Was ist die Antwort auf die Datenskandale? The New Privacy by Design!

Future onlineWohin uns die Datenschutz-Debatte führen wird! Warum „Privacy by Design“ bisher falsch gedacht wird! Wie Unternehmen sich auf neue Privatsphäre-Anforderungen ihrer Kunden einstellen müssen!

Anfang November des letzten Jahres hatte ich Ihnen prognostiziert, dass die Debatte um die NSA-Spionage und Frau Merkels Handy die Entwicklung der neuen digitalen Geschäftsmodelle erheblich beschleunigen wird. Der Grund ist einfach. Der einsetzende gesellschaftliche Diskurs über unseren Umgang mit Daten wird dazu führen, dass sich zumindest unter den Eliten und Entscheidern in Politik und Wirtschaft ein gewisser Grundkonsens über den zukünftigen Umgang mit Daten herstellt. Schon die pure Existenz dieses Konsenses wird die digitalen Geschäftsmodelle beflügeln. Denn für die weitere Entwicklung wird dieser Grundkonsens als eine Art “Standardisierung” fungieren.

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Bislang leidet die Wirtschaft daran, dass es solch einen Grundkonsens nicht gibt … dass Politik und die Eliten der Gesellschaft nicht einmal im Ansatz verstanden haben, wie diese neue digitale Technologie funktioniert und welche Auswirkungen sie hat. Wenn dieser Grundkonsens nun entsteht, wird er dazu führen, dass auch jene (Groß)Unternehmen der klassischen (nicht-digitalen) Branchen auf den Trend einschwenken, die heute noch zögerlich sind. Ihre Ressourcenmacht wird der Digitalität in Gesellschaft und Wirtschaft einen großen Schub geben.

Ihre Kunden haben sehr unterschiedliche Privacy-Bedürfnisse

Schon heute sind die ersten Ergebnisse dieser einsetzenden gesellschaftlichen Diskussion zu sehen. In ihrer aktuellen Studie hat die GfK erfragt, welche Konsequenzen die Deutschen aus der NSA-Affäre gezogen haben. Haben Sie ihr Verhalten geändert? 76,9 Prozent sagen: NEIN! Unter den 14-19 Jährigen sind es sogar 90 Prozent, die keinen Grund zur Änderung ihrer bisherigen Gewohnheiten sehen. Der Grund ist einfach: Die Menschen schätzen den Zusatznutzen der Datenfreigabe als wertvoller ein, als eventuelle Risiken. Oder wie 49,8 Prozent sagen: „Ich habe nichts zu verbergen!“

Natürlich gibt es auch die Anderen. 12,2 Prozent der GfK-Befragten sagen, dass sie persönliche Konsequenzen gezogen haben. 3,8 Prozent setzen nun sicherere Computerprogramme oder Geräte ein; 9,5 Prozent haben ihre Online-Aktivitäten sogar verringert und nutzen weniger Online-Dienste.

Was sagt uns das? Wir haben es mit drei unterschiedlichen Reaktionsarten auf dasselbe Phänomen zu tun. Wir sollten uns davor hüten, ad hoc bestimmte Reaktionsarten als dumm oder sorglos abzuwerten. Dies tun nur Menschen, die ihre eigene Ideologie für wertvoller halten als die Meinungen anderer Menschen. Im Gegenteil! Jede dieser der Reaktionsarten ist gleich wertvoll. Denn sie entspricht jeweils dem persönlichen Bedürfnis des Menschen.

Vielleicht erinnern Sie sich an meine letzte Trendanalyse zu den „Neuen Kundenzielgruppen der Digital-Ära“. Darin habe ich Ihnen eine Typologie der verschiedenen Kundensegmente für die kommenden Jahre beschrieben. Diese sind nicht mehr nach den bislang üblichen soziodemografischen Daten zu beschreiben, sondern anhand von Kundenbedürfnissen, dem Pro-Aktivitätslevel der Kunden, dem Kundenvertrauen in Technologie und der Kundenbereitschaft zur Datenfreigabe.

Um es noch einmal zu sagen: Anhand dieser Kriterien gibt es sechs verschiedene Kundensegmente im Massenmarkt. Bitte lassen Sie uns ein für alle Mal die Vorstellung beiseite legen, dass es nur eine wahre Datenschutz-Norm gibt. Diese Vorstellung ist absurd. Sie nützt nur Datenschützern, die damit ihre Deutungshoheit über das Thema noch ein wenig verlängern.

