Die jüngste Ankündigung von Microsoft schlägt hohe Wellen: Ab April 2025 steigen die Preise für Cloud-Dienste wie Microsoft 365, Teams und Azure um bis zu 40 Prozent. Für Unternehmen, die zunehmend auf die Cloud setzen, bedeutet dies einen enormen Kostenanstieg, der viele Budgets überlasten könnte.
Doch diese Erhöhungen sind kein Einzelfall: Es handelt sich bereits um die dritte signifikante Preiserhöhung von Microsoft innerhalb weniger Jahre. Damit ist klar, dass diese Entwicklung keine Ausnahme ist, sondern einen langfristigen Trend vorzeichnet.
Besorgniserregender ist, dass andere Cloud-Anbieter wie SAP oder Google nachziehen könnten. Das würde eine regelrechte Kostenwelle auslösen. Die Abhängigkeit von großen Anbietern bringt Unternehmen damit an einen kritischen Punkt – ein „großer Knall“ scheint unausweichlich, wenn jetzt keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Die steigende Preisspirale: Eine Gefahr für IT-Budgets
Die aktuellen Preiserhöhungen von Microsoft folgen einer klaren Linie, die sich in den letzten Jahren abgezeichnet hat. Bereits im Jahr 2022 wurden die Preise für Microsoft 365 um durchschnittlich 15 Prozent erhöht, wobei einige Dienste wie Teams Premium sogar noch stärker betroffen waren. 2023 gab es weitere Anpassungen, die teilweise als inflationsbedingt begründet wurden. Nun – mit den angekündigten Steigerungen für 2025 – erleben Unternehmen innerhalb von nur drei Jahren kumulierte Preissteigerungen von 40 bis 70 Prozent für bestimmte Produkte.
Das Problem dabei ist nicht nur die Frequenz der Preiserhöhungen, sondern auch die Art und Weise, wie diese umgesetzt werden. Microsoft verknüpft die höheren Kosten oft mit der Einführung neuer Funktionen, insbesondere KI-gestützter Tools wie Copilot. Viele Unternehmen und Behörden benötigen diese neuen Funktionen jedoch nicht und zahlen letztlich für etwas, das keinen direkten Mehrwert für ihre Geschäftsprozesse bietet.
Besonders kritisch ist der sogenannte „Lock-in“-Effekt: Unternehmen, die bereits vollständig in der Microsoft-Cloud sind, haben kaum Alternativen. Denn ein Wechsel ist mit hohen Migrationskosten und erheblichen Risiken verbunden. Dies gibt Microsoft – und potenziell auch anderen Anbietern – die Möglichkeit, die Preise beinahe nach Belieben zu erhöhen.
Könnte SAP nachziehen? Eine branchenweite Kostenwelle droht
Microsoft ist nicht der einzige Anbieter, der auf die Cloud setzt. Große Unternehmen wie SAP, Google und Amazon Web Services (AWS) treiben ebenfalls ihre Cloud-Strategien voran. Besonders SAP hat in den letzten Jahren seine Kunden aktiv in die Cloud gedrängt, indem Anwender klassischer On-Premises-Systeme auf die Vorzüge der eigenen Cloud-Services verwiesen wurde. Zumindest soll die Cloud-Software verstärkt in den Genuss von Innovationen, trotz hoher Wartungsgebühren kommen. Letztendlich zahlt das wiederum der Kunde.
Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass auch SAP in naher Zukunft ähnliche Preissteigerungen ankündigt, vor allem wenn Microsoft den Anfang macht und die Kunden diese Erhöhungen zähneknirschend akzeptieren. Diese Dynamik könnte zu einer branchenweiten Kostenwelle führen, die viele Unternehmen und öffentliche Einrichtungen hart treffen wird.
Ein Bericht von Gartner aus dem Jahr 2023 warnte bereits vor diesem Szenario: „Die zunehmende Konzentration auf Cloud-Angebote führt zu einer gefährlichen Marktverengung, in der wenige Anbieter über die Kostenkontrolle ganzer Branchen entscheiden.“
Wenn mehrere Anbieter ihre Preise gleichzeitig erhöhen, könnte dies Unternehmen dazu zwingen, ihre IT-Strategien grundlegend zu überdenken.
Warum der große Knall unausweichlich ist
Die steigenden Preise und die zunehmende Abhängigkeit von Cloud-Anbietern führen dazu, dass viele Unternehmen längst in eine Kostenfalle geraten sind. Besonders der Mittelstand mit weniger Ressourcen für teure IT-Budgets, gerät zunehmend unter Druck. Dieser „große Knall“, bei dem Unternehmen erkennen, wie eingeschränkt ihre Handlungsfreiheit tatsächlich ist, könnte schon dieses Jahr eintreten, wenn die neuen Preismodelle von Microsoft vollständig greifen.
