Markt und Trends beim Software-Testen: Wachstumsmarkt für unabhängige Spezialisten

Die Mehrheit der Unternehmen weiß, dass mangelnde Software-Qualität wirtschaftliche Schäden verursacht. Auch besteht Einigkeit, dass zusätzliche Investitionen ins Software-Testen Abhilfe schaffen. Doch verfügen zum Teil die gleichen Unternehmen über keine Transparenz bei ihrer eigenen Qualitätssicherung. Die bestätigt die neuste internationale Studie „Software-Testing“ der IT-Analysten von PAC. Sie zeigt auch, dass Software-Testen ein Wachstumsmarkt ist – vor allem für unabhängige Spezialdienstleister, die nicht gleichzeitig auch Software entwickeln.

Die Bedeutung systematischen Software-Testens wird nicht mehr in Frage ge-stellt: 79 Prozent der von PAC Befragten zufolge führt unzulängliches Testen zu signifikant höheren Kosten und Risiken für ein Unternehmen. Dies ist auch dadurch zu erklären, dass die Mehrzahl die Situation kennt, auch noch im laufenden Betrieb mit Systemfehlern kämpfen zu müssen. Über die Hälfte geht auch davon aus, dass zumindest einige ihrer Anwendungen schon einmal negative Auswirkungen auf ihre Kundenbeziehungen hatte. Kein Wunder also, dass die große Mehrheit der Unternehmen mittlerweile Aussagen zustimmt wie „Testen ist eine entscheidende Investition ins Produkt“ oder „Testen erhöht die Wirtschaftlichkeit der Software-Produktion“.

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Anspruch und Wirklichkeit

Dieses Bewusstsein hat jedoch nur teilweise die Praxis von Software-Entwick-lung und -Test verändert. So wissen viele Unternehmen de facto nicht, was sie wirklich für den Check der IT-Systeme ausgeben. Auch ist vielen nicht klar, wie viele ihrer Mitarbeiter Testaufgaben übernehmen. Obwohl zwei Drittel der Befragten die Trennung von Entwicklung und Testen propagieren, kann in vielen Fällen von klar definierten Testprozessen noch keine Rede sein – ganz davon zu schweigen, dass es überall schon dezidierte Testteams gäbe.

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Fast zwei Drittel stimmen der Aussage zu, dass Test- und Entwicklungsteam unabhängig voneinander arbeiten sollten.

Existiert ein nennenswerter Markt für das Software-Testen also nur auf dem Pa-pier? PAC-Analyst Stephan Kaiser ist vom Gegenteil überzeugt: „Den guten Ab-sichten werden Taten folgen. Denn es ist offensichtlich, dass eine unabhängige und transparente Qualitätssicherung wesentlich zum Erfolg von Software-Ent-wicklungsprojekten beiträgt.“ Kaiser geht auch davon aus, dass die Dringlich-keit für eine professionelle Qualitätssicherung weiter steige: „Je komplexer und komponentenorientierter IT-Systeme werden, Stichwort SOA, und je mehr Compliance-Anforderungen es gibt, umso wichtiger wird professionelles Tes-ten. Am besten durch externe Qualitätsexperten, welche die notwendige Unab-hängigkeit und Effizienz für diesen Job mitbringen.“

Insofern ist der Testmarkt vor allem für unabhängige Spezialdienstleister inte-ressant, die in den vergangenen Jahren ein zum Teil rasantes Wachstum auf-wiesen. Beispiel SQS Software Quality Systems: Das Unternehmen konnte seinen Umsatz in den vergangenen beiden Jahren nahezu verdoppeln, auf zuletzt 121 Millionen Euro (2007). Während der Umsatz 2007 um mehr als 50 Prozent stieg, erhöhten sich die Gewinne um nahezu das Doppelte (96 Pro-zent).