The New Privacy by Design

Ich denke dass wir heute schon das Ergebnis der aktuellen gesellschaftlichen Diskussion voraussagen können. Sie wird zu einem Grundkonsens führen, der geprägt ist von der Vorstellung, dass wir Bürger unsere Daten freigeben wollen, aber dennoch die Souveränität über die Daten behalten wollen. Wir wollen die Verheißungen der neuen Technologiewelt nutzen, ohne die Kontrolle und Selbstbestimmung zu verlieren. Das Level von Privatsphäre, das wir Bürger dabei gewahrt sehen möchten, ist individuell unterschiedlich. Und das ist gut so!

Für die Unternehmen bedeutet das ein Umdenken. Es geht künftig nicht mehr darum, Standardprodukte und Services herzustellen und dann darüber nachzudenken, wie man auf die Produkte ein bestimmtes -von Datenschützern vorgegebenes- Level an Datenschutz darüberstülpen kann.

Vielmehr geht es künftig darum, Produkte bereits bei ihrer Konzeption, also in ihren Grundzügen, auf die verschiedenen Anforderungen von Privatsphäre auszulegen. Produkte werden daher in 2-3 Privacy Levels konzipiert werden. Auf dem Basis-Level erfüllen sie die gesetzlichen Vorgaben, haben jedoch in der Regel keine weiteren Einschränkungen zum Schutz der Privatsphäre. Wenn Nutzer weitere individuelle Einstellungen zur Erhöhung der Datensicherheit machen wollen, erfordern diese ein Verständnis der komplexen Auswirkungen und werden daher nur wenig genutzt. Die gesammelten Daten werden über abgesicherte Kommunikations-Kanäle gespeichert und ausgewertet. Diese weitgehende Datenfreigabe wird auch Zukunft in Standard-Produkten für den Massenmarkt omnipräsent sein.

In höheren Privacy Levels hingegen sind einige Kunden bereit, die Kosten für mehr Sicherheit und Privatsphäre zu übernehmen. Hier gibt es sensiblere Grundeinstellungen zum Umgang mit Daten, die auch Unkundigen ein hohes Maß an Privatsphäre bieten. Die Auswirkungen jeder Änderung werden verständlich erklärt und Freigaben können je nach Fall und Empfänger unterschiedlich gesetzt werden. Daten können mit einem Verfallsdatum versehen werden und nur einem eingeschränkten Personenkreis zugänglich gemacht werden. Individuell gesetzte Zugriffsrechte für die Teilnehmer der Wertschöpfungskette und eine pseudonymisierte Weitergabe sensibler Daten sind hier der Regelfall.

Auf den höchsten Privacy Levels ist auch ein Verbleib der Daten auf dem Gerät möglich, welches die Daten erhoben hat. Sie bleiben bildlich in der „Hand des Kunden“. Dabei analysiert das Gerät die Daten selbst, erstellt eine digitale Identität des Nutzers und gibt diese nur bei Bedarf weiter. Viele Kunden werden jedoch gerne ihr Einverständnis zur Datenfreigabe geben, da sie im Gegenzug ein höheres Maß an Bequemlichkeit und individuelle Zusatzinformationen erhalten.

Old and New Privacy by Design

Wer sich in der Datenschutz-Debatte der vergangenen Jahre ein wenig auskennt, der wird bei dem Begriff „Privacy-by-Design“ möglicherweise gelangweilt gähnen. Schon seit fünf Jahren geistert dies als Buzzword durch die Branchendebatten. Aus diesem Grund möchte ich Sie auf einen wichtigen Unterschied hinweisen: Bislang wird unter „Privacy-by-Design“-Konzepten zumeist verstanden, dass Kunden eine vorgesehene Datensammlung und -analyse ausschalten können. Es gibt also nur zwei Zustände: AN oder AUS! In diesem Sinne argumentieren auch die führenden Datenschützer, wie etwa der frühere Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar.

