Alles aus einem Guss: Systemtechnologien gewinnen an Bedeutung

Nicht Produkte, sondern Lösungen stehen bei Unternehmen zusehends im Mittelpunkt aller Investitionen. Eine sichere Unterbringung für die Netzwerktechnik ist auch bei der Auswahl von Racks schon lange nicht mehr der einzige Faktor.

Regelmäßige Umbauten verlangen nach flexiblen Lösungen mit umfassendem Zubehör. Außerdem wollen die Switches und Router mit Strom versorgt, gekühlt und gegen unerlaubten Zugriff geschützt werden. Neben der eigentlichen Schranktechnik sind daher wichtige Systemtechnologien von hoher Bedeutung.

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Ohne funktionierende und zukunftsfähige Datennetze sind moderne Unternehmen kaum mehr handlungsfähig. Spätestens mit dem Siegeszug des Cloud Computing und der ständigen Zunahme von Breitbandanwendungen wird die Abhängigkeit komplett sein. Umso wichtiger ist es, insbesondere die aktiven Komponenten – also Switches, Router oder IP-PBXs – sicher unterzubringen. Und zu versorgen, denn rund um den Netzwerkschrank schließen sich ein Reihe von verfügbarkeitsrelevanten Gewerken an. Dazu gehören vor allem die Klimatisierung, Stromabsicherung und Überwachung von Schrank und Komponenten. Wachsende Bandbreite erfordert immer auch leistungsfähigere und oftmals störanfälligere Systeme. Außerdem steigt die Portdichte und neue Anwendungen erfordern mehr Leistung. Das bedeutet mehr Kabel im Schrank, die sicher geführt und gemanaged werden müssen sowie oftmals den Luftfluss im Schrank behindern. Ein Rack muss daher so aufgebaut sein, dass es sich in dieses komplexe System einfügen lässt.

Altbewährtes und neue Tugenden

Die Basiseigenschaften jedes Racks sind Tragkraft und Stabilität. Voraussetzung für hohe Tragkraft ist unter anderem ein verschweißtes und mehrfach profiliertes Rahmengerüst. Auch der Innenausbau muss Lasten ertragen können. Switches sind schwer. 30 kg pro Boden sollten daher eine Selbstverständlichkeit für jeden Netzwerkschrank sein. Für große Switches, wie sie in Rechenzentren zum Einsatz kommen, reicht das bei voller Konfiguration nicht aus. Daher bieten einige Hersteller auch Schwerlastböden mit einer Belastungsgrenze von 150 kg an. Ausziehbare und variabel montierbare Böden erleichtern Ein- und Umbau. Ein symmetrischer Aufbau des Racks sichert außerdem einen vielfältig nutzbaren Innenraum und gestattet die Anreihung von Racks in alle Richtungen. Nicht zu unterschätzen sind auch die Abmaße. 800-1.000 mm Tiefe sind Standard. Modelle mit bis zu 1.200 mm für High Density- oder Serveranwendungen sind ab Werk erhältlich. Die zusätzlichen 20 Zentimeter sind hilfreich, um auch in Zukunft ausreichend Platz für Stromverteilung, Kabel und einen freien Kühlluftfluss zu haben.

Denn die Versorgungstechnologien, die gemeinsam mit dem Rack ein System bilden, werden an Bedeutung gewinnen. Dafür sorgt neben dem Bandbreitenhunger der Applikationen auch die wachsende Verbreitung von Power over Ethernet (PoE). Zwar sind das derzeit lediglich 15,4 Watt pro Port, hochrechnet auf die Anzahl an Telefonen innerhalb eines Unternehmens summiert sich das aber schnell. Moderne Schränke sind daher von vorneherein für eine intelligente Stromverteilung ausgelegt. Durch modulare Steckdosenleisten beispielsweise, die sich flexibel in die Systemlochung des Racks bzw. entsprechende Systemchassis integrieren lassen. In die Trägerschiene können dann Einsteckmodule mit Steckerleisten variabel eingefügt werden. Dadurch können Administratoren selbst die Stromverteilung im Rack flexibel gestalten, bei Umbauten neu anbringen oder bei Bedarf die Anzahl der Steckdosen einfach erweitern. Die

Leisten und Module sind komplett berührungsgeschützt und verfügen nach Bedarf über redundante Stromkreise, um die aktiven Komponenten gegen einen Ausfall abzusichern. Außerdem lässt sich der aktuelle Stromverbrauch je Port erfassen, Phasenüberlastungen werden somit vermieden. Da die Trägerschienen vom Boden bis zum Dachrahmen verlaufen, gehen durch das System auch keine Höheneinheiten verloren. Mit der integrierten Stromversorgung reduziert sich der Montage und Verkabelungsaufwand erheblich. Zudem lässt sich das System mit einer intelligenten Stromverteilung erweitern.

