Bürokräfte wünschen sich Chief Happiness Officer

Nur knapp die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer (49 %) ist der Ansicht, an ihrem Büroarbeitsplatz effektiv arbeiten zu können. Die Folge: Nur 36 % bezeichnen sich selbst als „sehr engagiert“, hat nun die weltweite JLL-Studie „Human Experience“ herausgefunden.

Damit rangiert Deutschland im internationalen Mittelfeld und leicht unter dem globalen Schnitt von 40 %. In Indien beispielsweise empfinden 69 % ihre Arbeitseinstellung als „sehr engagiert“, in Frankreich hingegen nur 21 %. Als roter Faden zieht sich die Bedeutung des „Faktor Mensch“ durch alle Länder. Besonders groß ist das Bedürfnis nach Erfüllung und Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Doch zugleich gibt es bei vielen auch Scheu vor der Veränderung. So sind 44 % der befragten Bürokräfte in Deutschland keinesfalls bereit, ihr geschlossenes Büro gegen den Großraum einzutauschen. Nur 5 % befürworten Hot Desking, wenn sie dafür innovative Flächen erhalten. 43 % stehen dieser Option noch unentschlossen gegenüber.

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13 untersuchte Länder

Mehr als 7.000 in 12 Industrienationen repräsentativ befragt

Für die Studie hat JLL weltweit 7.364 Teilnehmer in 12 Ländern und drei Regionen befragt. Die Erhebung zeigt, wie Erfahrungen und das menschliche Erleben am Arbeitsplatz das Engagement, die Mitbestimmung und berufliche Erfüllung der Mitarbeiter beeinflussen. In Deutschland sind 506 Menschen, die in einem Büro und Unternehmen mit mehr als 100 Angestellten arbeiten, befragt worden. Sie wurden repräsentativ aus verschiedenen Branchen ausgewählt. 264 der Befragten sind in Führungspositionen, 41 % der Teilnehmer sind weiblich.

Dr. Christian Koch, Geschäftsführer Corporate Solutions & Project and Development Services und Mitglied Management Board Germany: „Neben Aufgabe und Vergütung ist heute auch der Arbeitsplatz selbst und dessen Konzept ein entscheidender Faktor für die Leistungsbereitschaft und Arbeitszufriedenheit der Bürokräfte. Unsere Studie zeigt: Gerade deutsche Unternehmen haben hier noch deutliches Verbesserungspotenzial. So halten es 83 % aller Befragten für eine sehr gute oder ziemlich gute Idee, einen Chief Happiness Officer einzustellen. Also eine Person, die für die Atmosphäre am Arbeitsplatz zuständig ist.“

Erhebung zeigt: Deutsche Bürokräfte verlassen den eigenen Schreibtisch kaum

Gibt es diese Räume in Ihrem Unternehmen?

Der internationale Vergleich zeigt: Die Deutschen hängen an ihren abgetrennten Büros. Rund 83 % arbeiten in dieser traditionellen Aufteilung – das sind 28 Prozentpunkte mehr als der internationale Durchschnitt. Die Konzentrationsfähigkeit hat in der Bundesrepublik eine höhere Priorität (54 %) als in allen anderen untersuchten Ländern. Generell ist die Bindung zum eigenen Arbeitsplatz in Deutschland besonders ausgeprägt: Deutsche Arbeitnehmer verbringen rund 72 % ihrer Zeit am eigenen Schreibtisch, nur 5 % arbeiten täglich auch von flexiblen Flächen aus.Erwartungsgemäß ist die Gruppe der unter 35-Jährigen im Schnitt offener gegenüber neuen Modellen als ihre älteren Kollegen.

In anderen Ländern ist man bereits deutlich mobiler, was aber oft auch eine Frage der Verfügbarkeit ist: So geben nur 18 % der deutschen Bürokräfte an, Zugang zu Räumen zu haben, die Wohlbefinden und Gesundheit fördern – der globale Schnitt liegt hingegen bei 25 %.