Doch dies entspricht der Logik des Datenschutzes der 60er und 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Damals war das sinnvoll. Denn es entsprach in einer Welt des kalten Krieges, der verbreiteten Vorstellung von Gut und Böse und der verbreiteten Angst vor der Allmacht des Staates und der Konzerne. Doch dies ist fast 50 Jahre her. Die „Angst vor den Autoritäten“ ist aus unserer Gesellschaft verschwunden. Menschen empfinden Datenfreigaben als Möglichkeit zur persönlichen Entfaltung … der eine mehr, der andere weniger.

Dies ist der Grund, warum ich über „The New Privacy by Design“ schreibe. Das kommende Konzept des Umgangs mit Kundendaten kennt mehr als die beiden AN/AUS-Zustände. Es sieht schon in der Produkterstellung verschiedenen Privacy-Levels vor und gibt den Kunden eine souveräne Wahlmöglichkeit über jenes Level von Privatheit, das er gern leben möchte. Dieses neue Prinzip von “Privacy by Design” erfordert zwar mehr Aufwand und entsprechende Kosten für die Unternehmen, ist jedoch ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur Differenzierung im Wettbewerb.

Wie Kunden künftig über Ihre Daten souverän bleiben

Ich werde in den Innovationsprozesse und future!LABs bei unseren Kunden immer wieder gefragt, wie diese unterschiedlichen Privacy-Levels herstellbar sind. Nach welchen Kriterien funktionieren sie?

Ich habe die Grundlagen eines solchen souveränen Umgangs mit den Daten sowie die Geschäftslogik der Unternehmen dahinter, bereits im letzten Jahr in meiner Trendanalyse „Der unverstandene Megatrend – Die Zukunft der Cloud“ beschrieben. Wenn Sie nachlesen möchten: www.2bahead.com/analyse/trendanalyse/detail/trendanalyse-der-unverstandene-megatrend-die-zukunft-der-cloud/

Wenn es Sie nochmals interessiert, lassen Sie mich einige Aussagen der bisherigen Trendanalysen zusammenfassen:

Es geht nicht um Daten, sondern um Bedürfniserkennung

Dies ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis zum heutigen Zeitpunkt: Es geht bei dieser Diskussion nicht mehr um unser bisheriges Verständnis von Daten. Wer heute noch davon ausgeht, dass Daten irgendwelche Worte und Zahlen sind, die in Tabellen und Datenbanken geschrieben werden, um sie entweder mit Suchfunktionen wieder zu finden, oder mit Filterfunktionen zu Gruppen mit jeweils gleichen Merkmalen zu ordnen … der hat schon heute einen wichtigen Entwicklungsschritt verpasst.

Warum? Bei all den aktuellen Entwicklungen der IT, die mit dem Begriff Cloud zusammengefasst werden, geht es darum, die eigenen Daten nicht nur auf dem einen Computer zu nutzen, sondern zugleich auf allen anderen Geräten im Tages- und Arbeitsablauf. Die Nachfolger von iPad & Co. sind iMirror, iTable und iWallpaper. Damit wird in den kommenden Jahren das Internet Schritt für Schritt über alle Orte und Geräte des Alltagslebens “gestülpt”. Jeder Gegenstand bekommt eine eigene IP-Adresse: Ihr Badspiegel, ihre Kinderzimmertapete, Ihr Küchentisch, Ihr ICE-Sitz, Ihr Bürofenster, und so weiter. Die Voraussetzung, dass diese Geräte alle miteinander funktionieren sind Ihre Daten in der Cloud.

Die strategische Absicht der treibenden Kräfte hinter den Cloudentwicklungen ist nicht, Ihre Daten statt an Ort A künftig an Ort B zu speichern. Die Absicht ist, Ihnen künftig eine Vielzahl neuer Geräte und Services zu verkaufen, die Ihnen genauso nützlich sind, wie ihr heutiger PC.

Und dieser zusätzliche Nutzen entsteht nicht durch Daten, so wie wir Sie bisher kennen: jene statischen Datenberge, die heute in Ihren Datenbanken liegen. Unsere bisherige Vorstellung von Daten ist obsolet … und damit übrigens auch viele jener Anbieter, die heute ein Geschäft mit statischen Kundendaten betreiben.

