Wie Unternehmen Technologien bewerten und integrieren, ist ein wichtiger Bestandteil der Digitalisierung.
Die Unternehmensberatung Detecon hat in einer Studie gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Vanson Bourne herausgefunden, welchen Herausforderungen Unternehmen bei der Technologieadoption begegnen. Zwischen Mai und Juni 2024 wurden über 530 Fachleute weltweit befragt, die in Europa, MENA (Nahost und Nordafrika) sowie APAC (Asien und Pazifik) leben. Alle Teilnehmenden sind für die Einführung neuer Technologien in ihren Unternehmen verantwortlich. Dabei gaben 64 Prozent der Befragten an, Schwierigkeiten bei der Bewertung des Potenzials neuer Technologien zu haben. 57 Prozent haben sogar mindestens schon einmal auf den Einsatz neuer Technologien verzichtet, weil Hürden wie „Kompatibilitätsprobleme“, „Sicherheitsbedenken“ und „fehlendes Training“ zu groß erscheinen.
Wie die DACH-Region im Detail bei der Implementierung neuer Technologien abschneidet und welche Lösungsansätze die Studie für eine erfolgreiche digitale Transformation aufzeigt, weiß Christian Maasem, Autor der Studie und Head of Hyperconnectivity bei Detecon International.
Die DACH-Region schneidet im internationalen Vergleich gut ab
Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung, Deutschland sei ein Nachzügler in der Digitalisierung, zeichnet die Detecon-Studie ein differenzierteres Bild: Demnach haben derzeit 33 Prozent der deutschen Unternehmen Cloud-Dienste vollständig implementiert – damit liegt Deutschland auf Augenhöhe mit skandinavischen Ländern wie Dänemark. Auch im Bereich Internet of Things (IoT) gibt es Grund zur Zuversicht: 69 Prozent der deutschen Unternehmen haben bereits IoT-Lösungen vollständig oder teilweise implementiert.
Die Schweiz nimmt mit einer IoT-Nutzung von 90 Prozent und einer KI-Implementierungsquote von 87 Prozent in der DACH-Region eine Vorreiterposition ein.
Österreich hingegen hat beim Einsatz von Cloud- und IoT-Technologien Aufholbedarf. Mit einer vollständigen Cloud-Nutzungsrate von 27 Prozent und einer teilweisen bis vollständigen IoT-Implementierungsrate von 57 Prozent liegt das Land deutlich hinter seinen Nachbarn. Diese Zahlen zeichnen ein positives Bild des industriellen Digitalisierungstrends, auch wenn diese größtenteils noch durch einzelne Pilotanwendungen getrieben sind.
Ein Blick auf die verschiedenen globalen Regionen zeigt zudem ganzheitliche Fortschritte. So ist Europa beispielsweise im Bereich der Künstlichen Intelligenz mit einer kompletten Implementierungsrate von 33 Prozent führend. Bemerkenswert ist auch die Entwicklung von Europa im Bereich 5G. Hier zeigt sich hier eine vollständige Implementierungsrate 35 Prozent. Gemeinsam mit MEA (29 Prozent) positionieren sich beide Regionen damit als globale Vorreiter und unterstreichen die strategische Bedeutung digitaler Konnektivität, allerdings mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
Schlüsselfaktoren einer erfolgreichen Technologie-Adaption
Der Erfolg bei der Einführung neuer Technologien hängt von klar messbaren Faktoren ab. Unternehmen bewerten ihn heute vor allem anhand von Innovation und Effizienzgewinnen (jeweils 55 Prozent). Effizienz hat in wirtschaftlich angespannten Zeiten oft Vorrang. Traditionelle Kennzahlen wie der Return on Investment (ROI) spielen mit 49 Prozent eine geringere Rolle. Diese Entwicklung zeigt, wie wichtig es heute für Unternehmen ist, alle Möglichkeiten auszuschöpfen: von Kosteneinsparungen bis hin zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.
Partnerschaften mit anderen Firmen treiben den technologischen Fortschritt zusätzlich an. 99 Prozent der befragten Unternehmen sehen die Vorteile von partnerschaftlichen Ökosystemen, die Ressourcen teilen und neue Märkte erschließen können. 42 Prozent setzen solche Kooperationen bereits um, 38 Prozent prüfen sie. Für langfristigen Erfolg sind eine klare Strategie, gut abgestimmte Abläufe und eine offene Unternehmenskultur entscheidend.
