Fehlende Digitalisierung

Schluss mit „Cash only“

Cash only

Deutschland hat bei der Fußball-EM Spott und Häme kassiert – nicht auf dem Rasen oder in den Stadien, sondern wegen der fehlenden Digitalisierung.

„Cash only“ in Kneipe und Kiosk, dazu gab es zahllose Kommentare von Fans aus England, Italien, Belgien oder auch Rumänien in sozialen Medien. Sie waren irritiert, wenn eine Bezahlung mit Karte oder Smartphone verweigert wurde. Der Digitalverband Bitkom hat jetzt seine Forderung nach einer echten Wahlfreiheit beim Bezahlen untermauert und fordert die flächendeckende Akzeptanz mindestens einer digitalen Bezahlmethode als gleichwertige Alternative zum Bargeld – und zwar überall, wo bezahlt werden muss, zum Beispiel im Handel, in der Gastronomie, im Nahverkehr oder auch in Behörden. Mindestbeträge beim digitalen Bezahlen sollen ebenfalls entfallen, zugleich sollte die gezielte Entlastung von Händlern und Gewerbetreibenden, etwa durch Steueranreize, die Einführung eines breiten digitalen Zahlungsangebots beschleunigen. In anderen europäischen Ländern hatten solche Maßnahmen messbare Erfolge. In einer aktuellen Bitkom-Umfrage sprechen sich zwei Drittel der Bevölkerung (66 Prozent) für eine gesetzliche Pflicht aus, dass überall neben Bargeld auch eine digitale Zahlungsmethode akzeptiert werden muss. „Echte Wahlfreiheit beim Bezahlen ist in Deutschland überfällig. Wahlfreiheit bedeutet dabei nicht die Abschaffung des Bargelds, sondern eine Alternative neben Scheinen und Münzen“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. „Digitales Bezahlen ist viel mehr als mehr Komfort an der Kasse. Die flächendeckende Ausweitung digitaler Bezahlmethoden ist ein Katalysator, der die notwendige Digitalisierung Deutschlands vorantreibt.“

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Bitkom hat diese Vorschläge in einem neuen Positionspapier „Wahlfreiheit beim Bezahlen“ zusammengefasst. Dort werden sowohl die Effekte digitaler Bezahlmethoden auf Wirtschaft und Gesellschaft wie auch die Erfahrungen anderer europäischer Länder aufgezeigt. So sind digitale Transaktionen nicht nur schnell und transparent, etwa durch eine sofortige Auflistung in der Bezahl-App, sie sind durch PIN, Zwei-Faktor-Authentifizierung und Transaktionslimits auch besonders sicher. Gewerbetreibende und Händler profitieren zudem von einer höheren Kundenbindung, denn bereits heute meiden 19 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher Orte, an denen sie nicht digital bezahlen können. 98 Prozent nutzen zumindest hin und wieder kontaktloses Bezahlen mit Smartphone, Smartwatch oder Karte. Gesamtgesellschaftlich führt digitales Bezahlen zugleich zu mehr Steuergerechtigkeit, da Schattenwirtschaft und Steuervermeidung erschwert werden. Schließlich hat digitales Bezahlen noch einen positiven Klimaeffekt, da Bargeldzahlungen durchschnittlich um den Faktor 5,9 höhere CO2-Emissionen verursachen.

In dem Positionspapier werden auch Erfahrungen in anderen europäischen Ländern – Belgien, Tschechien, Polen, Rumänien und Italien – mit der regulatorischen Verankerung digitaler Zahlungsmethoden sowie der flankierenden politischen Maßnahmen dargestellt. So wurde in Italien die verpflichtende Möglichkeit des digitalen Bezahlens unter Androhung von Geldbußen eingeführt, zugleich wurden aber kleineren Gewerbetreibenden Steuernachlässe auf die per digitaler Zahlungsmethode erzielten Umsätze gewährt. „Maßnahmen wie in anderen europäischen Staaten sind auch in Deutschland denkbar und notwendig, um im europäischen und weltweiten Vergleich bei der Digitalisierung des Zahlungsverkehr Boden gut zu machen“, so Wintergerst. 

(pd/Bitkom)

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