Das Wachstum im SSD-Markt ist zwar ungebrochen, die anhaltende Verknappung von Flash-Chips bremst jedoch die Entwicklung. Im Q4/2016 wurden weltweit 45 Millionen SSDs mit einer Gesamtkapazität von knapp 16 EByte ausgeliefert. Eine Trendwende ist derzeit nicht absehbar, die Preise werden sich erstmal weiter nach oben bewegen.
SSD-Markt Q4/2016: Samsung dominiert klar (Grafik: Trendfocus).Der Markt für Flash und SSD kennt weiterhin nur den Weg nach oben. Den Analysten von Trendfocus zufolge wurden im vierten Quartal 2016 weltweit 45 Millionen SSDs ausgeliefert. Gegenüber dem Vorquartal ist das ein Wachstum von 18 Prozent. Dies entspricht zudem einer Gesamtkapazität von 15,7 EByte. Im Q3/2017 waren es noch 13,9 EByte. Zwei Drittel davon entfallen auf SSDs aus dem Bereich Clients und Consumer. Die rund fünf Millionen Enterprise-SSDs arbeiten zu 58 Prozent auf SATA-Basis. Auf SAS und PCIe entfallen 27 bzw. 15 Prozent.
Alleiniger Marktführer bleibt Samsung mit 35 Prozent bei den Stückzahlen und 41,9 Prozent bei der ausgelieferten Kapazität. Auf Rang zwei bringt es mit Western Digital (18,9 Prozent) nur ein weiterer Hersteller auf einen zweistelligen Marktanteil. Es folgen Intel (9,1 Prozent) und Kingston (7,0 Prozent).
Für das noch laufende erste Quartal erwarten Experten ein weiter anhaltendes Wachstum. Mit großen Sprüngen sei allerdings nicht zu rechnen. Die anhaltende Allokation bremst den Markt hier eindeutig aus.
»Wie schon 2016 verhindert derzeit die Chip-Knappheit einen noch höheren Absatz«, erklärt Christian Marhöfer, Regional Director DACH bei Kingston. »Das Q1 verläuft bislang, unter Berücksichtigung der starken Verfügbarkeitsengpässe, zufriedenstellend. Allerdings hatten die gestiegenen Preise zur Folge, dass Käufer auch wieder verstärkt SSDs mit 120 GByte kaufen, um innerhalb gewisser Preispunkte zu bleiben. Wir sehen zudem noch eine stabile Nachfrage nach SSD mit 60 GByte. Diese finden weiterhin viel Verwendung bei spezifischen Lösungen, wie Digital Signage oder Steuerungssystemen.« Allerdings werden SSDs mit geringen Kapazitäten langsam aus den Markt genommen.
2,5-Zoll-SSDs im Fokus – zunehmendes Interesse an PCIe und M.2
George Linardatos, Transcend»Im Consumer-Bereich liegt der Fokus definitiv noch auf dem 2,5-Zoll-Formfaktor«, sagt George Linardatos, General Manager bei Transcend, gegenüber speicherguide.de. »In diesem Segment kommt, aufgrund der Preissensibilität der Endkunden, immer mehr der nicht ganz so performante, dafür aber günstigere TLC-Flash-Speicher (Triple Level Cell) zum Einsatz. Dieser eignet sich für alltägliche Anwendungen eines durchschnittlichen Users meist auch am besten.« Im Industriebereich seien die Anforderungen in Bezug auf Haltbarkeit und Langlebigkeit natürlich deutlich höher. Wobei sich mit SLC (Single Level Cell) der eigentlich haltbarste und performanteste Speicher aufgrund der Kosten nicht durchsetzen konnte. Vorrangig kommt meist der preiswertere MLC-Flash-Speicher (Multi Level Cell) zum Einsatz.