Auch Daten sind von entscheidender Bedeutung für die Innovationsförderung, werden jedoch häufig unterschätzt oder aufgrund von unklaren Digital- oder Monetarisierungsstrategien zurückgehalten. Unternehmen sollten Daten als strategisches Gut begreifen und nicht nur als Nebenprodukt der digitalen Transformation. Denn durch gezieltes Teilen und Ergänzen schaffen Daten einen erheblichen Mehrwert, der nicht nur die Marktposition stärkt, sondern auch neue Verwertungsmöglichkeiten eröffnet. Dennoch haben 98 Prozent der Firmen Probleme im Umgang mit Daten. Hauptsorgen sind die Datensicherheit, strenge Vorschriften und ein fehlendes Bewusstsein für den Wert von Daten. Viele Unternehmen unterschätzen auch die Möglichkeiten der gezielten Datenverarbeitung, etwa durch Edge-Computing oder Cloud-Edge-Technologien. Eine durchgängige Betrachtung von Daten ist jedoch entscheidend, um zukunftsfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Angst vor Fehlern hemmt die Einführung neuer Technologien
Der menschliche Faktor spielt eine zentrale Rolle bei der Einführung neuer Technologien. Viele Führungskräfte erkennen zwar das Potenzial innovativer Lösungen, zögern jedoch bei der Umsetzung. 90 Prozent der Entscheidungstragenden fühlen sich von der großen Auswahl an Möglichkeiten überfordert. Fast die Hälfte (45 Prozent) hat Angst, wegen mangelnder technischer Kenntnisse den Respekt der Kolleg:innen zu verlieren. In Deutschland fürchten 51 Prozent berufliche Nachteile, falls sie eine Fehlentscheidung treffen.
Auch technische Herausforderungen bremsen die Einführung. 35 Prozent der Befragten nennen inkompatible Schnittstellen zwischen Systemen als Problem. Diese entstehen oft durch gewachsene Strukturen in Unternehmen und machen Investitionen unsicher. Ein Drittel sieht Sicherheitsrisiken als größte Hürde, die oft erst zu spät erkannt und behandelt werden.
Weitere Hindernisse sind schwer messbare Geschäftsergebnisse neuer Technologien sowie fehlende Schulungen der Mitarbeitenden. Insgesamt geben 82 Prozent der Befragten an, dass diese Herausforderungen ihre Projekte zur Technologie-Einführung ins Stocken bringen.
Technologieadoption: Der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit
Europa steht in Sachen Digitalisierung besser da als gedacht, doch ohne gezielte Investitionen und mutige Schritte könnte dieser Vorsprung bald ins Wanken geraten. Besonders deutsche Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre technologischen Grundlagen weiter zu stärken. Cloud, IoT und KI sind keine Experimente mehr, sondern essenzielle Bausteine einer modernen Wettbewerbsstrategie. Um diese Potenziale zu nutzen, müssen Firmen Hürden wie Skalierungsprobleme und Unsicherheiten beim Return on Investment überwinden.
Eine datengetriebene Unternehmenskultur ist dafür entscheidend. Sie bewertet Innovation nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich. Hier setzen Testumgebungen und Partner an, die Unternehmen die Möglichkeit bieten, aus Ideen innerhalb weniger Wochen marktfähige Lösungen zu entwickeln. Durch Baukastensysteme lassen sich Produkte in einer Testumgebung unkompliziert ausprobieren und bei Bedarf schnell anpassen.
Technologische Innovation erfordert jedoch mehr als nur Tools und Infrastruktur. Sie erfordert ein solides Fundament: eine klare Datenstrategie, eine offene Fehlerkultur und professionelles Datenmanagement. Unternehmen müssen lernen, Daten als zentrales Gut zu begreifen. Nur so können sie Innovationen skalieren, sich flexibel an regulatorische Änderungen anpassen und ihre Position im globalen Wettbewerb behaupten. Die Botschaft ist klar: Technologieadoption ist kein einmaliges Projekt. Sie ist ein fortlaufender Prozess, der über die Zukunftsfähigkeit entscheidet.