Composable-Infrastrukturen sollen das Rechenzentrum flexibler und agiler machen und gelten als nächster Technologieschritt. Was ist darunter aber genau zu verstehen? Doc Storage erklärt was es jenseits des Marketing-Geschwurbels zu beachten gilt.
Leserfrage: Composable-Infrastrukturen sollen der nächste Schritt in der Weiterentwicklung von Technologie im Rechenzentrum sein. Angeblich wird das Datacenter damit flexibler und agiler. Was ist darunter aber genau zu verstehen und wie funktioniert der Ansatz? Welche Maßnahmen müssen getroffen werden und bringen Composable-Infrastrukturen wirklich etwas?
Antwort Doc Storage:
Nach Definition ist Composable Infrastructure nichts anderes als eine konvergierte oder gar »hyper«-konvergierte (bald fällt uns wirklich kein Superlativ mehr ein…) Umgebung, in der neben Rechnern, Speichern und Netzwerken als eine Plattform eine softwarebasierte Intelligenz eingezogen werden. Eine einheitliche Programmierschnittstelle stellt diese Ressourcen zusammen und kontrolliert sie auch.
Im Gegensatz zu einer konvergierten Umgebung, die auf eine bestimmte Art und Last von Arbeit vorkonfiguriert ist, erlaubt diese »Intelligenz« die Umgebung anzupassen, wo und wie immer dies nötig sein sollte. Aus dieser Sicht ist eine Composable-Infrastructure also das genaue Gegenteil einer konvergierten Umgebung. Das Ziel ist es, dem Betrieb die Erschaffung und Anpassung seiner Infrastruktur zu ermöglichen, wo und wie auch immer dies von Nöten sein sollte. Damit soll auch der DV die sehr schnelle Anpassung an neue Herausforderungen erleichtert werden.
Auf diesem Weg soll dem RZ die Schaffung und Anpassung von Infrastruktur in nicht gekannter Geschwindigkeit bereitgestellt werden. Natürlich nicht ohne dabei gleichzeitig die operativen Kosten und die Komplexität bisheriger Lösungen zu verringern.
Soviel zum aktuellen Marketing-Geschwurbel. Der Gedanke daran, Infrastruktur wie Programmcode modifizieren und dann laufen lassen zu können ist natürlich reizvoll. Und der theoretische Ansatz durchaus nicht unrealistisch. Allerdings müssen Anwendungen immer noch auf Hardware ausgeführt, gespeichert und transportiert werden, das heißt, die Rechenleistung, Kapazität und Bandbreite müssen im Ende irgendwo zur Verfügung stehen. Natürlich wird es durch den beschriebenen Ansatz einfacher, Stücke vom Kuchen abzuschneiden und einem bestimmten Dienst zuzuweisen. Aber der Kuchen selbst muss aufgestellt, betrieben, gewartet und aufgerüstet werden, wie jede andere Hardware auch.
Ja, die Handhabung des Maschinenparks mag nach dessen Aufstellung und Inbetriebnahme einfacher werden, aber nein, letztendlich wird die anstehende Arbeit nicht erledigt, nur verlagert und abstrahiert. Irgendjemand wird sie machen müssen, das lässt sich auch mit den herrlichsten Folien nicht wegpräsentieren.
Gruß
Doc Storage
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