Das Angebot an Backup-Software für Mittelstands- und Enterprise-Umgebungen ist über die Jahre beachtlich gewachsen. IT-Manager haben die Wahl zwischen Spezialisten und umfangreichen Plattform-Produkten, die zunehmend als Abomodell zu erwerben sind.
Natürlich steht dabei heute die Sicherung gegen Ransomware-Attacken und andere Schad-Software im Mittelpunkt. Dazu müssen »Immutability« oder WORM-Funktionen (Write Once Read Many) an einem lokalen Standort und/oder in der Cloud verfügbar sein. Das leistet Backup-Software heute quasi durchgängig. Ebenso muss ein Medienbruch (»Air Gap«) gewährleistet werden. Auch dies ist mittlerweile Standard, um 3-2-1-Strategien beim Backup umzusetzen.
Im Mittelstands- und Enterprise-Segment überzeugen manche Datensicherungs-Produkte durch universelle Leistungsvielfalt, andere sind eher »Spezialisten«. Dennoch: Für uns sollte Backup-Software idealerweise eine breite Palette an Hosts, Anwendungen, Speichertechnologien und Datensicherungs-Strategien unterstützen. Die Software sollte modular aufgebaut, skalierbar und mit einer Vielzahl von Plattformen, Betriebssystemen, Tape-Librarys, Laufwerken und Topologien kompatibel sein. Auch Mobilität bzw. die Sicherung am Front-End rücken für RZ-Administratoren zunehmend in den Fokus.
Die Kosten sind schwer zu ermitteln. Lizenzen für ein Endgerät starten ab 50 Euro und erreichen schnell vierstellige Euro-Bereiche pro Server oder Host. Ebenso verbreitet wie Lizenzen sind Abo- und SaaS-Modelle (Software-as-a-Service), die je nach Service-Level stark divergieren. Die meisten Anbieter scheuen die Angabe von Preisen, um eine Vergleichbarkeit zu vermeiden. Die offizielle Begründung lautet freilich, dass die Anforderungen der Unternehmen zu unterschiedlich sind. Unsere Angaben sind lediglich Näherungen, soweit möglich. Die Preismodelle richten sich nach Kapazität, Applikation und Funktionsumfang. Marktübersichten können nie komplett sein. Bei unserem Überblick spielt zunächst die weltweite Marktdurchdringung bei Großunternehmen (nach Gartner und Forrester) eine Rolle, wir berücksichtigen aber auch Produkte, die hauptsächlich im deutschsprachigen Raum ihre Liebhaber finden und tendenziell am Mittelstand orientiert sind.
Bei unserem Überblick spielt zunächst die weltweite Marktdurchdringung bei Großunternehmen (etwa nach Gartner und Forrester) eine Rolle. Wir berücksichtigen aber auch Produkte, die hauptsächlich im deutschsprachigen Raum ihre Liebhaber finden und tendenziell am Mittelstand orientiert sind.
Backup ist nicht gleich Backup
Gartners letzter Magic Quadrant »Enterprise Backup and Recovery Software« stammt aus dem Juli 2022, Forrester hat inzwischen seine Terminologie geändert und zuletzt den Report »Data Resilience Solution Suites, 4Q22« veröffentlicht.
Das trägt der Tatsache Rechnung, dass inzwischen die Beschreibung des Marktes ungeheuer komplex ist. Das klassische Modell mit Backup-Server und Backup-Software ist kaum mehr existent. Zu unterscheiden gilt es zwischen verschiedenen Ansätzen, die dazu unter Umständen ineinanderfließen.
Block-Level-Backup: Das Block-basierte Backup analysiert Daten identifiziert nur die geänderten Blöcke. Dies ermöglicht eine schnellere Sicherung und Wiederherstellung von Daten. Dies reduziert die benötigte Zeit und die Auswirkungen auf die Systemleistung während der Sicherung. Da nur die geänderten Blöcke gesichert werden, wird weniger Speicherplatz benötigt. Das Block-basierte Backup soll eine granulare Wiederherstellung von Dateien und Ordnern erlauben, was besonders nützlich ist, wenn nur bestimmte Teile der Daten wiederhergestellt werden müssen.
