Wohlfühlen in der Endlosschleife

Cloudkostenoptimierung & FinOps

Die Cloud-Nutzung in Unternehmen steigt und damit auch die Ausgaben. Wie sieht es aber mit dem ROI aus? FinOps versucht darauf eine Antwort zu liefern.

Doch wer das Cloud Financial Management als isolierte und einmalige Maßnahme betreibt, erreicht nur bedingt echte Optimierung.

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Unabhängig davon, ob sich IT-Ressourcen On-Premises, in einer Hosting-Umgebung, einem Rechenzentrum oder in der Cloud befinden – der Wunsch nach einer effektiven und effizienten Ressourcennutzung in Unternehmen ist groß. Immer wieder starten IT-Verantwortliche Initiativen, um die steigenden IT-Ausgaben, wenn schon nicht zu reduzieren, so doch wenigsten auf betriebswirtschaftlich „gesunde Beine“ zu stellen. Die Cloud mit ihrer hohen Flexibilität hinsichtlich Nutzungsund Preismodellen schafft hier oft mehr Komplexität als Transparenz und lässt die Kosten weiter explodieren.

Betriebsmodell für die Cloud

Laut State of the Cloud Report 2024 von Flexera geben 29 Prozent der Unternehmen weltweit pro Jahr bereits mehr als 12 Mio. US-Dollar für die Public Cloud aus. Selbst im Mittelstand fließen bei rund einem Drittel mehr als 1,2 Mio. US-Dollar in die Wolken. Die Cloud-Ausgaben zu managen hat höchste Priorität und FinOps gilt als das Modell, um dieses Ziel zu erreichen. Schon jetzt verfügt die Hälfte der Unternehmen über ein dezidiertes FinOps-Team. Die Analysten bei Gartner gehen im Magic Quadrant for Software Asset Management Managed Services (2023) sogar davon aus, dass Unternehmen mit FinOps-Praktiken bis 2026 rund 30 Prozent mehr Einsparungen bei ihren Cloud-Infrastruktur- und Plattformdiensten (CIPS) erzielen als Unternehmen ohne FinOps.

Bildquelle: FinOps Foundation

Die Idee hinter FinOps: Wer versteht, wie Cloud-Ressourcen die Kosten beeinflussen, kann sie effektiver managen. Der Ansatz umfasst nicht nur klar definierte Prozesse und Governance-Richtlinien. IT- und Cloud-Teams sollen auch enger mit dem Einkauf und der Finanzabteilung zusammenarbeiten, um Cloud-Initiativen auf ihren Mehrwert zu prüfen und die Cloud- Strategie im Unternehmen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Das setzt unwillkürlich einen Wandel in der Unternehmenskultur voraus.

Der Erfolg von FinOps hängt jedoch von zwei Faktoren ab: Zum einen handelt es sich bei der Cloud-Kostenoptimierung nicht um eine einmalige Aktion, sondern einen fortlaufenden Prozess. Zum anderen darf FinOps nicht isoliert von anderen IT-Managementkonzepten im Unternehmen stattfinden.

Eine unendliche (FinOps)Geschichte

Das FinOps Framework ist nach der FinOps Foundation in drei Phasen unterteilt. In der ersten Phase geht es darum, echte Transparenz im Cloud-Estate herzustellen und eine genaue Inventur aller Cloud-Services und -Assets vorzunehmen („Inform“). Ziel ist, eine Kosten-Nutzen-Analyse für jede einzelne, identifizierbare Einheit (z. B. Cloud-Instanz) zu erstellen. In der zweiten Phase lassen sich dann auf dieser Basis, Verbesserungs- und Einsparungspotentiale identifizieren („Optimize“). Das kann das Herunterfahren von Workloads nach Geschäftsende, die konsequente Verfolgung von Schatten-IT bzw. Rogue SaaS oder die Neuverhandlung mit Cloud-Anbietern beinhalten. In der dritten Phase geht es schließlich darum, alle getroffenen Maßnahmen im laufenden IT- und Cloud-Betrieb kontinuierlich zu überprüfen, anzupassen und zu automatisieren („Operate“).

Hier zeigt sich bereits die zyklische Natur von FinOps: Es ist ein nie endender Prozess, der kontinuierliche Ressourcen und Maßnahmen erfordert. Und während bestimmte Optimierungen ein Plateau erreichen können, beginnt der Zyklus mit der Einführung neuer IT-Assets, Services oder Technologien wieder von Neuem.