Das neue Verständnis von Daten entsteht durch das automatisierte Erfassen und Auswerten von Bewegungsdaten des Nutzers. Objekterkennung, Bilderkennung und beobachtende Interfaces sorgen künftig dafür, dass Alltagsgegenstände das Verhalten ihrer Benutzer beobachten, diese Realwelt-Daten über die Cloud mit den abgelegten statischen Informationen kombinieren und über maschinelle Algorithmen oder Business Intelligence Systeme jeweils sekundengenau individuelle und situationsbezogene Prognosen über das momentane Bedürfnis des Nutzers erstellen. Dies ist die Grundlage um sofort situationsgerechte Informationen und Angebote über die in der Cloud verfügbaren Geräte in unseren Lebens- und Arbeitsalltag einzuspielen. Doch wie gesagt: Dies ist der heutige Stand!

In etwa fünf Jahren wird sich unser Verständnis von Daten weiter verändern. Dann werden unsere Geräte zusätzlich zu den heutigen Bewegdaten auch die Emotionen der Menschen automatisch erkennen und auswerten können. Dann heißt unser Verständnis von Daten: Echtzeitauswertung von statischen Daten + Bewegtdaten + Emotionsdaten. Wer dazu mehr wissen möchte, dem kann ich die Rede das NASA Chief Scientists Chuck Jorgensen im 2b AHEAD ThinkTank ans Herz legen. Sie finden seine Rede hier: Eine Welt ohne Geheimnisse

Und weitere 5-8 Jahre später werden wir nicht mehr nur über Emotionserkennung sprechen, sondern über Gedankenerkennung. Schon heute sind die ersten Headsets kaufbar, durch die Sie Ihren Computer allein mit Kraft Ihrer Gedanken steuern können. Dann heißt unser Verständnis von Daten: Echtzeitauswertung von statischen Daten + Bewegtdaten + Emotionsdaten + Hirnströmen.

Deshalb geht es bei dieser Diskussion keinesfalls um Daten nach unserem bisherigen Verständnis. Es geht um die Bedürfniserkennung des Nutzers … das Prognostizieren seiner Wünsche bevor er sie ausgesprochen hat.

Individualisierung statt Segmentierung

Man darf dabei nicht verkennen, wie groß der strategische Wandel der Diskussion ist. Denn einer der wesentlichen Treiber des klassischen Datenschutzes war die Angst der Mensch, nicht als einzigartiges Individuum wahrgenommen zu werden, sondern auf Basis falscher Daten in Schubladen und Segmente gesteckt zu werden, in die sie nicht gehören. Eng verbunden mit diesem Ziel war immer die Forderung nach nahezu bedingungsloser Transparenz.

Nun haben wir diese Transparenz! Unser Verständnis von Daten wird in der Zukunft nicht mehr durch die Aussicht auf richtige oder falsche Segmentierung der Menschen geprägt. Das Ziel der Datenanalysten ist ein anderes: Sie wollen jeden Menschen möglichst so wahrnehmen wie er ist: Individuell und sogar noch individueller als individuell … also adaptiv.

Adaptiv bedeutet: individuell + situativ, denn die Bedürfnisse eines einzelnen individuellen Menschen sind nicht immer gleich, sondern sie verändern sich von Moment zu Moment.

Die Konsequenz in unserer Gesellschaft und Wirtschaft wird vor allem eine sein: Das Phänomen der “Masse” wird allmählich verschwinden. Denn die Cloud macht aus der bisherigen Masse von Menschen jeweils einzeln und 1:1 ansprechbare Individuen. Oder anders gesagt: Sobald ein Mensch sein Smartphone benutzt, wie man ein Smartphone benutzen kann, tritt er aus der Masse aus. Das bedeutet: Es gibt keine “lenkbare” Masse an Käufern mehr, wenn deren Einkaufszettel adaptiv zusammengestellt wird. Es gibt keine “lenkbare” Masse an Zuschauern für Werbebotschaften mehr, wenn TV und Zeitungen adaptiv zusammengestellt werden.

Gewinner und Verlierer in der Zukunft der Daten?

Für zukunftsbewusste IT-Unternehmen ist die neue Welt der Daten eine große Chance. Egal ob im B2C oder im B2B Markt, egal ob in Erkennungstechnologien, Analyse- oder Empfehlungssystemen … überall entsteht neue algorithmenbasierte Assistentensoftware. Heutige (noch weitgehend unintelligente) Apps sind dabei die strategisch wichtigen Vorläufer. Natürlich erfüllen sie noch nicht die nötigen Funktionalitäten der intelligenten Assistenzsysteme der Zukunft. Aber sie sind ein wichtiger Platzhalter. Denn wer heute den strategisch wichtigsten Platz für die Geschäftsmodelle der Zukunft besetzt hält, der verhindert, dass der Konkurrent sich dort einnisten kann. Der strategisch wichtigste Platz ist das Display!