File-Backup sichert Dateien und Ordner auf Basis von Datei-Systemen, meist komprimiert, meist auf einem NAS-System. Die Wiederherstellung ist relativ einfach, aber letztlich Ressourcen-intensiv. Bei KMU wird aber die selektive Sicherung und die einfache Versionisierung geschätzt. Der Zeit- und Ressourcen-Aufwand ist relativ hoch, zusätzliche Ressourcen wie Bandbreite und Rechenleistung werden belastet.
Object-Storage-Backup: Beim Object-Storage-Backup werden die Daten in Form von Objekten in einem Object Storage-System gesichert. Object-Storage-Systeme sind in der Regel hoch skalierbar und können große Mengen an Daten verarbeiten. Dies ermöglicht die Sicherung und Speicherung großer Datenmengen. Object Storage-Systeme bieten oft Mechanismen zur Datenreplikation und -verteilung, um Redundanz und Zuverlässigkeit sicherzustellen. Dadurch werden die Daten vor Verlust geschützt und die Verfügbarkeit erhöht. Sie unterstützen verschiedene Arten von Daten, einschließlich unstrukturierter Daten wie zum Beispiel Dateien, Bilder oder Videos. Dies ermöglicht die Sicherung und Wiederherstellung einer Vielzahl von Datenarten. Sie sind relativ einfach skalierbar, wenn die Datenmenge wächst.
Allerdings kann dies auch Nachteile haben: Da Object-Storage-Systeme über das Netzwerk zugänglich sind, sind Latenzproblemen möglich, insbesondere bei großen Datenmengen oder bei der Wiederherstellung von Daten. Auch können sich Komplexität, Kosten und die Abhängigkeiten von der Infrastruktur summieren, und zusätzliche Investitionen in Hardware, Netzwerk und andere Ressourcen erfordern.
Container-Backup: Auch Container lassen sich für Backup-Zwecke verwenden. Der Fokus liegt hier auf der letzt-gesunden Konfiguration einer Anwendung, weniger der verarbeitenden Daten selbst. Container sind eine Art von Virtualisierungs-Technologie, die es ermöglicht, Anwendungen und ihre Abhängigkeiten in einer isolierten Umgebung auszuführen. Dadurch können sie leicht von einem System auf ein anderes verschoben oder repliziert werden, was die Portabilität und Flexibilität des Backups erhöht.
Container können schnell und einfach skaliert werden, dislokal gleichzeitig ausgeführt werden, um die Backup-Geschwindigkeit zu erhöhen oder die Last auf mehrere Systeme zu verteilen. Container sind ressourcenschonend und benötigen weniger Speicherplatz und Rechenleistung im Vergleich zu herkömmlichen virtuellen Maschinen.
Allerdings gibt es auch potenzielle Nachteile bei der Verwendung von Containern für Backup oder das Backup von Containern: Die Verwendung erfordert zusätzliche Kenntnisse und Fähigkeiten in der Container-Technologie und vor allem ist das Backup eng mit der verwendeten Container-Plattform verbunden. Wenn sich die Plattform ändert oder nicht mehr unterstützt wird, kann dies die Wiederherstellung des Backups erschweren.
Blockchain vs. Backup-Software
Schreiben die Analysten solche Marktübersichten letztmals? Vielleicht – Cloud, Object, Container – lokale, out-gesourcte, as-a-Service-Angebote überschreiten das Maß der Lesbarkeit, – über die Sinnhaftigkeit mag man streiten. Zumal der deutsche Mittelstand aus unserer Erfahrung progressiver ist, als man international so denkt.
In dem Sinne mal einen Blick voraus: Blockchain als Backup-Ansatz? Kurz gesagt, heute keinesfalls. Doch wer weiß…
Blockchain nutzt das Internet als dezentrale, transparente Datenbank im Netz, die es ermöglicht, Datenblöcke unveränderbar zu speichern. Eine Art Peer-to-Peer-Netzwerk auf Block-Level. Warum sollte man dies (einmal ungeachtet von Compliance-Vorgaben gedacht) mit Unternehmensdaten tun?