Die Kostenexplosion wird dadurch verstärkt, dass Unternehmen aufgrund regulatorischer Vorgaben wie dem Cyber Resilience Act oder der NIS-2-Richtlinie ihre IT-Sicherheit modernisieren müssen. Cloud-Dienste bieten hier zwar oft integrierte Sicherheitslösungen, doch auch diese werden im Zuge der Preissteigerungen teurer. Hinzu kommt, dass gerade in der Cloud große Sicherheitsrisiken drohen, wie eine ganze Reihe an Hacking-Angriffen und Vorfällen bei der Microsoft Cloud gezeigt haben. Schließlich kommen die zunehmend angespannte Wirtschaftslage und knappe Haushaltsbudgets hinzu.
Strategien gegen die Kostenfalle: Hybride Infrastrukturen und gebrauchte Software
Um der Kostenfalle zu entkommen, müssen Unternehmen und Behörden jetzt handeln und ihre IT-Infrastruktur flexibler aufstellen. Folgende Maßnahmen bieten vielversprechende Ansätze.
1. Hybride Infrastrukturen nutzen
Hybride IT-Modelle, die Cloud-Dienste unterschiedlicher Anbieter mit On-Premises-Lösungen kombinieren, können helfen, die Kosten zu kontrollieren und Abhängigkeiten zu reduzieren. Kritische Daten und Anwendungen können lokal betrieben werden, während die Cloud gezielt für flexible und skalierbare Anforderungen genutzt wird.
2. Bring Your Own License (BYOL)
Durch das „Bring Your Own License“-Modell können Unternehmen ihre Softwarelizenzen unabhängig kaufen und diese auf der Infrastruktur eines Cloud-Anbieters ihrer Wahl betreiben. Dies reduziert nicht nur die Abhängigkeit von einem einzelnen Anbieter, sondern senkt langfristig auch die Kosten.
3. Gebrauchte Software einsetzen
Ein unterschätztes, aber hochwirksames Mittel zur Kostensenkung ist der Einsatz gebrauchter Software. Durch die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes und des Bundesgerichtshofes ist dies seit 2012 ohne weiteres rechtskonform möglich. Durch den Erwerb von Lizenzen, die von anderen Unternehmen nicht mehr benötigt werden, können Unternehmen bekanntlich bis zu 70 Prozent im Vergleich zu Neulizenzen sparen. Renommierte Gebraucht-Software-Anbieter bieten eine Vielzahl an Produkten – von Office-Paketen bis hin zu Server-Lösungen.
Darüber hinaus bleiben aktuelle On-Premises-Versionen, wie Office 2024 LTSC oder Windows Server 2025, eine attraktive Option für Unternehmen, die unabhängig bleiben möchten. Microsoft bietet solche Produkte nur deswegen weiterhin an, weil Kunden dies aktiv einfordern. Nur solange diese verfügbar sind, können sie als verlässliche Alternative zu teuren Cloud-Abonnements dienen.
Fazit: Jetzt handeln, bevor die Kosten explodieren
Die angekündigten Preiserhöhungen von Microsoft müssen ein Weckruf für Unternehmen und Behörden sein, die mit Cloud-Modellen liebäugeln. Sie zeigen, wie gefährlich es sein kann, sich vollständig auf einen Anbieter und dabei auf dessen Cloud-Angebote zu verlassen. Noch ist Zeit zum Gegensteuern: Mit hybriden Infrastrukturen, BYOL-Modellen und gebrauchter Software gibt es effektive Lösungen, um die Kosten zu senken und die Kontrolle über die eigene IT zurückzugewinnen. Entscheidend sollte eine bewusste Entscheidung sein, die sich streng am eigenen Bedarf ausrichtet und nicht an den Werbebotschaften der Cloud-Giganten.
Andreas E. Thyen, diplomierter Volkswirt und Verwaltungsratspräsident der LizenzDirekt AG, fasst zusammen:
„Die Preisspirale der großen Cloud-Anbieter wird nicht aufhören – sie wird sich weiterdrehen. Unternehmen, die ihre Abhängigkeit jetzt nicht reduzieren, werden spätestens beim nächsten Preisschub vor großen Problemen stehen. Gebrauchte Software ist ein unterschätztes Juwel, das nicht nur Kosten senkt, sondern auch die technologische Autonomie stärkt. Solange leistungsstarke On-Premises-Versionen vorhanden sind, sollten Unternehmen diese Möglichkeit nutzen, bevor sie vollständig den Cloud-Anbietern ausgeliefert sind.“
Der große Knall ist unausweichlich – doch Unternehmen, die jetzt handeln, können ihn zu ihrem Vorteil nutzen und gestärkt aus der Krise hervorgehen.