Das Telefon klingelt, auf dem Display erscheint eine unbekannte Nummer. „Guten Tag, hier ist Herr Meier von Ihrem Stromanbieter. Wir führen gerade einen Routinecheck Ihrer Vertragsdaten durch. Könnten Sie mir bitte Ihre Zählernummer durchgeben?“
Der Anrufer wirkt freundlich, professionell und bestens informiert – ein harmloses Gespräch, das sich für viele Menschen täglich wiederholt. Doch genau hier beginnt das Problem, weiß Thomas Wrobel, Spamschutz-Experte von Clever Dialer. Was wie eine simple Nachfrage klingt, ist in Wahrheit eine ausgeklügelte Betrugsmasche: das sogenannte Scraping.
Scraping-Masche: Was steckt dahinter?
Bei dieser Täuschung nutzen Betrüger gefälschte Identitäten, um an sensible Informationen zu gelangen. Sie geben sich am Telefon als Mitarbeitende eines bekannten Stromanbieters aus und behaupten, dass ein Tarifwechsel oder eine Prüfung der Kundendaten notwendig sei. Ihr Ziel: die Zählernummern und Bankverbindungen ahnungsloser Opfer zu erfragen.
Diese Angaben werden dann missbraucht, um im Namen der Geschädigten ungewollte Vertragswechsel oder Abbuchungen zu veranlassen. Besonders perfide ist, dass sich die Anrufer oft auf zuvor durchgesickerte oder illegal erworbene Kundendaten stützen, sodass sie bereits Namen, Adresse und teilweise sogar Tarifinformationen des Angerufenen kennen. Dies macht das Gespräch besonders überzeugend. Die Folgen sind für die Betroffenen gravierend: ungewollte Abschlüsse, finanzielle Verluste und ein oft langwieriger Rechtsstreit, um sich aus diesen Verträgen wieder zu befreien.
Kein Kommentar? Warum viele Anbieter beim Thema Scraping plötzlich abschalten
Während das Problem in der Branche bekannt ist, äußern sich offizielle Stellen nur selten. Sabine Nolte, Energieberaterin von check.energy® bricht das Schweigen und warnt:
„Es erreichen uns Anrufe und E-Mails mit der Absicht der Widerrufung eines angeblichen Vertrages, der mit unserer Tätigkeit in keinem Zusammenhang steht. Wir können dies in Verbindung mit unserem Firmennamen zwar jeweils aufklären – den besorgten Energiekunden jedoch leider im Nachhinein nicht weiterhelfen.“
Ihr dringender Appell:
„Wir können nur davor warnen, derartige Tarifangebote für Strom- und Gasverträge telefonisch anzunehmen oder gar sensible Daten bestehender Verträge wie Verbräuche oder Zählernummern herauszugeben. Ein seriöser Energiemakler würde diese niemals per Telefon erfragen!“
„Volt? Watt? Wer genau?“ – Mit gezielten Nachfragen Stromdiebe entlarven
Glücklicherweise gibt es einige bewährte Maßnahmen, mit denen sich Verbraucher vor Telefonbetrug schützen können: Privatpersonen ist geraten, keinesfalls sensible Informationen am Telefon weiterzugeben, da Stromanbieter Zählernummern oder Bankdaten nicht telefonisch abfragen. Mit geschickten Rückfragen beispielsweise nach einer Kundenkennziffer lassen sich Betrugsversuche leicht entlarven. Im Zweifelsfall gilt es, das Gespräch zu beenden und die offizielle Hotline des Dienstleisters zu kontaktieren. Bei unerwarteten Anrufen und unbekannten Nummern ist prinzipiell Vorsicht geboten. Hier können Spam-Schutz-Apps helfen – sie erkennen betrügerische Nummern und können diese schon im Vorfeld blockieren. Wer doch einmal in ein verdächtiges Gespräch verwickelt war, sollte dies der Bundesnetzagentur oder der Verbraucherzentrale melden, um weitere Täuschungsversuche zu verhindern. Für Betroffene, die bereits auf einen Trickbetrug hereingefallen sind, gilt: Bereits abgeschlossene Verträge können innerhalb von 14 Tagen widerrufen werden.
Fazit: Die Masche erkennen, bevor es teuer wird
Scraping ist eine ernstzunehmende Betrugsmasche, die jedes Jahr zahllose Verbraucher betrifft. Während viele Stromanbieter das Problem kennen, bleibt das Risiko für Kunden hoch. Eine verstärkte Aufklärung ist der beste Schutz gegen diese Art von Abzocke. Denn wer sich bewusst ist, dass echte Anbieter niemals sensible Daten am Telefon erfragen, kann sich effektiv vor finanziellen und rechtlichen Konsequenzen schützen. Zudem ist es hilfreich, sich kontinuierlich über neue Betrugsmaschen zu informieren und eigene Erfahrungen aktiv mit anderen Bürgern zu teilen. Diese gegenseitige Unterstützung stärkt das Bewusstsein und die Wachsamkeit innerhalb der Gemeinschaft. Für eine schnelle Überprüfung unbekannter Rufnummern kann beispielsweise eine Rückwärtssuche genutzt werden, um Informationen über die Seriosität eingehender Anrufe zu erhalten und sich somit zusätzlich abzusichern.
Autor: Thomas Wrobel, Spamschutz-Experte von Clever Dialer