Wie Beziehungen heute enden

Ghosting im Netz: Wenn Schlussmachen digital wird

Ghosting

Beziehungen können aus verschiedenen Gründen scheitern: Gefühle schwinden, Konflikte nehmen überhand oder jemand anderes tritt ins Leben. Während Trennungen früher meist im persönlichen Gespräch stattfanden, hat sich heute ein Teil dieses emotionalen Prozesses in den digitalen Raum verlagert.

Eine Methode, die besonders in der digitalen Welt immer häufiger auftaucht, ist das sogenannte Ghosting. Dabei wird der Kontakt plötzlich und ohne Erklärung abgebrochen – auch über soziale Netzwerke hinweg. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom hat jede und jeder Achte unter den deutschen Internetnutzerinnen und -nutzern (12 Prozent) eine Beziehung schon einmal auf diese Weise beendet.

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Leah Schrimpf, Leiterin Digitale Gesellschaft beim Bitkom, ordnet diese Entwicklung so ein: „Viele Aspekte von Beziehungen haben sich vor allem durch Messenger-Dienste ins Digitale verlagert – die tägliche Guten-Morgen-Nachricht, der gelegentliche Streit oder die Abstimmung gemeinsamer Wochenendpläne sind nur ein paar Beispiele. Insbesondere für junge Menschen gehört es einfach zum Alltag, über Textnachrichten zu kommunizieren.“

Persönliche Gespräche verlieren an Bedeutung – vor allem bei Jüngeren

Trotz der digitalen Möglichkeiten bevorzugen viele Menschen weiterhin das persönliche Gespräch, wenn es um das Ende einer Beziehung geht. Zwei Drittel (66 Prozent) der Befragten gaben an, dass sie sich im direkten Gespräch getrennt haben. Doch bei den 16- bis 29-Jährigen zeigt sich ein anderer Trend: Nur etwa die Hälfte (51 Prozent) dieser Altersgruppe hat schon einmal ein Trennungsgespräch geführt.

Stattdessen wird hier häufiger zu Messenger-Apps oder SMS gegriffen – rund ein Drittel der jungen Erwachsenen hat sich bereits auf diese Weise getrennt (31 Prozent). In der Gesamtbevölkerung liegt dieser Wert deutlich niedriger bei 17 Prozent.

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Auch soziale Netzwerke spielen als Trennungsplattform eine Rolle. Insgesamt 7 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer haben dort schon einmal eine Beziehung beendet. Unter den 16- bis 29-Jährigen liegt dieser Anteil sogar bei 18 Prozent – mehr als doppelt so hoch.

Beziehung per Text begonnen – per Text beendet?

Die Digitalisierung prägt nicht nur das Miteinander, sondern auch das Auseinandergehen. Schrimpf erklärt: „Beziehungen, die digital initiiert und zumindest in Teilen digital geführt werden, werden heute auch digital beendet.“ Gleichzeitig warnt sie jedoch: „Trotzdem sollte man sich bewusst sein, dass gerade bei sensiblen Themen oder einer Trennung das persönliche Gespräch manchmal der bessere Weg ist – insbesondere Ghosting erschwert es dem Gegenüber, mit der Situation umzugehen.“

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Klassische Wege bleiben – wenn auch seltener

Neben der digitalen Kommunikation greifen Menschen auch heute noch auf andere Möglichkeiten zurück. So beenden 20 Prozent der Befragten ihre Beziehung per Telefon, und sogar der klassische Brief kommt noch bei 10 Prozent zum Einsatz. Weniger verbreitet ist die Trennung per E-Mail (7 Prozent), während es eher die Ausnahme bleibt, dass Dritte die unangenehme Nachricht überbringen (4 Prozent).

Bemerkenswert ist zudem, dass 16 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer angaben, noch nie selbst eine Beziehung beendet zu haben.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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