Backup: Eine kurze Geschichte der Datensicherung

Der 31. März steht im Zeichen des Daten-Backups. Zumindest wenn es nach Ismail Jadun geht, der dieses Datum 2011 – in Zusammenarbeit mit einigen Kollegen – kurzerhand zum internationalen World Backup Day erklärt hat. Anfangs noch als reiner Marketingevent diverser Anbieter, entwickelte sich dieser Aktionstag zur Datensicherung in den letzten Jahren immer mehr in Richtung der Schaffung eines öffentlichen Bewusstseins für dieses Themenfeld. Doch Datensicherung ist selbstverständlich nicht neu. Wir werfen anlässlich des Jubiläums einen weiteren Blick zurück, auch um die Gegenwart der gestiegenen Backup-Anforderungen besser einordnen zu können.

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Wenige Dinge sind heutzutage im Geschäft wichtiger als Daten. Dank der Technologie können Unternehmen Daten zu nahezu jedem Geschäftsdetail erfassen und auf verschiedene Weise messen. Und der Geschäftserfolg hängt oft davon ab, wie gut Unternehmen Daten sammeln, organisieren – und sichern.

Ohne Zweifel ist ein Backup-Plan für die Speicherung von Daten wichtiger denn je, aber das bedeutet nicht, dass es sich um ein neuartiges Konzept handelt. Die Methoden, mit denen wir Informationen speichern und aufbewahren, sind im Laufe der Zeit auf der Grundlage der uns zur Verfügung stehenden Ressourcen weiter fortgeschritten. Dank Informationen und Prozessen, mit denen Menschen vor vielen Jahrhunderten Daten aufbewahrten, konnten wir die Technologie anpassen, um die bisher zuverlässigsten und fortschrittlichsten Systeme zu entwickeln.

Industrie-Daten auf Lochkarte

Man mag es kaum glauben, aber lochkartenähnliche Systeme wurden schon ab etwa der Mitte des 18. Jahrhunderts im Bereich der Automatisierung verwendet. Sie wurden meist eingesetzt, um wiederkehrende Abläufe rationell zu wiederholen, beispielsweise beim Einsatz von Webstühlen. Die später im Computerbereich verbreitete Lochkarte geht auf die US-amerikanische Volkszählung von 1890 zurück, zu der von Herman Hollerith ein auf Lochkarten basierendes Verfahren mit Stanz- und Auswertemaschinen entwickelte.

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Unter anderem führte die Lochkartentechnologie im 20. Jahrhundert zur Gründung der Tabulating Machine Company, eines der Unternehmen, das sich letztendlich zu International Business Machines (IBM) zusammenschloss. Mit IBM wurde die Lochkartentechnologie schnell zur bevorzugten Technologie für die Dateneingabe, -verarbeitung und -speicherung, auch für die legendären Rechner-Pioniere von Zuse. Eine Lochkarte hatte ein Fassungsvermögen von 80 Byte.

Daten kommen auf Band

Das erste Datensicherungsband war das IBM 726, das 1952 eingeführt wurde. Es konnte bei einem Durchmesser von über 30 Zentimetern zwei Millionen Zeichen speichern, wie etwa 10.000 Lochkarten. Mitte der 1950-er wurde das Band Standard. Aufbewahrung und Verarbeitung waren erheblich günstiger. Allerdings musste man wegen der Dimensionen mit Spulen arbeiten.

Die Kassette kam erst 1972 als Magnetspeicher zum Einsatz und konnte auf Anhieb 700 KByte fassen. Ein weiterer Meilenstein war das erste digitale Bandlaufwerk. Das EXP-8200 von Exabyte bot famose 2,4 GByte Speicherplatz.

In einem kleineren Formfaktor kam 1989 DDS (Digital Data Storage) von HP und Sony auf Basis des DAT-Formats. DAT (Digital Audio Tape) stammte eigentlich aus der Tontechnik, DDS wurde aber beliebt und vor allem in kleineren Unternehmen bis in dieses Jahrtausend eingesetzt.