Ähnlich ist das Verhältnis bei der Nutzung von „dritten Flächen“ wie Coworking-Spaces oder Internet-Cafés. Hier liegt der weltweite Schnitt bei 34 %, in Deutschland indes nur bei 26 %. Ebenso konservativ wird das Thema Home-Office behandelt: Rund 47 % der deutschen Befragten arbeiten einmal im Monat von zuhause aus, in den USA und China sind es jeweils mehr als 60 %, der globale Mittelwert liegt bei 54 %. Schlusslicht ist Japan mit 27 %.

„Unternehmen in Deutschland haben deutlichen Aufholbedarf, wenn es darum geht, die Identifikation und das Engagement ihre Mitarbeiter zu steigern. Vor allem ist aber Überzeugungsarbeit zu leisten und für attraktivere Alternativen zu werben“, sagt Christian Koch. „Denn die Umfrage hat auch ergeben, dass 44 % der Arbeitnehmer ,nicht bereit‘ oder ,keinesfalls bereit‘ sind, ihr abgegrenztes Umfeld gegen Großraumbüros oder Hot Desking, aktuell 5 %, einzutauschen, wenn sie dafür innovative Flächen erhalten.“

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Vielfältigeres Raumkonzept fördert Engagement und Wissensaustausch

Dabei sprechen die Ergebnisse der JLL-Studie deutlich für ein mobileres, innovativeres Konzept. 64 % derjenigen, die erklärten, dass sie effektiv arbeiten können, sind in Unternehmen mit vielfältiger Raumstrategie. Ebenso werden Gemeinschaftsräume als Fundament gesehen, um das Engagement und den Wissensaustausch zu fördern. Denn immerhin 44 % der deutschen Arbeitnehmer ist es wichtig, ihre Kenntnisse im Unternehmen zu teilen – das liegt im globalen Mittel, aber höher als in anderen europäischen Ländern.

Die Resultate der Studie unterstreichen zudem den Wunsch nach Menschlichkeit: Führungsansätze, die Vertrauen und Freundlichkeit wichtig nehmen, wirken sich am positivsten auf das Engagement deutscher Mitarbeiter aus. Aus den JLL-Daten geht hervor, dass 68 % der Arbeitnehmer sich bei der Arbeit weit eher motiviert und eingebunden fühlen, wenn sie selbstständig arbeiten können, 65 % der Befragten schätzen Freundlichkeit in der Führung.

Engagement, Mitbestimmung und Erfüllung als Rezept für ein besseres Betriebsklima

Vor dem Hintergrund der aktuellen Lage sowie der Bedürfnisse der Büroangestellten sieht JLL drei Pfeiler für eine höhere Arbeitszufriedenheit und Produktivität: Engagement durch eigene Akzente, Mitbestimmung durch mehr Nutzungs- und Gestaltungsfreiheit sowie Erfüllung durch positive Erlebnisse und Gesundheit.

Gefühlte positive Auswirkung auf das Engagement nach Alter

Die positivste Auswirkung (auf einer Skala von 1 bis 5 für „sehr gut“) auf ihre Leistungsbereitschaft sehen die deutschen Teilnehmer der Erhebung durch Räume für gemeinsame Interessen (3,7), den Zugang zu einem Inkubator (3,5) im Sinne eines Gründerzentrums sowie Kreativräume (3,4). Mit 3,6 werden hausinterne Cafés oder Snackbars bewertet. Gesundheit und Wohlbefinden spielen bei den Raumkonzepten eine besonders wichtige Rolle. Das gilt insbesondere für die Gruppe unter 35 Jahren, die deutlich höhere Erwartungen an ein neues Raumkonzept hat.

„Die Umfrageergebnisse zeigen uns, dass Unternehmen viele Optionen haben, um ihre Mitarbeiter durch innovative Arbeitsplatzkonzepte, durch gruppenorientierte Strukturen, aber vor allem durch Vertrauen und Freude bei der Arbeit fördern können“, bilanziert Christian Koch.

humanexperience.jll/de
 

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