Die Idee hinter FinOps: Wer versteht, wie Cloud-Ressourcen die Kosten beeinflussen, kann sie effektiver managen.

Wolfgang Schuster, Flexera

Dabei ist es egal, ob Unternehmen ihre Cloud-Reise vor zehn Jahren oder vor zehn Monaten begonnen haben. Sie alle stehen immer wieder vor einer steilen Lernkurve, sobald neue IT-Assets integriert werden sollen. Häufig gehen Unternehmen zu Beginn auf Nummer sicher und stellen mehr Ressourcen zur Verfügung als in der Praxis nötig sind. Erst wenn erste Erfahrungswerte hinsichtlich der Nutzung und Auslastung vorliegen, lassen sich wichtige Anpassungen (Rightsizing) vornehmen.

Besonders schön zeigt sich dieses Phänomen aktuell beim Run auf GenAI. Das Angebot an „intelligenten“ Services, Features oder Tools ist massiv gewachsen und stößt bei Unternehmen auf hohes Interesse. Laut Flexera-Umfrage nutzt bereits ein Viertel der Unternehmen (25 %) Cloud-GenAI-Services ausgiebig für das tägliche Arbeiten. Weitere 38 Prozent experimentieren mit der KI. IT-Verantwortliche stehen bei der Einführung der neuen Anwendungen gleich in mehrfacher Hinsicht vor einer Lernkurve. Denn wie alle neuen IT-Assets setzen auch ChatGPT, Microsoft Copilot & Co. zunächst einmal hohe Investitionen voraus, die es kontinuierlich auf ihren ROI zu überprüfen gilt.

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Besser im Team: ITAM und FinOps

Kosten allein sind keine gute Grundlage für IT-Investitionsentscheidungen. Hinzu kommt, dass die Cloud-Kostenoptimierung weit über die Grenzen von IaaS- und PaaS-Ressourcen und -Services hinausreicht. So fallen beispielsweise für Software in der Cloud – sprich SaaS – in der Regel hohe Ausgaben an, die jedoch in den frühen Phasen des FinOps-Lebenszyklus gerne und oft übersehen werden.

Gerade bei SaaS sind Kosten und Lizenzen eng miteinander verknüpft. Dementsprechend gilt es auch beide Aspekte bei einer geplanten Optimierung zu berücksichtigen. FinOps-Teams sind keine Spezialisten für komplexe Lizenzierungen und Nutzungsrichtlinien. Und was nach FinOps kosteneffektiv erscheint, kann aus Sicht des Lizenzmanagements verheerende Folgen nach sich ziehen.

Gefragt ist daher ein ganzheitlicher Ansatz oder hybrider Ansatz, der das IT-Asset- Management (ITAM) und damit die Verwaltung und Dokumentation aller Soft- und Hardwarebestände eines Unternehmens sowie deren Verhältnis zueinander berücksichtigt. Hybrides ITAM und FinOps kombiniert das Know-how zweier zentraler IT-Disziplinen, um Cloud-Kosten im Kontext ihrer Lizenzen sowie ihrer Bereitstellungsmodelle, ihrer Nutzung und ihres technischen Mehrwerts ganzheitlich zu bewerten. Oder anders gesagt: Die Kosten beziehen sich nicht mehr nur auf die Cloud-Ressourcen, auf denen eine Anwendung läuft, sondern auch auf die Anwendungen selbst. Damit gewinnen Unternehmen Einblick in die „echten“ Kosten der Cloud und eine Total Cost of Ownership (TCO).

Die Erwartungen in FinOps als Bändiger der Cloud sind hoch. Wer den Ansatz jedoch isoliert praktiziert und als einmalige Aufgabe abtut, untergräbt das Potenzial des Frameworks. Dass FinOps richtig umgesetzt die Cloud-Kosten senkt, ist im Übrigen belegt. Laut State of the Cloud-Report waren nach einem Rekordhoch in 2022 (32 %) die unnötigen Cloud-Ausgaben für IaaS und PaaS im letzten Jahr erstmals tendenziell rückläufig (27 %).

Wolfgang

Schuster

Executive Advisor

Flexera Software

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