Üben für den Notfall

Warntag für Millionen Bürger am Donnerstag

Warntag

Ein wuchtiger Heulton durchbricht weithin den Alltag. Er schwillt an und ab. Was ist passiert? «Der Ton gibt schon einen ersten Hinweis», teilt Heidi Schmidt, Koordinatorin der Brandschutzaufklärung beim Vogelsbergkreis, mit.

«Kaum jemand kennt noch die Unterschiede, dabei ist es im Krisenfall ganz entscheidend, die Informationen, die man bekommen kann, richtig einzuordnen», ergänzt Schmidt mit Blick auf verschiedene Alarmsignale und auf Hessens ersten landesweitem Warntag an diesem Donnerstag (13.3.).

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Dabei kann es theoretisch etwa um Unwetter, Hochwasser, Stromausfall, Terror oder eine Bedrohung der Bundesrepublik von außen gehen. «Wir müssen unsere Bevölkerung wieder schulen», mahnt Schmidt. Nach dem Mauerfall 1989 und dem Ende des Kalten Krieges sind viele Sirenen auf Dächern abmontiert worden. Doch die unsichere politische Weltlage bis hin zu Ukraine-Krieg und Extremwetter infolge des Klimawandels haben längst ein Umdenken ausgelöst.

Bundesweiter und landesweiter Warntag

Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) erklärt: «Der Warntag soll erneut dazu beitragen, die Akzeptanz und das Wissen um die Warnung der Bevölkerung in Notlagen zu erhöhen.» Zum Testen der Warnmedien gibt es bereits einen bundesweiten Warntag im Herbst – nun sollen auch landesweite Probealarme etabliert werden. Diese sind an diesem Donnerstag neben Hessen auch in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz geplant.

Was heißt was? Ein einminütiger auf- und abschwellenden Heulton soll die Bevölkerung allgemein warnen und veranlassen, sich mit Radio, Fernsehen, Internet oder Warn-Apps wie «hessenWARN» genauer zu informieren. Schmidt mahnt, keinesfalls die 110 für die Polizei oder die 112 für Feuerwehr und Rettungsdienste anzurufen: «Die Leitungen müssen frei bleiben für Notfälle.» Ein einminütiger durchgängiger Dauerton bedeutet Entwarnung. Ein ebenfalls einminütiger Dauerton, aber zweimal unterbrochen, alarmiert die Feuerwehr. 

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Probealarm und Entwarnung

Neben Sirenen sollen an diesem Donnerstag im Land auch alle weiteren Warnmöglichkeiten wie etwa «hessenWARN» und das vom Bund eingeführte «Cell-Broadcast» für Handys getestet werden. Der Probealarm wird um 10.15 Uhr ausgelöst, um 10.50 Uhr soll die Entwarnung folgen – beide Signale sollen bei Sirenen jeweils eine Minute andauern.

Der Bund hat sich laut dem hessischen Innenministerium vor rund drei Jahrzehnten aus seiner eigenen Sirenenwarnung zurückgezogen und den Kommunen Anlagen angeboten oder sie abbauen lassen. Heute werde die Zahl der Sirenen in Hessen auf rund 4500 geschätzt. Früher habe es noch 6000 bis 7000 gegeben. Allerdings können moderne Anlagen auch größere Bereiche beschallen. Johannes Heger, Geschäftsführer des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, sagt: «Wünschenswert wäre, dass wirklich jede Gemeinde welche hat.» Die Kommunen könnten darüber selbst entscheiden.

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Noch Mangel in Frankfurt

In Hessens größter Stadt etwa erläutert die Feuerwehr: «Abseits der Sirenen in den Industrieparks gibt es derzeit kein flächendeckendes Sirenennetz in Frankfurt. Der Magistrat hatte jedoch dessen Einführung beschlossen.» In diesem Jahr solle die Planung enden. «Für den Aufbau sind etwa 150 Sirenen erforderlich, mit geschätzten Kosten von rund 33.000 Euro pro Sirene. Die Installation könnte etwa fünf Jahre dauern», ergänzt die Feuerwehr.

Das Innenministerium erklärt, hessenweit solle die Ausstattung mit Sirenen verbessert werden – das bekräftige auch der schwarz-rote Koalitionsvertrag. Minister Poseck betont, diese alten Warnmittel seien nach wie vor sehr effektiv «aufgrund ihres Weckeffekts und des Umstands, dass sie nicht wie beispielsweise ein Smartphone mit einer Warnapp weggelegt oder abgeschaltet werden können». Sirenen könnten «bei Gefahr Leben retten». 

85 Prozent der Kommunen haben Sirenen in Betrieb

Derzeit haben laut Innenministerium wieder circa 85 Prozent der mehr als 400 Kommunen in Hessen Sirenen in Betrieb. Zusammen mit den Gemeinden, die bereits eine finanzielle Förderung dafür beantragt hätten, steige die Quote auf mehr als 95 Prozent. 

Auf Initiative des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) haben Bund und Länder dem hessischen Innenministerium zufolge zudem vereinbart, alle relevanten Alarmsysteme in einem digitalen Warnmittelkataster zu erfassen. 

Mast statt Dach

Geschäftsführer Heger vom Hessischen Städte- und Gemeindebund sagt, moderne Sirenen seien digital: «Sie werden meist nicht mehr auf Dächern, sondern an Masten montiert.» Laut dem Innenministerium ist Hessen das erste Land, das die Sirenen-Alarmierung komplett auf den sogenannten Tetra-Digitalfunk umgestellt habe. 

Zugleich bedauert das Ministerium, dass wegen der hohen Nachfrage bei Sirenentechnik die Fachfirmen dafür nicht immer so rasch Alarmsysteme montieren könnten wie von den Kommunen gewünscht. Bund und Land förderten das Sirenennetz in Hessen mit Millionensummen.

dpa

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