So lassen sich die Einzelsteckplätze beispielsweise per Simple Network Management Protocol (SNMP) auch remote einzeln schalten oder der Stromverbrauch abfragen. Von Nicht-Elektrotechnikern ebenfalls wenig beachtet, sind Erdungs- und Potenzialausgleichskonzepte sowie optionale EMV-Ausführungen (Elektro-Magnetische Verträglichkeit). Führende Hersteller liefern ihre Schränke ab Werk unter Einhaltung von internationalen Normen und Zertifizierungen. Wichtig im Hinblick auf Betriebssicherheit und Haftungsrisiken für die IT-Betreiber.

Kühl und trocken lagern

Mehr Leistung im Schrank bedeutet auch zusätzliche Abwärme. Für Administratoren bedeutet diese Entwicklung, dass bei der Anschaffung und Aufstellung von Netzwerkschränken vermehrt auch die Klimatisierung eine Rolle spielt. Dennoch reicht für Netzwerktechnik in der Regel eine passive Klimatisierung aus. Dabei bestimmt die freiliegende Oberfläche des Netzwerkschranks, sein Material und die Bauweise die Menge an Verlustwärme, die der Schrank abführen kann. Das Rack sollte daher möglichst frei aufgestellt werden.

Damit er die Wärme optimal abgeben kann, ist der Aufbau des Schrankes entscheidend. Speziell abgesetzte Dachbleche und aktive Lüftungsaufsätze beispielsweise optimieren die Wärmeabgabe. Im Rechenzentrum unterstützen Luftleitelemente – die sogenannte vertikale Luftschottung – den Kaltluftverlauf aus dem Doppelboden an die jeweilige Geräteseite leistungsfähiger Switches, die üblicherweise mit seitlicher Kühlung arbeiten. Limitierender Faktor bleibt aber die Umgebungstemperatur. Gerade in Büroumgebungen und vor allem im Sommer ist das zu beachten.

Außerhalb gekühlter Rechenzentren kann daher auch aktive Klimatisierung gefordert sein. Der Einsatz von Lüftern im Netzwerkschrank optimiert und beschleunigt die Luftzirkulation und verbessert so die thermischen Eigenschaften des Systems. Leise laufende Dachlüfter saugen die warme Abluft direkt aus dem Schrank. Innen- und Einschublüfter sorgen dafür, dass sich keine Wärmenester im Schrank bilden können. Dadurch werden Vermischungen von kalter und warmer Luft sowie Luftkurzschlüsse vermieden und durch die Erhöhung der Temperaturdifferenz zwischen Zu- und Abluft die Kühlung effizienter. In Umgebungen mit erhöhten Temperaturen beziehungsweise feuchten oder staubigen Einsatzbedingungen können die Netzwerkschränke von Rittal mit einem Dachkühlgerät ausgerüstet werden. Das speziell für den Einsatz in der IT entwickelte Gerät bläst die kalte Luft direkt vor die 19-Zoll-Ebene.

Vernetzt gesichert

Auch beim Thema Sicherheit sollet nicht nur der einzelne Schrank betrachtet werden. Eine solide Verriegelung an vier Punkten schützt vor unbefugtem Zugriff und damit Manipulation. Gerade bei Etagenverteiler, die oft frei zugänglich aufgestellt sind, sollte das selbstverständlich sein. Ein umfassendes Sicherheitskonzept bezieht auch die physikalischen Parameter wie Temperatur und Feuchtigkeit im Netzwerkschrank mit ein. Dazu lassen sich die Racks mit Sensoren ausstatten, die den Zustand permanent kontrollieren und kabelgebunden oder drahtlos an eine Leitstelle melden.

Außerdem können die Zugriffsrechte auf Netzwerkschränke selektiv über Key-Pads oder übergeordnete Überwachungssysteme personenbezogen gesteuert werden. Systeme wie das CMC-TC nutzen für die Datenübertragung gängige Standards und bieten Schnittstellen zu Übergeordneten Leittechnologien wie dem BACnet an. Mit einer entsprechenden Management-Software können die Verantwortlichen den Zustand der einzelnen Schränke inklusive der relevanten Systemtechnologien in einer graphischen Übersicht überwachen. Hinweise auf Schwachstellen im System werden so frühzeitig erkannt.

Das ist wichtig, da mit der wachsenden Bedeutung von Datennetzen eine ganzheitliche Sicht auch auf die IT-Infrastruktur nötig wird. Netzwerkadministratoren werden sich daher bei der Auswahl der Racks in Zukunft verstärkt auch mit den naheliegenden Gewerken auseinander setzen müssen. Wollen sie dabei keine bösen Überraschungen erleben, etwa durch nicht miteinander kompatible Komponenten, empfiehlt es sich auf die Verfügbarkeit von Systemtechnologien zu achten. Für Büroumgebungen etwa gibt es vorkonfigurierte Schränke, die vom Kabelmanagement bis zur aktiven Klimatisierung die Infrastrukturvoraussetzungen passgenau berücksichtigen. Für größere Anlagen bieten Systemhersteller Beratungsleistungen an, bei denen sämtliche Gewerke, baulichen und technischen Anforderungen des Kunden berücksichtigt werden.

Dieter Henze

Diesen Artikel finden Sie auch in der Ausgabe Mai 2010 des it management.

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