Gerade Behörden und Kommunen – aber auch viele Unternehmen – sehen Cloud-Storage kritisch. Gleichzeitig wünschen sie sich jedoch die Flexibilität bei Kapazität und Kosten, die Cloud-Angebote versprechen. Im Interview spricht Sebastian Schmitzdorff, CEO von Hamburgnet darüber, ob man in Bezug auf Storage eben in den einen oder anderen sauren Apfel beißen muss oder sich doch beides kombinieren lässt.
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Die Corona-Pandemie hat alte Gewohnheiten in der IT gründlich umgekrempelt. Um schnell erforderliche Kollaborationsmöglichkeiten einzurichten und den Betrieb unter veränderten Voraussetzungen aufrecht zu erhalten, griffen viele Firmen zu Cloud-Angeboten. Zuvor gehegte Bedenken stellten sie dabei zurück: Schließlich befand man sich in einer Notsituation und musste handeln. Inzwischen werden manche dieser Entscheidungen überdacht. Gleichzeitig fand eine Neubewertung der IT statt: Schließlich zeigte sie in der Notsituation, was sie zu leisten vermag.
Dies belegen auch konkrete Zahlen: Einer aktuellen Umfrage von Techconsult zufolge mussten 42 Prozent der befragten IT-Verantwortlichen keine Einsparungen am IT-Budget vornehmen, über 40 Prozent der befragten IT-Entscheider haben sogar mehr Budget zur Verfügung. Allerdings hat sich im Zuge der Pandemie auch die Beschaffungsmentalität geändert: Immer mehr IT-Verantwortliche wollen nicht mehr besitzen, sondern nutzen: 35 Prozent der von Techconsult befragten Unternehmen setzen pandemiebedingt stärker auf Angebote, die sich den Betriebsausgaben (Opex) zurechnen lassen. Wie sich der Wunsch nach einer deutlich agileren und flexibleren IT-Infrastruktur als vor der Pandemie umsetzen lässt und welche Optionen es dabei insbesondere im Storage-Bereich gibt, darüber sprach speicherguide.de mit Sebastian Schmitzdorff, CEO und Gründer von Hamburgnet.
 Mit den Begriffen »agil und flexibel« werden heute in erster Linie Cloud-Angebote beworben. Firmen schätzen daran auch, dass die laufend und häufig nach Nutzung bezahlt werden können. Klingt doch alles gut, oder?
Sebastian Schmitzdorff, HamburgnetSchmitzdorff: Auf dem Papier ja – aber solche Angebote haben durchaus ihre Tücken. Erstens ist die Preisstruktur oft sehr komplex. Dadurch sind die Nutzungskosten zwar flexibel, aber trotzdem nur schwer planbar. Zweitens sind Buchung und Vertragsabschluss zwar einfach, die fortlaufende Verwaltung erfordert aber oft Spezialkenntnisse. Drittens lebt die Cloud gerade davon, dass Leistungen in großem Stil zentral erbracht werden. Die Entfernung zum jeweiligen Cloud-Rechenzentrum kann schon im Alltagsbetrieb zu störenden Latenzen führen – und erst recht, wenn zum Beispiel für Backups große Datenmengen übertragen werden. Schließlich müssen insbesondere Behörden und Kommunen sehr vorsichtig sein, wenn sie Cloud-Angebote nutzen, um dabei alle Compliance-Vorgaben einzuhalten. Auch wenn die Cloud-Anbieter das oft nicht hören wollen: Hier gibt es einige rechtliche Fallstricke.
 Es gibt also nach wie vor viele gute Gründe, IT vor Ort zu betreiben. Warum dann das hohe Interesse an der Cloud?
Schmitzdorff: Beim IT-Betrieb vor Ort werden die herkömmlichen Beschaffungsmethoden dem gestiegenen Bedarf nach Agilität und Flexibilität oft nicht mehr gerecht. Wenn IT vor Ort erfolgreich mit Cloud-Angeboten konkurrieren will, muss sich also auch hier etwas ändern. Im öffentlichen Bereich kommt noch hinzu, dass Ausschreibungen nicht nur aufwändig und langwierig sind, sondern auch die knappen Personal-Ressourcen binden. Ist eine Entscheidung gefallen, sind bei klassischen Storage-Systemen aktuell Lieferzeiten von sechs bis zwölf Monaten nicht unüblich. Flexibel auf veränderten Bedarf zu reagieren, ist damit nicht möglich.
 Was sind denn die besonderen Storage-Herausforderungen bei öffentlichen Auftraggebern?
Schmitzdorff: Das sind vor allem die zahlreichen, dringend anstehenden Digitalisierungsaufgaben. Das Online-Zugangsgesetz (OZG), das Bund, Länder und Kommunen verpflichtet, ihre Verwaltungsleistungen über Verwaltungsportale bis Ende 2022 auch digital anzubieten, ist dabei nur ein Aspekt. Dazu kommen viele weitere Digitalisierungsprojekte, die neue Leistungen ermöglichen oder bisherige verbessern sollen. Für 74 Prozent der befragten IT-Entscheider, sind der Techconsult-Studie zufolge, Storage-Kapazitäten von elementarer Bedeutung. Die Hardwarebeschaffung zählt dabei zu den größten Herausforderungen. Denn vor allem im öffentlichen Bereich wächst die Datenmenge oft schneller, als neue Speichersysteme beschafft werden können. Deshalb ist Flexibilität auch so wichtig.
 Eine erfolgreiche Möglichkeit, diese Aufgabe zu lösen, haben Sie mit der Stadt Pforzheim, einer Großstadt mit rund 126.000 Einwohnern am Nordrand des Schwarzwalds, gefunden. Wie war da die Ausgangslage?
