IT Service Management reloaded: Transformation der Unternehmens-IT

ServiceNow gilt als der Überflieger aus den USA mit einem einzigen Fokus: IT Service Management. Nun setzt das Unternehmen seinen Siegeszug auch in Deutschland fort. it management-Herausgeber Ulrich Parthier sprach mit Michael Lindner, Country Manager in Deutschland.
Ulrich Parthier: Herr Lindner, welche Gründe haben Sie bewogen als EMEA-Chef von Serena, einem Dinosaurier der ITSM-Welt, zu einem relativ jungen Start-up im gleichen Marktsegment zu wechseln?
Michael Lindner: Nachdem ich Serena verlassen habe, habe ich mir erst einmal eine kurze Auszeit gegönnt. Sowohl für Asien als auch für EMEA verantwortlich zu sein und dabei die Kontakte zur Muttergesellschaft an der US-Westküste aufrecht zu halten hat viel Energie gekostet. Danach habe ich mich in Ruhe nach einer neuen Firma umgesehen. 
Ich habe nicht gedacht, noch einmal so eine Firma wie ServiceNow zu finden. Der ITSM-Markt ist gekennzeichnet durch große Reife. Das bedeutet auf der einen Seite Verdrängungswettbewerb, auf der anderen Seite stellt es jedoch eine große Chance gegenüber den etablierten aber auch in die Jahre gekommenen Herstellern dar, zumindest wenn Sie selbst über eine überlegene Lösung verfügen. Vorhandene Erfahrungen im ITSM-Markt nutzen zu können, an der damit verbundenen Chance zu partizipieren und gleichzeitig gestaltend tätig sein zu können ist sicher eine Gelegenheit, die ich sich niemand entgehen lassen will. Zumindest ich konnte hier nicht „Nein“ sagen.
Ulrich Parthier: Über welche Größe und welches Wachstum reden wir bei ServiceNow heute?
Michael Lindner: ServiceNow ist nach nur sechs Jahren am Markt schon heute um die 100 Millionen Dollar Umsatz (nach US GAAP) schwer. Damit sind wir unter den Top 30 der Software-Hersteller. Wenn Sie darüber hinaus bedenken, dass wir als Software-as-a-Service (SaaS)-Firma mit typischen Vertragslaufzeiten von 36 Monaten in Wirklichkeit knapp 300 Millionen Dollar in unseren Büchern stehen haben, auf der Basis der oben genannten  Umsätze aber bereits profitabel sind, dann können Sie ermessen, wie groß ServiceNow  geworden ist. Die heutigen Zahlen sind das Ergebnis eines Wachstums von mehr als 100 Prozent pro Jahr über die letzten sechs Jahre seit unserem Bestehen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass dies in den kommenden Jahren anhalten wird und entsprechend sehen unsere Planungen aus.
Ulrich Parthier: Was unterscheidet sie von klassischen ITSM-Anbietern und welche  Alleinstellungsmerkmal von ServiceNow gibt es?
Michael Lindner: Ich spreche zwar lieber über Nutzen für den Kunden; lassen Sie mich aber drei technische Dinge klar herausheben. Erstens, wir bieten eine Lösung aus einem Guss, das bedeutet: eine Datenbank, ein Prozessmodell, keine zugekauften Bestandteile. Zweitens, ServicsNow ist im Web entstanden und für das Web optimiert und nicht einfach nur ein Web-Frontend. Und drittens bieten wir eine große Investitionssicherheit durch reibungslose Upgrades. Wir haben das schon viele Male durchgeführt, ohne eine vorhandene Konfiguration zu brechen.
Ulrich Parthier: Die Anwender und ihre Wünsche sollten im Fokus eines jeden Anbieters stehen. Warum sollten Anwender umsteigen und was können Sie von Ihnen erwarten? 
Michael Lindner: In einem reifen Markt und bei der Notwendigkeit immer auf die Kosten zu schauen zählt für den Kunden vor allen Dingen eines: TCO, die Total Costs of Ownership. Hier gelingt es uns den Kunden aufzuzeigen, dass es sich lohnt, sich mit unserem Angebot auseinanderzusetzen. 
Der zweite Punkt ist die Flexibilität. Diese spiegelt sich in schnellen Implementierungszyklen, einer großen Anpassbarkeit der Software, sowie einer 100 prozentigen Upgradesicherheit wider. Und natürlich bedeutet das auch wieder zu guter Letzt geringere Kosten. 