SQS demonstriert auch, dass Testdienstleistungen in Form von (Offshore-)Outsourcing attraktiv sein können. Die britische SQS-Niederlassung versorgt viele ihrer Kunden bereits seit einigen Jahren mit Services aus Südafrika. Auf dem Kontinent hingegen zeigen sich Auftraggeber noch zurückhaltend, wenn es um Test-Outsourcing geht. Allerdings zeigt sich auch hier, dass mit dem richtigen Vorgehen Offshoring erfolgreich ist. So punktet etwa SQS mit einem „Multi-Language-Konzept“. Rudolf van Megen, CEO von SQS, erläu-tert: „Man darf eines nicht vergessen: Die gängigen Offshore-Teams sprachen bisher überwiegend Englisch und nicht etwa Deutsch oder Französisch. Der Erfolg des Testens hängt jedoch zu einem wesentlichen Teil von semantischer Eindeutigkeit ab. Da hilft es sehr, wenn der Testdienstleister die Muttersprache seines Auftraggebers beherrscht.“ Auch Stephan Kaiser von PAC ist davon überzeugt, dass sich Provider, die Test-Services auch in Deutsch, Französisch oder etwa Spanisch bieten können und zugleich einen geeigneten Onshore-Offshore-Mix hinbekommen, deutliche Marktvorteile verschaffen. So ist SQS zum Beispiel neben englischsprachigen Standorten in Südafrika und Indien auch in Kairo vertreten. Dort sprechen die Mitarbeiter nicht nur Englisch, sondern auch fließend Deutsch oder Französisch.

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Welche Testwerkzeuge kommen in Unternehmen zum Einsatz?

Werkzeugmarkt vor dem Umbruch

Neben den Service-Anbietern ist der Markt für Software-Testen insbesondere für Werkzeuganbieter lukrativ. Zwar setzt die große Mehrheit der Unternehmen noch selbst entwickelte Lösungen oder Hilfsmittel ein, die nicht zuerst für das Testen gemacht wurden, zum Beispiel Excel. Und selbst Open-Source-Produkte rangieren noch vor den eigentlichen Test-Tool-Anbietern wie HP/Mercury, IBM Rational oder Compuware (siehe Abbildung 2). Dennoch wird sich mit aufs Testen spezialisierten Werkzeugen noch viel Geld verdienen lassen. Dies hat drei Gründe: Erstens wird die generell fortschreitende Industrialisierung der Software-Produktion nach einer durch Tools automatisierten Qualitätssicherung verlangen. Zweitens steht die Ablösung vieler monolithischer Altsysteme vor der Tür. Sobald ihre Tage gezählt sind, ist auch die Zeit der mit ihnen ver-bundenen individuellen Testlösungen vorbei. Und drittens sind sich die Unter-nehmen der Vorteile von Testautomatisierung bewusst. Nahezu 80 Prozent sind davon überzeugt, dass eine solche Automatisierung echten Mehrwert schafft und die Investitionen in Tools wieder einspielt.

Dass diese Einschätzung zutrifft, verdeutlichen die Zahlen der aktuellen PAC-Studie ebenfalls. Sie analysierte auch Wechselwirkungen zwischen den Antwor-ten der Befragten. Dabei kam sie beispielsweise zum Schluss, dass jene Unter-nehmen, die angeben, professionelle Software-Tester in Voll- oder Teilzeit zu beschäftigen, seltener über zusätzlichen finanziellen Aufwand durch mangelnde Software-Qualität klagen. Wenn die Befragten Testen als erfolgsentscheidend bezeichneten, berichten sie zudem seltener über Probleme mit zu langsamem oder zu teurem Testen. Und wie fast immer spielen die Impulse des oberen Management eine wichtige Rolle: Jene Unternehmen, deren Führungskräfte dem Software-Testens eine hohe Bedeutung zusprechen, haben bei Ausliefe-rung von IT-Systemen seltener mit kritischen Fehlern zu kämpfen.

Weitere Infos zur Studie und Zahlen im Detail unter http://research.sqs.de

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