Die Änderung eines Daten-Sets wird erfasst, hat aber keine Wirkung. Es handelt sich um Datenblöcke, keine Datenbank. Potenziell sind auf Grund der Multiplikation und Dezentralisierung fokussierte Angriffe kaum möglich. Auslesen ist nur dem Dateneigentümer möglich, wegen kryptographischer Algorithmen, die nur dem Daten-Eigentümer zugänglich sind.
Bezahlt wird dies über Tokens, Kryptowährungen. Tokens erwirbt man über Einstellen von Blocks, oder über bares Geld, ohne zu wissen an wen. Das ist ein Finanzmarkt, der sich offenbar inzwischen durchaus etabliert hat und wenig mit den Anfängen im Darknet zu tun haben. Zumindest wird Elon Musk deswegen nicht gerichtlich verfolgt. Für eine gewisse Klientel ist das wohl normal.
Die Blockchain-Technologie ermöglicht die Verteilung der Daten auf mehreren Knoten oder Teilnehmern im Netzwerk. Dadurch wird das Risiko eines einzelnen Ausfalls oder einer zentralen Schwachstelle minimiert. Selbst wenn einige Knoten ausfallen, bleiben die Daten auf anderen Knoten verfügbar.
Jeder Block enthält eine Liste von Transaktionen oder Daten und einen eindeutigen Hash-Wert, der den vorherigen Block identifiziert. Durch Kryptographie kann nur der Einsteller den Wert des Blocks entschlüsseln. Blocks und Daten sind nicht unveränderlich, jedoch nur mit Erlaubnis des Einstellers legitimiert. Nur, Backup-Anbieter spielen in dieser Welt keine Rolle Mehr. Heute taugt die Technologie, wenn überhaupt, zur Sicherung ausgewählter Bytes oder Scripts, die mit Daten arbeiten. Wiederherstellungs-Pragmatismen greifen nicht. Aber eventuell zukünftig.
Die Analysten zu Backup & Recovery
In der Vergangenheit sind wir bei der Auflistung der Anbieter alphabetisch vorgegangen. Das erschien uns fair. Davon gehen wir nun ab, da sich die Gewichtung und Dynamik des Marktes so nicht mehr zuverlässig widerspiegeln lässt. Gartner verortet im letzten »Magic Quadranten« (Stand Juli 2022 »Magic Quadrant for Enterprise Backup and Recovery Software Solutions«) Veeam, Commvault, Rubrik, Cohesity, Veritas und Dell. IBM und Arcserve werden als Visionäre eingeordnet. Visionäre nach Gartner sind Druva, Arcserve und überraschend HYCU. Zerto, Unitrends und Micro Focus rangieren als Nischenanbieter.
Forrester möchte den Begriff Backup-Infrastruktur-Software nicht mehr verwenden und nennt seinen letzten Report »Data Resilience Solution Suites, 4Q22«, veröffentlicht im Dezember letzten Jahres. Der Fokus liegt hier mehr auf der (hybriden oder Multi- oder hybriden Multi-)Cloud, mehr auf dem Schutz vor Cyber-Bedrohungen, auf Automatisierung der Wiederherstellung (»Self-Service-Funktionen«), containerisierter Anwendungsentwicklung und SaaS (Software-as-a-Service).
Danach sind Commvault, Rubrik und Cohesity Marktführer, »strong performers« sind Druva, Veritas, Dell und Veeam. Challenger gibt es keine, dafür noch zwei Wettbewerber mit IBM und Zerto.
Und IDC? Unser Eindruck ist, dass sich die renommierten Analysten eher Einzellösungen widmen, im Einzelfall auch gesponsort. Mit der Folge, dass Backup- und Recovery-Veröffentlichungen unter Deduplizierung subsumiert werden.
Hier nun also zur Anbieterübersicht: