, um festzustellen, welchen Carbon-Footprint beispielsweise ein Netflix-Film hat, existieren noch nicht. 

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3. 5G 

Als kritische Infrastrukturen einer Gesellschaft müssen Telekommunikationsnetze speziell in Krisenzeiten mit hoher Geschwindigkeit und Ausfallsicherheit für Stabilität sorgen. 5G, die fünfte Generation im Mobilfunk, ermöglicht, dass mobile Daten noch rascher übertragen werden – bis zu 100-mal schneller als noch beim Vorgänger LTE. Darüber hinaus gilt die Technik als robust und zuverlässig.

Vor allem in Deutschland noch nicht in der Fläche bei den Konsumenten angekommen (die 5G insbesondere für Videos und Spiele nutzen möchten), wird sich der 5G-Markt aus unserer Sicht perspektivisch in Richtung Unternehmenskunden verschieben.  Unternehmen implementieren immer komplexere Programme und Anwendungen, um ihre Kernprozesse zu digitalisieren. Viele dieser neuen Anwendungen sind Cloud-basiert und erfordern höhere Datenübertragungsgeschwindigkeiten. Beispiele hierfür sind IoT-Anbieter, wie der multi-nationale Tier 1 IoT Carrier 1NCE oder DISH Wireless in USA, die im B2B-Sektor unter anderem Windparks oder Kfz-Flotten betreiben.

Um in der Lage zu sein, innovative 5G-Standalone-Dienste für Unternehmenskunden bereitzustellen, können Telcos ein Cloud-natives flexibles und skalierbares Netzwerk einsetzen. Vorteil: Da die Anwendungen in der Cloud „nativ“ entwickelt werden, nutzen sie von Beginn an die Vorzüge des Cloud-Computings und müssen nicht erst umgerüstet oder migriert werden. Eine ideale Lösung für Unternehmen, die ihre IT-Landschaft ohnehin ständig weiterentwickeln oder anpassen müssen.

Und 5G ist dank seines intelligenten Energiemanagements auch noch klimafreundlich: Große Datenmengen werden stabil in Echtzeit virtuell (Kabel werden überflüssig) übertragen, neue Anwendungen werden möglich, die Digitalisierung kann effizienter genutzt werden, Telco-Netze werden entlastet, Kosten, Energie und damit CO2 eingespart. Optimiert wird dies durch die Verbindung von 5G mit Machine-Learning-Algorithmen, idealerweise unterstützt durch „Machine-Learning-Operations“ (MLOps), strukturierte und zukunftssichere Prozesse für die Entwicklung und den Betrieb von Machine-Learning-Lösungen. Ein Beispiel: Mittels Predictive Maintenance können Telekommunikationsprovider die Effizienz ihrer Netzwerkoperationen erhöhen, Fehler identifizieren oder zukünftige Störquellen vorhersagen. Die Prävention eines IT-Ausfalls wird somit deutlich einfacher.

4. Infrastructure-as-Code

Jede einzelne Zeile Code hat hochgerechnet auf Server und Endgeräte auf globaler Ebene das Potenzial, Energieverbrauch und Emissionen zu senken. Dies funktioniert auch bei Mobilfunknetzen. Mit Infrastructure-as-Code gibt es künftig nur noch Basisstationen, die per Glasfaser an Providernetze angeschlossen sind.  Sonstige technische Infrastruktur, wie Controller oder Datenbanken, wandert als Software in die Cloud. So wird der langwierige Prozess einer Infrastrukturentwicklung und -bereitstellung deutlich schneller, flexibler, leichter modifizier- und administrierbar. Hierbei wird die Infrastruktur in einer oder mehreren Dateien verwaltet, anstatt Ressourcen wie beispielsweise eine virtuelle Maschine, eine Sicherheitsgruppe oder eine Netzwerkschnittstelle manuell in einer Benutzeroberfläche zu konfigurieren. Darüber hinaus ermöglichen Scripte, aktive Internetverbindungen durch Herunterfahren der Integrationsinfrastruktur zu gewissen Zeiten (z. B. nachts) zu begrenzen und somit den Energieverbrauch zu senken.

5. Function-as-a-Service

Nur Abrufen, was auch wirklich benötigt wird, ist nachhaltig und spart Kosten: Function as a Service (FaaS) heißt das serverlose Cloud-Computing-Angebot, das genau dies möglich macht. Der Telco-Provider stellt seinen Kunden Funktionen bereit, die sekundengenau abgerechnet werden. Gezahlt wird pro Ausführung. Die eigentliche Infrastruktur im Hintergrund spielt keine Rolle und bleibt dem Endkunden verborgen. Viele beliebte Programme und Apps verwenden FaaS bereits, eines der bekanntesten dürfte Amazons Alexa sein.

6. Data Driven – From Guessing to Knowing

Kundendaten sind für Telcos von enormem Wert. Konsumenten erwarten heutzutage eine personalisierte und kontextbezogene Kundenerfahrung. Eine Differenzierung gegenüber der Konkurrenz ausschließlich über Standard-Angebote ist nicht mehr möglich. Um vorhandene Kundendaten bei gleichzeitiger Wahrung der DSGVO nutzbar zu machen, setzen Telcos auf KI (künstliche Intelligenz), denn natürlich lassen sich die Millionen von Daten nicht von Menschenhand für Marketingzwecke aggregieren, sondern nur über entsprechende Algorithmen. KI-Technologie ist in der Lage, Kundendaten automatisiert DSGVO-konform aufzubereiten, um daraus eine personalisierte Customer Journey zu generieren.