Die Infinidat Infinibox wird komplett vorverkabelt und vorkonfiguriert ausgeliefert, inklusive zusätzlicher Speicherkapazität, die bei Bedarf sofort aktiviert werden kann (Bild: Infinidat).Schmitzdorff: Den Verantwortlichen war klar, dass sie künftig mit erheblichem Datenwachstum rechnen müssen – ohne dass das jedoch im Detail vorhersagbar war. Für eine klassische Storage-Beschaffung stand zwar das qualifizierte Personal bereit, es war allerdings im Tagesgeschäft eingebunden. Die Verantwortlichen entschieden sich daher für die Lösung InfiniBox FLX von Infinidat, einen hochperformanten Enterprise-Storage, der zwar von Infinidat verwaltet wird, aber beim Kunden vor Ort steht.
 Was war ausschlaggebend für die Entscheidung?
Schmitzdorff: Ein großer Vorteil ist, dass Kunden mit der Infinibox FLX zunächst nur eine feste Mindestgröße buchen. Die lässt sich relativ leicht berechnen. Alles darüber wird dynamisch abgerechnet – sowohl bei einer Zu- als auch einer Abnahme des Speicherbedarfs.
 Was ist im Vertrag bereits alles abgedeckt?
Schmitzdorff: Im Vertrag sind Hardware, Software-Lizenzen, Garantien, Monitoring und Support bereits vollständig enthalten. Selbst regelmäßige Erneuerungen der Hardware sind abgedeckt. Der Kunde hat somit die Sicherheit, dass er technologisch nicht abgehängt wird und bekommt gleichzeitig eine Lösung, die vor Ort steht und vom Hersteller betreut wird, aber wie ein Cloud-Service genutzt werden kann.
 Wie muss man sich den Umstieg und die Erstinstallation vorstellen?
Schmitzdorff: Die Infinibox FLX wird nach den Anforderungen des Kunden geplant und als komplett vorverkabelter und vorkonfigurierter Schrank geliefert. Vor Ort unterstützt bei der Einrichtung und später bei Updates ein Technical-Advisor von Infinidat. Trotz der erforderlichen Vorbereitungen war das Komplettsystem in Pforzheim bereits einen Monat nach der Beauftragung vollständig eingerichtet und betriebsbereit.
 Gab es besondere Anforderungen?
Schmitzdorff: Für ihre Digitalstrategie benötigte die Stadt Pforzheim eine hohe Bandbreite, weil viele Nutzer und Anwendungen gleichzeitig zugreifen. Außerdem waren eine hohe Leistung und die Synchronisation über zwei Rechenzentren verlangt. Gleichzeitig galt es natürlich – wie im öffentlichen Bereich immer – das wirtschaftlichste Angebot auszuwählen.
 IT-Beschaffung ist immer eine Balance zwischen Budget und technisch möglichem. Wie haben Sie bei dem Projekt das optimale herausgeholt?
Schmitzdorff: Unter den genannten Voraussetzungen kam die Ausführung der Infinibox FLX mit Nearline-SAS-HDDs zum Zuge. Infinidat bietet zwar auch eine All-Flash-Linie an, erreicht aber schon mit der HDD-Variante eine ungewöhnlich hohe Leistung. Möglich ist das durch den sehr hohen RAM-Anteil und einen »neural cache«, der mittels intelligenter Algorithmen voraussichtlich bald benötigte Daten bereits vorab in den RAM lädt. Dadurch kann gerade in Umgebungen mit gemischten Speicheranforderungen auch die günstigere HDD-Ausführung Performance-Werte erreichen, wie sie sonst nur sehr teure All-Flash-Lösungen bieten.
 »Intelligente Algorithmen« klingen nach KI und Maschinenlernen – und das direkt wieder nach Cloud-Anbindung…
Schmitzdorff: Da die Algorithmen bei Infinidat die individuellen Gegebenheiten berücksichtigen, sind auch sie nicht auf einen Cloud-Zugriff angewiesen. Sie werden ebenfalls vor Ort berechnet.
 Cloud punktet bei Anwendern gegenüber Hardware vor Ort vor allem dadurch, dass sich die Kapazität unmittelbar anpassen lässt.
Schmitzdorff: Die gewünschten Kapazitätsanpassungen sind – wie in der Cloud – auch bei Infinidat immer sofort möglich. Das System wird dazu nicht nur mit der vereinbarten Minimalkapazität ausgeliefert, sondern mit einer großzügigen Reserve. Weil Infinidat das System verwaltet, kann diese großzügig ausgelegte Kapazitätsreserve jeweils rechtzeitig erweitert werden, bevor sie erschöpft ist. Bei rückläufigem Bedarf bleibt die installierte Hardware vor Ort, nur die Nutzung wird angepasst und die Rechnung fällt geringer aus. Für mögliche Anforderungsspitzen ist dann wieder genügend Reserve vorhanden.
 Was spricht dafür, sich gerade jetzt mit der Storage-Lösung von Infinidat zu beschäftigen?
Schmitzdorff: Die Optimierung der IT-Infrastruktur ist der Techconsult-Studie zufolge – nach der Sorge um die Cybersicherheit – derzeit die wichtigste Aufgabe in Unternehmen: Für 74 Prozent der befragten IT-Entscheider sind dabei Storage-Kapazitäten von elementarer Bedeutung. Indem sich mit Infinidat dieser wichtige Punkt schnell abhaken lässt, bekommen IT-Abteilungen Freiräume für wertschöpfende Projekte.
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