Doch neben den Gewinnern gibt es auch Verlierer. Denn was tun Verkäufer, wenn der Kunde dank Barcodescanner und Amazon viel besser weiß, ob das Produkt zu ihm passt, wie es andere Kunden bewertet haben und ob es um die Ecke oder online billiger zu haben ist? Vom Experten zum Kassierer! Was tun Lehrer, wenn ihre Schüler per Ebook immer mehr wissen, als das Ministerium vorschreibt? Vom Experten zum Vorleser! Was tun Handwerker, wenn Häuslebauer sich keine Heizung für ihr Haus mehr empfehlen lassen, sondern den Handwerker beauftragen jene bestimmte Heizung XY einzubauen, die angeblich die beste sein soll … sagt das Internet. Vom Experten zum Handlanger! Was tun Touristenführer, wenn in der Reisegruppe immer einer ist, der per Handy mehr über die Geschichte von Häusern zu berichten weiß, als der Führer jemals auswendig lernen kann? Vom Experten zum Schirmwedler! Was tun Makler, wenn dem Wohnungssuchenden die für ihn individuell passende Immobilie Wohnung beim Gang über die Straße automatisch in die Brille eingeblendet wird? Vom Experten zum Türaufschließer!

Wir werden in den kommenden Jahren eine Devaluation des Expertentums erleben, die große Teile unserer Wirtschaft radikal ändert und neue Märkte entstehen lässt. Denn all jene Experten, die heute unsere Welt prägen, müssen sich fragen lassen, ob ihre Expertise künftig nicht schneller und individueller durch eine Software angeboten werden kann?

Die beschriebenen, bisherigen Nicht-Daten-Experten haben eine Chance: In fast jeder Branche wird ein Premium-Segment (klein, fein, teuer) entstehen, dass nach der Logik funktioniert, dass seine Kunden bewusst ihren elektronischen Cloud-Assistenten nicht benutzen wollen! Aus welchen Gründen auch immer! Diesen Markt wird es geben. Auch hier lassen sich gute Geschäfte machen. Doch lassen Sie sich nicht täuschen: Er ist klein. Nur wenige der heutigen Nicht-Daten-Experten werden hier unterkommen.

Durch Datenanalyse wird jedes Business zum Geschäft des Vertrauens

Um die Erfolgsfaktoren für gute Geschäfte mit Daten zu verstehen, ist das Verständnis eines zweiten grundlegenden Gedankens wichtig: Die Frage, welchem Unternehmen der Kunde erlaubt, seine Daten zu verwalten, seine Recommendation-Systeme anzubieten und seine elektronischen Assistenten zu installieren, wird zur strategisch wichtigsten Marktmacht. Die Antwort ist zugleich einfach und schwer. Sie lautet: Es wird jenes Unternehmen sein, dem der Kunde am meisten vertraut. So technisch und kühl und die Technologievisionen vielleicht vorkommen mögen … der strategische entscheidende Punkt an dem sie zum Geschäftsmodell werden ist ein durchweg emotionaler: Wem vertraue ich?

Wichtig ist dabei, dass das grundsätzliche Misstrauen in Unternehmen und den Staat, so wie es vor 40 Jahren bei der Einführung unseres heutigen Datenschutzes noch vorherrschte, inzwischen weitgehen verschwunden ist. Die Angst der älteren Generationen vor einer Freigabe von Daten kommt noch aus einer Zeit, die in einer bipolaren Welt vor allem durch Angst geprägt war: Angst vor der Bedrohung durch den Ostblock, Angst vor dem Weltmachtanspruch der Amerikaner, Angst vor der Allmacht der Regierung und der Unternehmen. Wir erleben seit 20 Jahren, wie diese allgegenwärtige Angst allmählich verschwindet. Deshalb erleben jüngere Generationen die Freigabe ihrer Daten inzwischen überwiegend als nützlich anstatt bedrohlich.