7. Standardisierung 

Damit Telcos auf ein gemeinsames Ziel für ihre Kunden hin konvergieren können, ist es wichtig, die Zusammenarbeit mit Partnern und Wettbewerbern durch den Austausch von Wissen und Erfahrung zu fördern. Es gilt, die Verwendung proprietärer Technologien, die inkompatibel mit denen der Wettbewerber sind und somit zu einem Vendor Lock-in führen, zu vermeiden. 

Die Suche nach einer Blaupause führt zur Auswahl der Open Digital Architecture (ODA) des TM-Forums. Standardisierte Komponenten und APIs, die den Software-Stack eines Telco-Serviceproviders vollständig abdecken, ermöglichen die schnelle Entwicklung neuer Business-Capabilities und unterstützen so die dringend erforderliche Ablösung von Legacy-Systemen. Darüber hinaus senkt die vollständige Definition der für den Netzbetrieb erforderlichen Protokolle in Software die Einstiegshürde für neue Anbieter. Hyperscaler stellen die hierfür benötigte Rechenleistung zur Verfügung, die sich dynamisch an den Ressourcenbedarf anpassen lässt und keine eigenen Investitionen in diesem Bereich erfordert. Vorteil für den Telco-Anbieter: Dank der zahlreichen Standards, z. B. im CRM, die für mehr Transparenz sorgen, kann die Preisschraube von namhaften Software-Anbietern künftig nicht mehr beliebig nach oben gedreht werden.

8. Low Code/No Code

Um Markteinführungszeiten für neue Produkte, Apps oder Geschäftsmodelle signifikant zu verkürzen, setzen einige Telekommunikationsunternehmen schon heute auf die agile LCNC-Technologie (LCNC: Low Code/No Code) – und dies nicht nur für Frontend-, sondern neuerdings auch für Backend-Integrationen. LCNC-Entwicklungsplattformen sind so konzipiert, dass sich für alle Anwender im gesamten Unternehmen, die mit den Prozessen und Workflows innerhalb ihrer Abteilung vertraut sind (auch ohne Programmiererfahrung), die Möglichkeiten der Anwendungsentwicklung erschließen. In visuellen Softwareentwicklungsumgebungen können Anwendungskomponenten per Drag-and-Drop verschoben oder vernetzt sowie mobile oder Web-Anwendungen einfach erstellt werden.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Neben der beschleunigten Erstellung von Software, die wiederum zu Kostensenkungen führt, werden professionelle Entwickler aus den IT-Abteilungen von banalen Programmiertätigkeiten entlastet. Darüber hinaus sorgt die konsequente Ausrichtung der Apps am Business für mehr Innovation. Gleichzeitig entsteht ein Ökosystem aus Innovationsträgern in der Fachabteilung und IT-Spezialisten (intern oder auch extern), die strategisch immer das große Ganze im Blick haben und somit wirklichen Mehrwert generieren. 

Fazit

Technischer Fortschritt und Digitalisierung sind die einzigen Antworten auf die aktuell sehr vielfältigen Herausforderungen für Telcos. Sie steigern die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisen jeder Art und unterstützen gleichzeitig dabei, CO2-Emissionen zu verringern und Kosten einzusparen. Damit 2023 ein gutes Jahr für Telekommunikationsanbieter wird, sollten Führungskräfte vermehrt Investitionen in resiliente Infrastrukturen wagen und Innovationen im Blick behalten. Die Geschwindigkeit, mit der die Digitalisierung die Spielregeln verändert, ist jedoch häufig nur in einer kooperativen Zusammenarbeit mit einem IT-Servicepartner gewinnbringend nutzbar, da im Unternehmen meist eigene Expertise fehlt. Externes Know-how kann unterstützen, eine optimal auf die Bedürfnisse des Telekommunikationsanbieters zugeschnittene Digitalisierungsstrategie zu erarbeiten. 

Stefan Rotsch

Stefan

Rotsch

Solution Architect Telco

AOE GmbH

Stefan Rotsch verfügt über langjährige Expertise in der Entwicklung und Architektur komplexer Webanwendungen. Als Solution Architect bei AOE GmbH analysiert undkonzipiert er Softwareprojekte im Telekommunikationsbereich und begleitet Kunden und Entwicklungsteams von der Konzeption bis zum erfolgreichen Go-Live.

Uwe

Ritter

Vorstand und COO

People at Work Systems AG

Uwe Ritter kann auf über 35 Jahre IT-Erfahrung zurückblicken. Er trat zu Beginn desJahres 2004 als Gesellschafter und Vorstand in die People at Work Systems AG ein. Ihmunterstehen die Bereiche Produkte, Beratung und Entwicklung.

Steven

Bailey

Chief Strategy Officer

AOE GmbH

Steven Bailey verfügt über eine langjährige Expertise in der digitalen Transformation internationaler Unternehmen und der Entwicklung ihrer Business- und IT-Visionen. Als Chief Strategy Officer verantwortet er bei AOE das Business Development und die Kundenberatung im Bereich Digitalisierungs- und Omnichannel E-Commerce-Strategien. Ein Schwerpunkt dabei: die Entwicklung von B2X-Transaktionsportalen und mobilen Lösungen,
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