Es ist durchaus üblich, Storage-Systeme langfristig im RZ zu betreiben. Doch veraltete Hard- und Software bergen Tücken und (Sicherheits-)Lücken. Im Gespräch verraten Tobias Schmidt und Fabian Utzel von Orbit, worauf es bei älteren Systemen zu achten gilt, auch, damit es zu keinem Modernisierungs-Stau kommt, wie bei Netapp 7-Mode.
◼ Für Leser, die ihr Unternehmen noch nicht kennen, was macht Orbit?
Schmidt: ORBIT ist ein mittelständisches IT-Unternehmen und Systemhaus. Wir bieten Lösungen für Datacenter- und Cloud-Infrastrukturen, individuelle Software-Entwicklung, Modern-Collaboration, Customer-Relationship-Management, Test und Beratung für Kunden von Telekommunikationsunternehmen, Business Intelligence auf Basis von Microsoft und Business-Consulting für IT-Projekte. Unsere Kunden sind in der Regel Mittelständler ab 500 Mitarbeitern und Großunternehmen.
Im Bereich Kooperationen sind wir breit aufgestellt. Wir sind Microsoft Gold Partner, arbeiten mit diversen Anbietern wie VMware, HPE oder Cisco im Bereich Data Center zusammen, bei Backup beispielsweise mit Quantum und Veeam. Beim Primärspeicherintensiv mit NetApp. Bei großen Migrationsprojekten arbeiten wir mit diesen Partnern auch im Team zusammen.
◼ Im Bereich Storage sind Sie unter anderem auf Migrationen spezialisiert.
Utzel: Das ist richtig. Wir kümmern uns um Migrationen beispielsweise von NetApp-Speichern, die immer noch mit dem 7-Mode-Betriebssystem betrieben werden. Das sind sehr zuverlässige Systeme, aber das veraltete Betriebssystem ist längst abgelöst, ohne Updates oder Support. Es beherrscht wichtige Datenmanagement- und Sicherheits-Features nicht, wie etwa die Anbindung an die Cloud oder Ransomware-Schutz. Wir helfen diesen Unternehmen, sicher auf das aktuelle ONTAP-Betriebssystem von Netapp umzusteigen.
Schmidt: In der aktuellen Version bietet Ontap 9 maßgebliche Weiterentwicklungen: Vereinfachungen in der Handhabung, höhere Energie-Effizienz und eine viel höhere Datendichte, etwa durch Deduplizierung und Kompression. Zudem kommt der exponentielle Anstieg der Performance durch Flash-Speicher. Die alten Systeme unterstützen keine SSD-Ressourcen.
◼ Welche Rolle spielt die Cloud in einem solchen Szenario?
Utzel: Netapp bietet das Konzept der »Data Fabric«. Das heißt, Daten werden je nach Nutzungsgrad oder Performance-Anforderung in der Storage-Infrastruktur zwischen verschiedenen On-Premises- und Cloud-Speichern verschoben. Damit verbunden ist nicht nur die Performance oder andere technische Aspekte, sondern auch die Kostenfrage. Wir unterstützen unsere Kunden auch dabei, »kalte« Daten zu identifizieren und von AFF-Block- oder FAS-File-Storage-Arrays auf günstigere Medien auszulagern.
◼ Nun bietet Netapp beispielsweise mit dem 7-Mode Transition Tool, kurz 7MTT, eigene Migrationswerkzeug. Welchen Mehrwert hat Ihre Dienstleistung für den Anwender?
Utzel: 7MTT ist kein einfaches Tool, das per Maus-Click alles erledigt. Es bedarf für eine erfolgreiche und sichere Migration eine gründliche Vorbereitung, etwa den Abgleich von Systemständen, Hardware-Voraussetzungen, nachgelagerte Konsistenz- und Integritätsprüfungen aber auch die Erfüllung von Unternehmensvorgaben zur Datensicherheit. Eine genaue Planung ist von Nöten, und diese muss minutiös und exakt sein. Im Laufe der Jahre haben wir uns in diesem gesamten Komplex zwischen Storage, Daten, Infrastruktur, Abläufen und Prozessen die Expertise erworben, auf die unsere Kunden zurückgreifen können.
Schmidt: Und dies auch gerne tun, um so eine Mammut-Aufgabe wie die Migration unternehmenskritischer Daten gesichert durchführen zu können. Sie müssen berücksichtigen, dass viele IT-Abteilungen im Mittelstand ganz einfach nicht dieses Skill-Set haben und haben können.
◼ Auf welche Weise entstehen Ihre Projekte?
Schmidt: Es gibt im Prinzip zwei Szenarien. Im ersten hat der Kunde bereits entschieden, ein großes Migrationsprojekt durchzuführen und sucht Unterstützung. Im zweiten empfindet der Kunde einen zunehmenden Schmerz: Hardware-Ausfälle häufen sich, Ersatz-Hardware ist kaum mehr zu bekommen, es gibt keinen Hersteller-Support. Im Grunde droht bereits akut ein Datenverlust und das Bewusstsein wächst, dass man die Daten dringend aus dem veralteten System herausbekommen muss.
◼ Wie muss man sich das Vorgehen vorstellen?
Utzel: Im ersten Schritt führen wir eine Bestandsaufnahme durch. Welche Daten-Typen, Datenmengen, System-Anbindungen im Netzwerk oder Zugriffsarten auf das Alt-System liegen vor und was ändert sich mit Blick auf das Ziel-System. Oft wird auch eine Umstrukturierung angestrebt, um historisch gewachsenen Wildwuchs aufzuräumen.
Daraus entsteht ein Migrationsplan, inklusive Änderungen bei den Systemen, die auf das Storage zugreifen. Ebenso müssen alte und neue Backup-Szenarien eingebunden werden. Dann begleiten und überwachen wir die eigentliche Migration mit permanenten Checks und dokumentieren jeden Schritt, um gegebenenfalls Schritte zu korrigieren oder zurückzugehen. Im Anschluss schulen wir auch die Mitarbeiter*innen auf die neuen Systeme.
Ein besonderer Aspekt dabei ist die Balance zwischen Up- und Down-Grade. 7MTT unterstützt meist die neuen, aktuellen Systeme nicht. Dann müssen wir diese für die Migration zunächst down-graden, die Daten übertragen und dann wieder auf einen aktuellen Software- bzw. Betriebssystem-Stand bringen. Ein Upgrade kann stellenweise automatisiert erfolgen, der Downgrade dagegen ist ein komplexer Prozess mit manueller Aktion auf der Ebene von Kommando-Zeilen.
◼ Von welcher Größenordnung sprechen wir hier bezüglich des Marktes?
Schmidt: Wir gehen davon aus, dass bundesweit noch mindestens 1.500 Alt-Systeme im Einsatz sind. Diese stehen ohne Support in Rechenzentren und werden jeden Tag anfälliger in Bezug auf Hardware-Ausfällen und Sicherheitsrisiken. Im Endeffekt sind die dort gespeicherten Daten massiv bedroht. Sie verlangen geradezu nach einer Migration.
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