Musk entlässt Chefriege bei Twitter

Twitter HQ
Bildquelle: Michael Vi / Shutterstock.com

Der Abschluss des Twitter-Kaufs ist noch nicht einmal offiziell verkündet – doch Elon Musk soll schon die Top-Manager des Online-Dienstes gefeuert haben. Der Deal geht über die Zielgerade genauso holperig wie schon die vergangenen Monate waren.

Die Ära von Elon Musk bei Twitter hat laut Medienberichten mit Entlassungen in der Chefetage begonnen. Am Donnerstag seien etwa der bisherige Firmenchef Parag Agrawal und Finanzchef Ned Segal gefeuert worden, berichteten unter anderem der Sender CNBC und das «Wall Street Journal». Nach Informationen des Finanzdienstes Bloomberg will Musk zunächst selbst den Chefposten übernehmen. Erst mit der Zeit könnte er den Job an jemand anderen abgeben.

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Musk ist bereits Chef unter anderem beim Elektroauto-Hersteller Tesla und seiner Weltraumfirma SpaceX. Er führt auch kleinere Projekte wie das Tunnelbau-Unternehmen Boring Company und die Forschungsfirma Neuralink, die Technologien zur direkten Vernetzung von Menschen und Computern entwickelt.

Laut dem Bericht will Musk auch seine Ankündigung umsetzen, lebenslange Sperren für Nutzer bei Twitter abzuschaffen. Von einer solchen – nach bisherigen Angaben unumkehrbaren Verbannung – ist unter anderem der amerikanische Ex-Präsident Donald Trump betroffen. Ob die Abschaffung der lebenslangen Sperren auch die Position von Trump verändern würde, sei noch unklar, hieß es bei Bloomberg. Unter den am Donnerstag entlassenen war den Berichten zufolge auch die für den Kampf gegen Hassrede und falsche Informationen zuständige Top-Managerin Vijaya Gadde.

«Der Vogel ist befreit»

Musk selbst deutete in seiner üblichen Manier den Abschluss der Twitter-Übernahme mit einem etwas kryptischen Tweet an. «Der Vogel ist befreit», schrieb er ohne weitere Details. Das Twitter-Logo ist ein blauer Vogel – und Musk hatte stets betont, die Plattform von aus seiner Sicht zu starken Einschränkungen der Meinungsfreiheit zu befreien. Kritiker befürchten, dass er damit Hassrede und Hetze Vorschub leisten könnte, gegen die Twitters Teams seit Jahren ankämpfen.

Musk hatte Agrawal und die Twitter-Führung in den vergangenen Monaten immer wieder kritisiert. Mindestens einer der Manager sei aus der Firmenzentrale herausbegleitet worden, schrieb die «New York Times» unter Berufung auf informierte Personen. Bloomberg zufolge war es der Chefjurist Sean Edgett. Eine offizielle Mitteilung zum Abschluss der rund 44 Milliarden Dollar schweren Übernahme stand immer noch aus.

Der «New York Times» zufolge war zunächst auch unklar, ob der Deal zum Zeitpunkt der Entlassungen bereits vollzogen gewesen sei. Laut «Washington Post» und «Wall Street Journal» ist der Tech-Milliardär aber seit Donnerstag der Eigentümer von Twitter.

Die Transaktion muss bis Freitag um 17.00 Uhr Ostküsten-Zeit (23.00 Uhr MESZ) durch sein, sonst landet der Deal doch noch vor Gericht. Eine Richterin setzte Musk und Twitter diese Frist, um die Übernahme nach monatelangem Hin und Her endlich zu regeln. Die Aktie sollte laut einer Ankündigung am Freitagmorgen US-Ostküstenzeit vom Handel ausgesetzt werden – ein Hinweis auf eine bevorstehende Ankündigung.

Musk versuchte schon am Donnerstag, Werbekunden und Nutzer zu beruhigen, die unter ihm eine Verrohung des Tons beim Online-Dienst befürchten. Twitter dürfe kein «Ort des Grauens» werden, wo ohne Konsequenzen alles gesagt werden könne, schrieb Musk in einem offenen Brief an Anzeigenkunden. Die Plattform müsse «warm und einladend für alle» sein, schrieb Musk nun.

Er habe Twitter nicht gekauft, weil es einfach sein würde oder um mehr Geld zu machen, schrieb Musk. «Ich tat es, um der Menschheit zu helfen, die ich liebe», verkündete er. Und er gehe die Aufgabe mit Demut an – und im Bewusstsein, dass er trotz aller Bemühungen scheitern könne. Musk begründete den Kauf auch stets mit dem Anliegen, die Redefreiheit zu stärken.

dpa

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