Der dritte Punkt ist Einfachheit. Die Lösung ist für einen Benutzer, der sich mit dem Internet einigermaßen auskennt ohne große Schulung zu nutzen. Auch für den Einkauf haben wir ein sehr transparentes Modell. Mit dem Preis für einen Benutzer sind alle Applikationen abgegolten, die ServiceNow grundsätzlich zur Verfügung stellen kann. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Endnutzer (also Nutzer, die ein Incident eröffnen oder etwas aus dem Service-Katalog bestellen wollen) nicht zahlen müssen. 
Ulrich Parthier: Lizenz-, BPO-, SaaS-, Cloud-Modelle. Wie sehen Sie den Anbietermarkt und zu welchem Modell soll man dem Anwender raten?
Michael Lindner: In welche Richtung man sich bewegt, hängt immer von den Voraussetzungen und den Anforderungen ab. Allerdings gibt es einen ganz klaren Trend: Unternehmen sind allein durch den Wettbewerb gezwungen, sich immer stärker auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren.
In den Zeiten der Industriellen Revolution war es so, dass die Energieerzeugung direkt neben der Fabrik stattfinden musste. Man hatte zu Anfang keine Möglichkeit, Energie über lange Strecken zu transportieren. Das hat sich grundlegend gewandelt. Im IT-Bereich haben vor allem die großen Bandbreiten dazu geführt, dass die Verarbeitung und Nutzung von Daten heute räumlich vollkommen getrennt voneinander durchgeführt werden können. Wenn dann noch die Rahmenbedingungen stimmen – wie etwa die Kosten – ist eine Auslagerung sicher eine hervorragende Alternative. Sich in dem Zusammenhang dann nur noch auf die reine Nutzung zu beschränken und Dinge wie das Sizing von Rechnern und Netzen, den Betrieb derselben sowie die Sicherstellung erfolgreicher Upgrades nach außen zu geben, stellt dann nur noch eine logische Konsequenz dar.
Ulrich Parthier: IT-Service- und System-Management wachsen zunehmend zusammen. Wie sehen Sie diese Entwicklung und wie stellt sich ServiceNow darauf ein?
Michael Lindner: ServiceNow hat sich ganz klar dem Service-Management verschrieben und will in diesem Bereich der beste Hersteller der Welt sein. Wir sind unserem Ziel ein gutes Stück näher gekommen und haben auf diesem Weg schon viele Kunden gewonnen. Allerdings gibt es noch deutlich mehr Potenzial für ServiceNow, als wir heute schon als Kunden haben. Daher werden wir uns auch in naher Zukunft weiter auf Service-Management konzentrieren.
System-Management ist sicher eine wichtige Komponente. Wir binden System-Management im Rahmen unserer Integrationen bei bestehenden Kunden ein und planen, das auch in Zukunft zu tun. Ob wir im Rahmen der zunehmenden Vernetzung zwischen beiden Bereichen irgendwann einmal System-Management-Komponenten anbieten werden, werden wir auf der Basis des Kundenfeedbacks entscheiden.
Ulrich Parthier: Partner sind der Schlüssel zu den Erfolgen in Projekten. Wie sieht es hier derzeit in DACH aus?
Michael Lindner: Gegenwärtig haben wir sechs Partner in der DACH-Region. Und Partner werden in unserer Strategie in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Wir haben zu diesem Zweck unsere Partnervereinbarungen überarbeitet und es noch einfacher für Partner gemacht, mit uns zusammen zu arbeiten. Dabei wollen wir gleichzeitig die Zahl der Partner in DACH begrenzen, um auf diese Weise für alle Partner ein Umfeld zu schaffen, in dem sie erfolgreich Umsatz machen können. Dazu gehört auch, dass wir das Management der Partner in kompetente Hände legen wollen und auf diese Weise auch für die Partner ein professioneller Ansprechpartner sind.
Ulrich Parthier: Welches sind ihre Ziele für die nächsten 15 Monate hier in der DACH-Region?
Michael Lindner: Wir werden den Umsatz in DACH, verglichen zum letzten Rechnungsjahr, deutlich ausweiten und gemeinsam mit unseren Partnern mehr als verdreifachen. ServiceNow geht dafür in Vorleistung und hat bereits die erforderlichen Mitarbeiter auf seiner Seite eingestellt. Wir investieren massiv in Deutschland, ebenso wie im Rest von Europa, und werden auch in den kommenden 15 Monaten unsere Mitarbeiterzahl verdoppeln. Zudem werden wir neben der Niederlassung in Deutschland mit den Standorten Frankfurt, München, Köln und Hamburg auch eine weitere Niederlassung in der Schweiz gründen.
  
Diesen Artikel lesen Sie auch in der it management , Ausgabe 9-2011.   

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