Deshalb wird Datenschutz auch am Ende der jetzt beginnenden Debatte noch eine zentrale Bedeutung haben. Allerdings nach einer neuen Grundlogik: Der Datenschutz der Zukunft wird nicht mehr die Freigabe der Daten wird verhindern, sondern den Menschen eine Möglichkeit geben, ihre Daten freizugeben und dennoch souverän über sie zu bleiben.

Dies ist nicht so verwegen, wie es klingt. Souverän über die eigenen freigegebenen Daten zu bleiben ist eigentlich ganz einfach: Man muss sie jederzeit mit wenigen Klicks einsehen, verändern und löschen können.

Das Ergebnis der Debatte: 5 Zukunftsregeln und 3 Standard-Buttons für den Datenschutz der Zukunft

Diese Grundlogik wird in der Zukunft zum bestimmenden Faktor zwischen Erfolg und Misserfolg! Zukunftssichere Unternehmen die Daten aggregieren und analysieren werden insbesondere damit erfolgreich sein, dem Kunden einen selbstbestimmten Umgang mit seinen Daten zu ermöglichen, ohne IT-Experte sein zu müssen.

Und dies ist wesentlich konkreter, als die hilflosen Forderungen in manch einer TV-Diskussion dieser Tage. Denn aus meiner Sicht gibt es hierzu 5 konkrete Zukunftsregeln und 3 konkrete Buttons, die im digitalen Zeitalter die guten Anbieter von den schlechten unterscheiden werden.

Diese Buttons gehören zu jeder zukunftssicheren Cloud-Anwendung dazu. Dafür wird die nun beginnende Debatte nach meinen Prognosen sorgen.

Hier sind Sie:

  • Regel 1: Wir geben unserem Kunden die Möglichkeit, die über ihn gespeicherten, statischen Daten und die in Echtzeit gemessenen Bewegungsdaten jederzeit auf einfachste Weise einzusehen, zu verändern oder zu löschen. Wir bieten Services an, die dies einfach und bequem machen. Der “Delete-all-data”-Button gehört in unserem Angebot selbstverständlich dazu.
  • Regel 2: Wir nutzen die gespeicherten, statischen Daten und die in Echtzeit gemessenen Bewegungsdaten der Kunden ausschließlich, um dem Kunden einen sofortigen Zusatznutzen zu geben. Wir sichern, dass der Kunde nicht ausschließlich bedürfnisorientierte Informationen bekommt. Wir respektieren sein Recht auf Überraschungen!
  • Regel 3: Wir informieren den Kunden proaktiv über Schlussfolgerungen, die unsere Prognostik- und Business Intelligence Systeme über seine Bedürfnisse gezogen haben. Der Kunde hat jederzeit die Chance, diese Schlussfolgerungen zu korrigieren oder abzulehnen. Auch der “Reset-all-data”-Button ist für uns selbstverständlich.
  • Regel 4: Wir machen es unserem Kunden möglich, selbstbestimmt mit seinen Daten umzugehen. Dies bedeutet auch, dass er die Möglichkeit hat die Cloud zu wechseln. In diesem Fall geben wir ihm die Möglichkeit, seine Daten in nutzbarer Form mitzunehmen. Der dritte wesentliche Button in unserer Cloud ist der “Download-all-data”-Button.
  • Regel 5: Wir verkaufen die gespeicherten, statischen Daten und die in Echtzeit gemessenen Bewegungsdaten der Kunden nicht. Vielmehr stellen wir alle Daten dem Kunden jederzeit zur Verfügung, damit er diese, seine Daten auch bei anderen Anbietern nutzen kann.

Insbesondere dieser letzte Punkt wird nicht einfach sein. Denn diese Offenheit eines Unternehmens gegenüber einem Wechsel des Kunden zur Konkurrenz mag der strategischen Sichtweise widersprechen, nach der die Macht über die Kundendaten der wesentliche strategische Vorteil im Markt ist. Es wird aus diesem Grund Unternehmen geben, die die fünfte Regel nicht befolgen. Und es wird Unternehmen geben, die die fünfte Regel befolgen und sich damit gegenüber dem Kunden explizit von der Konkurrenz differenzieren wollen. Vermutlich haben beide ihre Berechtigung und ihre Zielgruppen.

www.2bahead.com

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