Die 90-er Jahre des professionellen Backups gehören aber eigentlich Digital Linear Tape (DLT), später Super-DLT. Ursprünglich vom legendären Computerkoloss Digital Equipment (DEC) entwickelt, angelte sich nach der Zerschlagung über Umwege Quantum die Rechte an dem Format. Quantum war bis dahin nur als Consumer-Festplattenproduzent bekannt. Ein interessanter Shift. Während vorwiegend IBM im Enterprise-Segment dominierte, hatte DLT im Midrange-Segment lange Zeit ein Quasi-Monopol.

Das Tape in den proprietären Formaten von IBM sowie DLT, SDLT, DDS und schließlich LTO erobert das professionelle Backup (Bild: IBM).Das Tape in den proprietären Formaten von IBM sowie DLT, SDLT, DDS und schließlich LTO erobert das professionelle Backup (Bild: IBM). Als IBM, HP und Seagate die Potenziale entdeckten, gründeten sie ein Konsortium zur Entwicklung von LTO (Linear Tape Open), dass bis heute als LTO Ultrium in diesem Marktsegment dominiert. Durch die ganze Zeit seit 1990 läuft das UNIX-basierte Format AIX (Advanced Interactive eXecutive), auf niedrigem, aber konstantem Niveau. Es wurde zuletzt 2018 aktualisiert.

Das Eckige wird rund: Das Festplattenlaufwerk

Die IBM 350 war das weltweit erste Festplattenlaufwerk und wurde am 4. September 1956 als Bestandteil des Computers IBM 305 RAMAC der Öffentlichkeit vorgestellt. Festplatten ersetzten jedoch erst in den 1990er Jahren das Band als beliebte Sicherungsoption. Band blieb eine kostengünstigere Option, und die Festplatte konnte immer noch nicht einfach mit anderen Systemen verbunden werden.

Die Preise für Festplatten fielen jedoch weiter und ihre Kapazität wuchs. Als transportable Medien wie Disketten, Zip-Laufwerke, beschreibbare CDs, DVDs und Flash-Laufwerke entwickelt wurden, war die Umstellung auf Festplatten-Backups plötzlich viel sinnvoller. Sie waren nicht nur schneller, sondern die Software konnte auch eine automatisierte Sicherung für die Ausführung festlegen, um einen inkrementellen Datenverlust zu verhindern.

Infolgedessen begannen die meisten Unternehmen bald, ihre Backups auf einer Festplatte zu speichern, die entweder vor Ort oder remote in einem dedizierten Speichercenter aufbewahrt wurde.

Die Wolke

Weniger betrachtet haben wir eher Consumer-orientierte Formate. USB-Drives, die 1998 aufkamen beispielsweise. Oder Blu-ray-Disks and HD-DVD mit bis zu 54 GByte das Licht der privaten Datensicherung erblickten. Auch professioneller Flash-Storage entfällt hier, weil wir ihn nach wie vor nicht primär als Backup-Medium sehen.

Das ist die Cloud per se auch nicht, aber sie muss natürlich erwähnt werden, weil sie quasi wie ein Medium verstanden wird. Und zunehmend genutzt, wie man aller Orten liest. Als die Cloud Mitte der neunziger Jahre erstmals kommerziell eingeführt wurde, äußerten sich die Benutzer skeptisch hinsichtlich der Sicherheit ihrer Cloud-Dienste und -Daten. Aufgrund dieser Skepsis haben viele Unternehmen einen internen Cloud-Speicher auf ihren Servern eingerichtet oder ihre Dateien in einer Einrichtung platziert, in der sie direkt für die Server-Verwaltung verantwortlich waren.

Wie bei allem anderen gibt es jedoch einige Vor- und Nachteile bei der Verwendung der Cloud-Technologie. Das Verzichten auf Hardware spart Kosten und Zeit, ein großes Plus. Je mehr Daten ein Unternehmen hat, desto schneller wachsen die Kosten. Und über die Sicherheitsrisiken berichten wir aktuell (leider) regelmäßig.

Während es im ersten Teil zum World Backup Day 2021 um die Historie ging, widmen wir uns im zweiten Beitrag um den Status quo der Datensicherung.

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