Mittlerweile steigt aber auch das Interesse an M.2-SSDs. Kam der Zuspruch bisher vor allem aus dem Notebook-Bereich, verbauen PC-Assemblierer zunehmend Motherboards mit M.2 Schnittstelle. »Aufgrund des schlanken Formfaktors und immer kleineren portable Devices steigt die Bedeutung von M.2«, erklärt Linardatos. »PCIe wird bei uns dieses Jahr definitiv eines der Fokusthemen sein.« Letztendlich ist es nur noch eine Preisfrage, wann der Übergang von 2,5 Zoll zu M.2 erfolgt. 500-GByte-SSDs kosten im Internet derzeit zwischen rund 130 und 165 Euro. M.2-SSds mit 500 GByte beginnen je nach Modell bei knapp 153 Euro (WD Blue M.2) bzw. 165 Euro (Samsung 850 EVO M.2).
SSD-Markt: Kapazitäten mehr als verdoppelt
Die Veränderungen in den letzten Jahren verdeutlichen sich vor allem im Preis und der dafür erhältlichen Speicherkapazität. Durch den bisherigen Preisverfall im Flash-Markt haben sich die Preise von HDDs und SSDs angenähert. »Während im Consumer- Bereich vor zwei Jahren noch 128-GByte SSDs Mainstream waren, bilden mittlerweile 512 GByte den Sweet-Spot«, sagt Transcend-Manager Linardatos.
»Die anfängliche Skepsis, was die dauerhafte Zuverlässigkeit von SSDs angeht, ist vollkommen verschwunden und SSDs sind fest etabliert«, unterstreicht Kingston-Manager Marhöfer. Geblieben sei der Wunsch nach höheren Kapazitäten zu erschwinglichen Preisen. Gleichzeitig hätten viele Benutzer erkannt, »dass sie durchaus mit Kapazitäten von 240 und 480 GByte auskommen«, schränkt Marhöfer ein, »was ja im Vergleich zu HDDs sehr gering ist.« Etwas überraschend war aus seiner Sicht auch, dass sich die kleineren Formfaktoren wie mSATA und M.2 bislang nicht so stark durchgesetzt haben.
Markt & Entwicklung: Verknappung bremst den SSD-Markt
Für die kommenden Monate muss allerdings mit weiterhin steigenden Preisen und einer anhaltenden Verknappung bei SSDs ausgegangen werden. Dies wird den Wandel zu noch höheren Kapazitäten etwas ausbremsen. Gleichzeitig rechnen Experten mit einer ungebrochenen Nachfrage nach SSDs, sowohl im Consumer- als auch im Business-Umfeld. Der Bedarf kommt gleichermaßen aus dem Upgrade-Segment und aus der Systemproduktion.
»Bei der Technik wird sich 2017 vieles um NVME drehen«, erwartet Marhöfer. »Die Nachfrage nach Datacenter-SSDs wird weiter stark steigen und wir werden neue Enterprise SSDs mit U.2-Schnittstellen auf den Markt bringen. Die rasante Weiterentwicklung bei SSDs ist nicht zu stoppen.«
»Planare NAND-Flashs-Speicher stoßen an ihre physikalischen Grenzen, daher gehört 3D NAND kurz bis mittelfristig die Zukunft«, ergänzt Linardatos die künftige Entwicklung. »Auch PCIe gewinnt an Bedeutung. Da nachfrageseitig der Bedarf an Flash-Chips beispielsweise für Smartphones immer größer wird und gleichzeitig seitens der Chip Hersteller ein Angebotsengpass aufgrund der Umstellung auf 3D NAND herrscht, haben wir es derzeit wieder mit steigenden Flash-Preisen zu tun. Auf kurze Sicht ist nach unseren Erkenntnissen keine Umkehr dieses Trends zu erwarten, so dass sich die Preise von SSDs in naher Zukunft tendenziell wohl eher nach oben bewegen werden.«
Wann: am 1. Juni 2017
Wo: im Sofitel Hotel, München
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